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IRRE SEELEN - Thriller (German Edition)

IRRE SEELEN - Thriller (German Edition)

Titel: IRRE SEELEN - Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Graham Masterton
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Höllenqualen. Er schauderte und schüttelte sich, stieß den Kopf gegen die Wand, konnte sich aber nicht befreien.
    »Was ist denn los?«, fragte Jack voller Entsetzen. »Was tun sie Ihnen an?«
    Schau dich mal im nächsten Zimmer um, dann wirst du sehen, wie er für Gott Kerzen anzündet.
    Sofort rannte Jack aus Quintus Millers Zimmer zur benachbarten Tür. Sie war verschlossen. Verzweifelt rüttelte er am Griff, doch nichts tat sich.
    Pater Bell jammerte: »Oh Gott, oh Gott, steh mir bei!«
    Jack hob den Messingdeckel, der den Türspion bedeckte. Was er sah, ließ ihm die Haare zu Berge stehen und ihn würgte es. Pater Bells Hände ragten aus der Wand zu Quintus Millers Zimmer, als ob er an einem Pranger stünde. Sämtliche seiner Fingerspitzen brannten. Und obwohl Pater Bell hektisch damit herumfuchtelte, als ob er hoffte, dadurch die Flammen zu löschen, war Jack doch klar, dass das Feuer viel zu heiß, viel zu heftig war.
    Mit aller Kraft rüttelte er so lange an der Tür, bis er den Rahmen knacken hörte. Doch die Zarge war viel zu robust und gab nicht nach. Man hatte sie konstruiert, um geistesgestörte Kriminelle ein Leben lang einzusperren. Selbst ein Mann in höchster Verzweiflung wäre daran gescheitert.
    Ihm blieb nichts anderes übrig, als zuzusehen, wie sich das Fleisch an Pater Bells Fingerspitzen rötete, Blasen schlug und dann schwarz wurde. Seine Fingernägel kringelten sich wie angesengte Zwiebelschalen.
    Schon jetzt traten bei jeder verzweifelten Bewegung Pater Bells Fingerknochen aus der Haut. Wenn das Feuer so weiterloderte, würde er in weniger als einer Minute gar keine Hände mehr haben.
    »Ich mach’s!«, schrie Pater Bell. »Gordon! Gordon! Aaaahhhhhhhh, Gordon! Gordon, ich mach’s! Aaaaahhhhh! Gordon! Bitte, Gordon, ich tue es! Ich tue es ja! «
    Sofort erstickte das Feuer, obwohl Pater Bells geschwärzte Finger noch immer schwelten wie Holzkohle und eine dichte Rauchwolke in der Luft hing. Jack ging wieder in Quintus Millers Zimmer zurück und sah, dass Pater Bell vor Schmerzen und Angst zitterte. Blut troff ihm aus den Mundwinkeln, weil er sich seine Zunge vor lauter Panik halb durchgebissen hatte. Die rote Flüssigkeit rann an der vor Alter labbrigen Haut herunter.
    Jack legte einen Arm um Pater Bells Schultern. Er fühlte sich hilflos, wütend und verspürte massive Übelkeit. Pater Bells Augen waren glasig. Der Schmerz in seinen Händen und Armen schien so heftig, dass er immer wieder kurz das Bewusstsein verlor.
    In einer Ecke des Zimmers kochte und blubberte der Gips wie heißer Schlamm. Der Umriss eines Mannes erschien in einer Ecke. Ein kleiner, dünner Mann, bis auf einen Schal um den Hals völlig nackt. Er betrachtete Pater Bell aus seinen weißen Gipsaugen. Auf seiner Miene zeichnete sich eine merkwürdige, irrwitzige Art von Mitleid ab.
    Pater Bell keuchte. »Die Schmerzen – die Schmerzen, ich kann sie nicht länger ertragen.«
    Jack wandte sich an die nackte Gestalt in der Ecke.
    »Komm schon, bei Jesus und allen Heiligen, lass ihn aus der Wand raus.«
    Jesus litt mehr, erklärte die Gestalt mit dem Schal, ohne den Blick von Pater Bell abzuwenden. Zumindest ist es das, was ihr Heiden einem immer wieder weismachen wollt.
    Jack atmete tief durch. »Dann eben um der Menschlichkeit willen, lass ihn gehen.«
    Wenn wir gehen, geht er auch. So lautet die Vereinbarung.
    Jack hielt Pater Bell fest. »Pater Bell? Können Sie mich hören? Nicken Sie einfach, falls ja. Sie müssen den Bann jetzt lösen. Sie müssen die Beschwörungsformel sprechen.«
    Pater Bell nickte. Dann trat eine längere Pause ein, in der er seine blutleeren Lippen befeuchtete, anschließend flüsterte er:
    »Im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes … Ich erkläre hiermit, dass dieser Ort, den ich geweiht und beschützt habe …«
    Er zögerte und leckte sich über die Lippen, lehnte den Kopf an die Wand. »Ich kann es nicht tun«, sagte er. »Ich darf es nicht.«
    Willst du noch mal das Feuer spüren?, erkundigte sich die Gestalt in der Ecke. Willst du, dass wir sie dir diesmal bis hinauf zum Handgelenk verbrennen?
    »Pater Bell«, bedrängte ihn Jack, während er ihn noch fester packte, seine knochigen Schultern unter dem Mantel spürte. »Pater Bell, Sie müssen es tun. Es gibt keine andere Möglichkeit.«
    Pater Bell nahm einen zittrigen Atemzug. Dann fuhr er fort. »Dieser Ort, den ich gegen die dunklen und teuflischen Mächte geweiht und vor denen ich ihn beschützt habe … möge

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