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Irrgarten Der Liebe

Titel: Irrgarten Der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Otto Julius Bierbaum
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Behrens.)
     
    Ich glaube an den großen Pan,
    Den heiter heiligen Werdegeist;
    Sein Herzschlag ist der Weltentakt,
    In dem die Sonnenfülle kreist.
     
    Es wird und stirbt und stirbt und wird;
    Kein Ende und kein Anbeginn.
    Sing, Flöte, dein Gebet der Lust!
    Das ist des Lebens heiliger Sinn.
     
     
Das Kreuz
    Jüngst war ich auf einem Trödelmarkt
    Und sah was das Leben zusammenharckt
    Auf dem großen Gerümpelhaufen:
    Lumpen und Plunder, Geraffel und Tand,
    In Schmutz und Scherben allerhand;
    Wer Geld hat kann sichs kaufen.
     
    Da, unter altem Gerüst und Gerät,
    Hab ich ein hölzernes Kreuz erspäht.
    Zwei Hände lang wars, aus Fichtenholz schlicht;
    Ich machte mir gleich ein rührsam Gedicht,
    An welcher Andachtsstätte
    Es einst gehangen hätte.
     
    Dacht eine Bauernstube mir,
    In ders die dürftige fromme Zier
    Vielleicht gewesen wäre;
    Hing in der Eck an der weißen Wand,
    Und manche harte Bauernhand
    Schlug vor ihm ihre schwere
    Bekreuzung über Brust und Gesicht.
     
    So dacht ich, aber 's war so nicht.
     
    Denn sieh, als schärfer hin ich sah:
    Am Querholz war ein Einschnitt da,
    Und, als ich leicht darauf gedrückt,
    Hat sich ein Dolch heraus gezückt.
    Erschrocken schier sah ich das Eisen
    Des Kreuzes in der Sonne gleißen.
     
    War eine Blutrinn eingeschnitten,
    Und dieses las ich ihr inmitten:
    Kreutz und Messer Aines worden
    In der Messerkreutzer Orden.
     
    Schlecht bin ich leider nur beschlagen
    In Wissenschaft aus alten Tagen,
    Auch konnte, wie ich um mich that,
    Mir keiner sichere Kunde sagen,
    Was für ein Orden es gewesen,
    Der Kreuz und Messer sich erlesen
    Als Waffe und als Namen hat.
     
    Doch hab das Kreuz ich mitgenommen
    Und geb es, wenn sie zu mir kommen,
    Als Rätsel gerne denen auf,
    So da gehören zu den Frommen.
     
    Mir scheints, als obs ein Sinnbild wäre
    Für jenen wundersamen Lauf,
    Den des Erlösers milde Lehre
    Von Golgatha bis heut genommen.
     
     
Am Abend
    Mir haben auch die Sinne wohlgethan,
    Mich lachte auch das Leben süße an;
    Nun bin ich matt.
    Nun sehn ich mich nach einem stillen Schluß,
    Nach einem tiefen Schlafe, der kein Muß
    Und auch kein Wollen hat.
     
    Ich sah das Glück, die Sonne war mir lieb,
    Ich aß und nahm, bis nichts zu nehmen blieb;
    Nun will ich gehn.
    Mein Aug ist müd von Farbe, Licht und Glanz,
    Es hat zu lange in den Mückentanz
    Der bunten Welt gesehn.
     
     
Leere
    Meine Seele ist krank, ich weiß nicht, nach wem,
    Meiner Träume Gestalten sind Schleier und Nebel,
    Die Stimmen, die ich höre, sind fern und verweht.
     
    Ach, schweifende Sehnsucht ohne Ziel!
    Irrflug der Seele!
     
    Ich stehe einsam, seelenverlassen, arm
    In weiter Wüste, starre Wolken nach,
    Leeren Gebilden der Winde, die ich liebe,
    Weil sie wie meine Seele ziellos sind,
    Wechselgestaltige, sonnenangeglühte,
    Hochfliegende, die immer wieder
    Zur Erde müssen.
     
    Und ist doch um mich rings das Leben voll Gestalten,
    Das blutgetriebene, blühende, voll von Früchten,
    Und manchmal klingen Laute an mein Ohr,
    Und im Vorübergehen streift mich manche Hand,
    Und heiße Augen seh ich, rote Lippen, leuchtendes Haar,
    Gewänder, die von schönen Gliedern hold bewegt sind, –:
     
    Muß ich denn einsam sein?
     
    Ich habe Freunde, die ich neidlos liebe;
    Die kahle Not entfloh aus meinem Hause;
    Was Große bildeten, darf ich genießen,
    Dankbar, nicht mäkelnd, hingegeben, ruhig;
    Und, wohl bewußt der Kraft, die mir geworden,
    Nicht hastig frech ins Uebermäßige schweifend,
    Selbstsicher im Bereiche meiner Kunst,
    Füg ich fast mühelos mir zum Genuß
    Gebilde an Gebild.
     
    Was seh ich Wolken nach? Was schweifst du irr
    Ins ziellos Weite, sehnsuchtkrank, oh Seele?
     
    Ich weiß es wohl, was mich so einsam macht.
    Dies alles, das ich habe, ist ein Tand,
    Nicht wert, dafür des Morgens aufzustehn.
     
    Du hast die Liebe nicht. Das Wort trifft mich.
     
    Drum bin ich in des Lebens Fülle fremd,
    Starr, wurzellos und blicke Wolken nach,
    Verwehenden Gebilden ohne Sinn.
    Die große Leere und das größte Leid:
    Liebloses Leben, kalte Einsamkeit.
     
     
Rosen, Goethe, Mozart
    (Für Dora Hitz.)
     
    Was will ich mehr? Auf meinem Tische stehn
    In schönem Glase dunkelrote Rosen,
    Der weiße Marmor-Goethe sieht mich an,
    Und eben hört ich Mozarts Figaro.
     
    Ich litt einst Schmerz? Ich war einst müd und krank?
    Ich log mir Glück und dichtete ein Wunder
    Von Weib, das nichts als gute Maske war? –:
    Die Rosen glühen: Alles war ein Traum,
    Der weiße Goethe leuchtet

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