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IRRE SEELEN - Thriller (German Edition)

IRRE SEELEN - Thriller (German Edition)

Titel: IRRE SEELEN - Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Graham Masterton
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hineingedrückt haben, als ob sie versuchte, einen Welpen zu ertränken.
    »Randy!«, schrie Jack und streckte sich, sprang mehrmals in die Luft, doch die Decke war etwas zu hoch – ihm fehlten einige Zentimeter, um sie berühren zu können.
    Daddy! Bitte! Rette mich! Daddy, sie tun mir weh! Daddy, sie werden …
    Randy wurde gewaltsam in die Decke zurückgezerrt. Sie schloss sich über ihm wie ein Eimer mit frisch angerührtem Gips. Wütend und verzweifelt drehte sich Jack wieder zu Pater Bell und dem starrenden, weißen Gesicht in der Mitte des Hexagramms um.
    »Ihr miesen Schweine! Ihr lasst meinen Jungen gehen, habt ihr mich verstanden? Ich habe euch doch den Priester gebracht, verdammt noch mal. Was wollt ihr denn noch? Lasst ihn sofort gehen!«
    Doch die Stimme erwiderte leise und mit einem verschlagenen, hinterhältigen Unterton: Quintus sagt – nur wenn ihr uns rauslasst!
    »Ihr wollt raus?«, wollte Jack wissen. »Dann lassen wir euch eben frei! Kommen Sie, Pater Bell! Was für einen Unterschied macht das jetzt schon noch?«
    Doch Pater Bell war gänzlich anderer Meinung. »Mr. Reed! Sie sollten noch nicht einmal daran denken, sie gehen zu lassen! Niemals! Nicht in tausend Jahren! Mr. Reed – hören Sie nicht auf das, was er sagt. Ich bitte Sie, Mr. Reed! Auf keinen Fall!«
    Mit einer wütenden Geste zeigte Jack auf die Decke. »Haben Sie das eben gesehen? Haben Sie den Jungen gesehen? Das ist mein Sohn! Und was macht es schon für einen Unterschied, ob wir ihnen die Freiheit schenken? Los, verraten Sie’s mir! Und hören Sie auf, mich so anzubrüllen. Ich kann sie sowieso nicht freilassen. Das können nur Sie! Und was tun Sie? Halten mir hier eine verfluchte Moralpredigt, dass es wichtiger ist, irgendeine theoretische ›Rache der Bekloppten‹ zu verhindern. Sie halten das für wichtiger, als meinen Sohn zu retten! Mann, Sie hätten in die Politik gehen sollen, nicht in die Kirche.«
    »Mr. Reed«, setzte Pater Bell an. Er versuchte, an Jacks Vernunft zu appellieren, verzog zugleich aber das Gesicht vor lauter Schmerzen. »Nichts ist Theorie, was diese Leute betrifft, schon gar nicht ihre Verrücktheit. Sie schätzen sie völlig falsch ein. Wenn sie erst mal draußen sind, kann man sie weder aufhalten noch unter Kontrolle bekommen. Wenn man ihnen die Möglichkeit gibt, werden sie jeden abschlachten, der sich ihnen in den Weg stellt.«
    Oh, aber zuerst werden wir unseren Spaß mit dem Opfer haben, mischte sich Holman ein. Etwa so!
    Bei diesen Worten riss er Pater Bells rechten Arm nach hinten und schmetterte den alten Mann gegen die Wand. Pater Bell schrie auf – der erbärmliche Schrei eines Menschen, der mit leeren Händen auf die Welt gekommen ist und sie mit leeren Händen wieder verlässt.
    Sie haben unsere Flucht vereitelt, Pater Bell, flüsterte Holman. Wir hatten es durch das Labyrinth geschafft, kämpften ums Überleben und gegen die Panik. Keine leichte Übung. Einige der Frauen waren zu diesem Zeitpunkt völlig durchgeknallt! Aber da waren wir. Die Leylinien erstreckten sich vor uns – nördlich, südlich, östlich, westlich; wohin auch immer wir gehen wollten. Einfach wunderbar. Die meisten von uns hatten noch nie so etwas Schönes gesehen. Da standen wir nun, Huren, verrückte Massenmörder und Brandstifter, absolut einig über unsere Zukunft. Freiheit, Licht! Und Quintus Miller, was für ein Teufelskerl! Wir atmeten seinen Zauber ein, nahmen seinen Ruhm in uns auf.
    Er schloss die Augen. Momente des Glücks! Momente der Hoffnung! Aber wissen Sie, was dann passierte? Schotten dicht! Eine Leylinie nach der anderen wurde abgeriegelt, von der Dunkelheit verschluckt – Dunkelheit, die mit tosendem Donnergrollen in die Erdoberfläche eindrang. Das waren Sie, Pater Bell! Das waren Sie mit Ihren verdammten Beschwörungsformeln und Ihrem Weihwasser! Und das war das Letzte, was wir von der Außenwelt zu sehen bekamen. Sie haben uns aufgehalten, Pater Bell, Sie haben uns in eine Falle gelockt! Aber nun wollen wir raus, mein Freund! Nun wollen wir raus!
    Pater Bell hob den Kopf. Sein Adamsapfel hob und senkte sich langsam.
    »Ich kann es nicht tun, Gordon. Ich kann euch nicht gehen lassen.«
    Wollen Sie leiden?
    »Ich leide seit mehr als 60 Jahren. Ich kann euch nicht freilassen.«
    Das Gesicht öffnete die Augen. Unvermittelt schoss eine weitere Hand aus der Wand und schnappte nach Pater Bells Linker. Er wurde mit Gesicht und Körper gegen den Stein gedrückt, seine Arme überdehnten sich. Er

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