Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Irrgarten Der Liebe

Titel: Irrgarten Der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Otto Julius Bierbaum
Vom Netzwerk:
Ideale!
    Schönheit, die mir sichtbar blüht!
    Und in mir die Feuermale!
    Eine Welt, die mir erglüht!
     
     
Der Eine und der Andere
    Der Eine spricht:
     
    Wüst ist die Welt; es rasselt rings von der Maschinen Stampf und Stoß,
    Das Zweimalzweiistviere ließ graugrimmig alle Teufel los;
    Mit Rechenfingern knöchern dürr und Augen allen Lebens leer
    Schwirrt Thüren ein und Thüren aus das lustverlassene Larvenheer.
    Die Nützlichkeit sitzt auf dem Thron, die Göttin, die Geschäfte macht,
    Ihr erst Gebot heißt: Raffe zu! Ihr erst Verbot: Weh dem, der lacht!
    Ein Wollsack ist, darauf sie sitzt, ihr Bannerstamm ein Riesenschlot,
    Vom dem der Rauch als Fahne weht, der Rußgiftrauch der reichen Not.
    Das schwarze Zeichen schlingt sich fest in alles Leben drosselnd ein,
    Und keine Farbe siebst du mehr und nicht der Sonne lichten Schein.
     
    Der Andere spricht:
     
    Ich sehe alles, was du siebst, und sehe doch: es ist nicht wahr!
    Laß nur den Ruß dir nicht ins Herz, so siehst du auch das Heute klar.
    Sie schwingt den Hammer, diese Zeit, und ihre Seele, die ist schnell,
    Doch hinter ihrem grauen Dunst, da liegt das Leben glüh und hell.
    Kriech nur nicht in der Niederung! Steig auf die Höhn und blicke weit!
    Noch ringt sie mühsam und gebückt, doch richtet sie sich auf, die Zeit,
    Und sie empfindet, was ihr not, und daß sie sich vergebens quält,
    Wenn ihrem lauten Werkgedröhn das Weihelicht der Schönheit fehlt.
    Dann wirft sie um den Wollsackthron und richtet neue Götter sich
    Und feiert ihre Neugeburt mit hohen Festen königlich.
    Sei unverzagt und glaube stark! Glaube und schaffe! Jede That
    Aus frohem Herzen ist ein Korn, ein goldenes, für der Zukunft Saat.
     
     
Das Klapperwerk
    Vor meinem Fenster drauß,
    Auf dem kahlen Pappelbaum
    Sitzt ein Gespenst;
    Das sieht scheußlich aus.
    Sein Auge, das droht,
    Ist innewendig rot,
    Sein Maul, das trenst.
    Ach, und wies redet und gestikuliert,
    Jedwedes Wörtel mit Salbe beschmiert;
    Schnappt über auch oft in Gezeter.
    Sei nicht so unverschämt, wertes Gespenst;
    Siehe, mein Pappelbaum ist kein Katheder,
    Und ich bin kein Schulbube, wie du mich kennst.
    Hab ich nicht rite hinaus dich geschmissen
    Aus meinem Leben, du ledernes Scheuel?
    Du bist mir widriger als der Tod,
    Und eine Fahne flammfeuerrot
    Will ich auf meiner Pappel hissen,
    Daß sie dir droht
    Und dich bannt, oh du Greuel.
    Du bist die gelehrte Kümmerlichkeit,
    Armselig weise, krüppelgescheidt,
    Die nichts vermag,
    Als Nacht und Tag
    Dem Leben dekretieren,
    Wies blühen soll und wachsen soll
    Und ja nicht excedieren.
    Macht einer vor Begeisterung
    Jach in die Lüfte einen Sprung,
    Gleich krähst du miserere,
    Thust immer, als ob Gotteswelt
    Ein tristes Geometerfeld
    Aus graden Linien wäre;
    Speist alles an, was freudig ist
    Und bist voll eitel Hinterlist
    Mit Regeln und mit Fallen,
    Und manchen frohen Uebermut
    Hat deine kalte Regelwut
    Zerdrückt in ihren Krallen.
    Du bist der Deutschen Erbgespenst,
    Und wenn du dich Professor nennst,
    Gleich werden zahm die Kecken,
    Und heißt du gar Geheimer Rat,
    Muß sich die beste, frohste That
    Vor deinem Spruch verstecken.
     
    Wie meinem Zorn ich genug gethan
    Sah ich das Ding mir genauer an:
    Da wars ein Klapperscheuchwerk nur,
    Von einem Geiste keine Spur;
    Oh zornige Verblendung!
    Indes, mich deucht, wens nicht verdrießt,
    Daß er aus dieser Märe liest
    Wol eine Nutzanwendung.
     
     
Vom Menschen
    (Herrn Harry Grafen Kessler zugeeignet.)
     
    Zwei Menschen fanden sich
    Im dichten Garten des Lebens,
    Wie sich zwei Blätter im Wirbelwinde finden;
    Und sie zeugten mich.
    Dann haben sie mich gehütet und genährt,
    Gehalten und geführt,
    Bis ich stark ward, allein zu gehen
    In den großen, dichten Garten.
     
    Ich bin aufs geradewohl gegangen,
    Dahin, dorthin,
    Hatte kein Ziel.
    Irgend ein Ding in mir
    Trieb mich,
    Bald sachte drängend wie aus dunklen Tiefen,
    Bald mit Stößen, die waren,
    Als ob sie aus grellen Hellen kämen.
     
    Manchmal stand ich still
    Und lauschte:
    Ob ich nicht einen Ruf vernähme, daß ich wüßte:
    Wohin?
     
    Kein Ruf.
     
    Wanderte weiter in die Welt
    Ohn Ahnen, wohin.
    Aber das Ding in mir,
    Das wußte wohl, wohin
    Michs triebe.
     
    Hat mich über Berge geführt,
    Abgründen vorüber,
    Hat mich durch schwüle Ebenen gedrängt,
    Mitten durch Fieberdünste,
    Warf mich aufs Meer und lehrte mich schwimmen.
    Manchen Stoß erhielt ich in der Welt,
    Wunden empfing ich,
    Die Narben wurden,
    Schmerzen wühlten sich Wohnungen in

Weitere Kostenlose Bücher