Irrgarten Der Liebe
Nacht
In einer Wochenrunde.
Drum folge deines Gottes Spur
Und lieb auch du, o Kreatur,
Zu jeder guten Stunde.
Dann ist die Welt dir wie ein Strauß,
Sieht hell und bunt und fröhlich aus
Und du wirst selber blühen
Im Garten der Gottseligkeit,
Wo in des Himmels Licht gedeiht
Das Blümlein Glück-ohn-Mühen.
Gigerlette
Fräulein Gigerlette
Lud mich ein zum Thee.
Ihre Toilette
War gestimmt auf Schnee;
Ganz wie Pierrette
War sie angethan.
Selbst ein Mönch, ich wette,
Sähe Gigerlette
Wohlgefällig an.
War ein rotes Zimmer,
Drin sie mich empfing,
Gelber Kerzenschimmer
In dem Raume hing.
Und sie war wie immer
Leben und Esprit.
Nie vergeß ichs, nimmer:
Weinrot war das Zimmer,
Blütenweiß war sie.
Und im Trab mit Vieren
Fuhren wir zu zweit
In das Land spazieren,
Das heißt Heiterkeit.
Daß wir nicht verlieren
Zügel, Ziel und Lauf,
Saß bei dem Kutschieren
Mit den heißen Vieren
Amor hinten auf.
Flieder
(Erinnerungsblatt an M.M.)
Stille, träumende Frühlingsnacht ...
Die Sterne am Himmel blinzelten mild,
Breit stand der Mond wie ein silberner Schild,
In den Zweigen rauschte es sacht.
Arm in Arm und wie in Träumen
Unter duftenden Blütenbäumen
Gingen wir durch die Frühlingsnacht.
Der Flieder duftet berauschend weich;
Ich küsse den Mund dir liebeheiß,
Dicht überhäupten uns blau und weiß
Schimmern die Blüten reich.
Blüten brachst du uns zum Strauße,
Langsam gingen wir nach Hause,
Der Flieder duftete liebeweich ...
Josephine
1.
Ihr Kleidchen ist von Tarlatan,
Ihr Herzchen ist von Golde;
Ich bete, ich bete das Mädel an,
Ihre Guckaugen haben mir's angethan,
Josephine, Sephine, du Holde!
2.
Wenn sie lacht, wenn sie lacht,
Ist der Himmel erwacht,
Gottvater singt selbst ihr zum Lobe
Ein Lied, das er selber gemacht:
Seffi,
Ach stelle mich nicht auf die Probe.
Sonst werd ich frivol,
Daß der Teufel mich hol,
Und mache mich, dir zum Preise,
Wie Zeus auf die Lumpenreise.
Gottvater singt's im tiefsten Baß,
Ihm werden beide Backen naß
Vor lauter Liebesthränen.
Sie aber streicht die Backen mir,
Sie aber kraut den Nacken mir
Und thut sich an mich lehnen.
Seffi!
3.
Der Himmel ist blau, das Wetter ist schön,
Madame, wir wollen spazieren gehn!
Da ist sie dabei!
In den blühenden Mai
Aussegeln wie Frühlingsfregatten wir Zwei.
Wie Blütenschnee ihr Kleid so klar,
Ein Blumengarten ihr Strohhut war,
Ein moosgrün Band vom Hute hing,
Wie Wimpelwurf im Winde ging.
Recht wie ein schwarzer Würdebär
Ging neben der Fee mein Leibrock her.
Wie wunderbar
Der Maitag war!
So frisch, so hell, so kühn, so jung,
Wie Kinderglückserinnerung,
Und so voll Liebe und Heiligkeit;
Ach, kranke Welt, wie bist du weit,
Weit von uns fern mit deiner Gier,
Mit deinem Haß, mit deinem Streit, –
Wir seligen, seligen Kinder wir!
4.
Und es senkt sich die Nacht.
Kühle Winde, blasse Sterne.
»Du, hast du mich gerne?«
Und sie küßt mich und lacht.
Und wir gehen nach Haus.
Alle Menschen schon schlafen.
Die Fregatten im Hafen ...
Und die Lampe loscht aus.
Komm her und laß dich küssen
Die Luft ist wie voll Geigen,
Von allen Blütenzweigen
Das weiße Wunder schneit;
Der Frühling tobt im Blute,
Zu allem Uebermute
Ist jetzt die allerbeste Zeit.
Komm her und laß dich küssen!
Du wirst es dulden müssen,
Daß dich mein Arm umschlingt.
Es geht durch alles Leben
Ein Pochen und ein Beben:
Das rote Blut, es singt, es singt.
Letzte Bitte
Laß mich noch einmal dir ins schwarze Auge sehn,
Laß mich noch einmal tief ins heiße Dunkel senken
Den trunkenen Blick, dann will ich weitergehn
Und dich vergessen ... Nur in harter Zeit,
Wenn sich der Sehnsucht Augen rückwärts lenken,
Wenn meine Seele nach Vergangenem schreit,
Dann will ich jenes einen Blicks gedenken,
Des liebeheißen, gütereichen Blicks,
Der mir im Bann versagenden Geschicks
Das Herz zu einem schmerzentiefen Glück geweiht.
Die Saite sprang – da war das Lied vorbei
Schönes Kind, ich denk an dich,
Weil die Geigen klingen
Und im Herzen wunderlich
Stille Stimmen singen.
Schönes Kind, die Geige weiß,
Wie ich dich ersehne,
Darum klingt so schluchzend heiß
Ihre Kantilene.
Schönes Kind, mir bebt das Herz.
Oh, wie starrt das Leben.
Und die Liebe ist der Schmerz
– – – – – – – – – – – – – – – – –
Dankbar und
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