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Irrgarten Der Liebe

Titel: Irrgarten Der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Otto Julius Bierbaum
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kommt: Der Frühling,
    Der Frühling.
     
     
Das grüne Wunder
    Mein Birkenhain stand weiß und kahl,
    Die dünnen Stämmchen fror,
    Da kam April und zauberte
    Das Leben grün hervor.
     
    Mit einem Schleier angethan
    Steht nun mein Birkenhain;
    Das grüne Wunder ist geschehn,
    Nun laßt uns gläubig sein.
     
    Nun laßt uns glauben wiederum,
    Daß Leben Schönheit heißt:
    Mein Birkicht ist ein Zauberwald,
    In dem das Wunder kreißt.
     
     
Das Wunder am Baume
    Ein Wunder sich begeben hat:
    Aus schwarzem Holz ist grün ein Blatt
    Vergangne Nacht gedrungen.
     
    Ein Vogel dann vom schwarzen Stamm
    Zum grünen Zweig gottlobesam
    Das Wunder hat besungen.
     
     
An die Trauerweide
    Trauerweide, erster Baum,
    Der die grünen Wimpel schwingt,
    Dem zuerst die Lebenslust
    Frisch aus Ast und Zweige dringt, –
     
    Warum nennen sie dich so,
    Den die Blätterfülle biegt,
    Der zuerst im Frühlingswind
    Sich im Frühlingstanze wiegt?
     
    Schlecht verstehen sie die Kraft,
    Die sich spielend niederneigt,
    Mit der Hand die Erde kost,
    Mit dem Haupt den Himmel zeigt.
     
     
Sommer
    Singe, meine liebe Seele,
    Denn der Sommer lacht.
    Alle Farben sind voll Feuer,
    Alle Wett ist eine Scheuer,
    Alle Frucht ist aufgewacht.
     
    Singe, meine liebe Seele,
    Denn das Glück ist da.
    Zwischen Aehren, welch ein Schreiten!
    Flimmernd tanzen alle Weiten,
    Gott singt selbst Hallelujah.
     
     
Spätsommer
    Wenn das Gras der grünen Wiesen
    Zeitig ist zur großen Mahd,
    Wenn der Sommer seine Sense
    Singen läßt durch reife Saat:
     
    Dann soll deine Seele Sonne,
    Kraft und Frucht und Ernte sein:
    Schneide ruhig deine Aehren,
    Führe deine Garben ein!
     
     
Traumsommernacht
    (Ein Lied für Hans Thoma.)
     
    Sommernacht, Traumsommernacht ...
    Die Brunnen rauschen leise,
    Die Trauerweide wiegt sich sacht;
    Nun steigt der Mond in voller Pracht
    Empor zur Wolkenreise.
     
    Traum und Frieden ...
    Was hienieden
    Unruhvoll das Herz verstört,
    Senkt sich in des Traumes Tiefen.
    Und der Ruhe Geigentöne,
    Die in Tages Lärme schwiegen,
     
    In der heißen Helle schliefen,
    Seelentiefe, seelenschöne,
    Kommen nun heraufgestiegen,
    Werden nun gehört.
     
    Sommernacht, Traumsommernacht ...
    Ein Rauschen lieb und leise,
    Die Seele wiegt sich süß und sacht
    Nach ihrer Geigenweise:
     
    Traum und Frieden ...
    Hingeschieden
    Alles was uns traurig macht.
    Sterne glimmen,
    Wolken schwimmen,
    Und das Märchen ist erwacht.
     
     
Im Blätterfallen
    Da nun die Blätter fallen,
    Oh weh, wie fahl,
    Fühl ich, wie alt ich worden bin.
    Das macht mir Qual.
     
    Die Sonne scheint. Ach, Sonne,
    Wie bist du kalt.
    Einst war der Herbst mir auch ein Lied.
    Jetzt bin ich alt.
     
     
Ein Herbstlied
    zur Begleitung des Faßtrichters.
     
    Nun klärt sich im Fasse der neue Wein,
    Doch draußen wird es trübe,
    Nur manchmal thut der Sonnenschein,
    Als ob er den Nebel hübe;
    Das Feld behauptet stolz allein
    Die brave Zuckerrübe,
    Doch auch ihr scheint es frostig zu Mute zu sein:
    Ach, kochte man bald mich zu Zucker doch ein!
    Ach, wenn man doch balde mich grübe!
     
    King Thanatos sitzt auf dem Thron
    Und übt sich im Regieren;
    Mit Reichsschwert, Scepter, Reichsapfel und Kron
    Sieht man ihn emsig jonglieren;
    Sonst würd es des Winters selbsteigenen Sohn
    An höchstseine Hände frieren;
    Blitzblau sind ihm Backen und Nase schon.
    Jetzt ist der Trichter mein Bombardon,
    Und ich gehe den Neuen probieren.
     
     
Neuweinlied
    Das hat Gott Vater gut gemacht,
    Daß er zum Herbst den Wein gebracht,
    Den weißen und den roten.
    Die Welt wird alt, der Wein ist jung,
    Herz bringt und Beine er in Schwung;
    Wir tanzen ohne Noten.
     
    Wir tanzen nach dem ältsten Takt,
    Nach dem im Paradiese nackt
    Die Beiden schon sich drehten,
    Die unser Aller Eltern sind;
    Wir tanzen zum Oktoberwind
    Wie trunkene Propheten.
     
    Daß ihr mir nicht dem Herbste glaubt,
    Es sei nun alles abgelaubt,
    Und alle Keime schliefen!
    Seht unsern Kranz und unsern Tanz
    Und unsrer Augen glühen Glanz:
    Es wird was in den Tiefen!
     
    Wie dieser junge Wein im Faß
    Sich gährend regt ohn Unterlaß
    Bis zu der klaren Stärke,
    So braut in uns gesunder Sinn
    Durch Winternis und Starre hin
    Zu neuem Frühlingswerke.
     
    Die Gläser alle an den Mund!
    Glaubt nicht dem Herbst! Wir sind gesund
    Und wollens auch beweisen:
    Der Herrgott hoch! Hats gut gemacht,
    Daß er zum Herbst den Wein gebracht,
    Den roten und den weißen.
     
     
Winter
    Weg und Wiese zugedeckt,
    Und der Himmel selbst verhangen,
    Alle Berge

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