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Irrgarten Der Liebe

Titel: Irrgarten Der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Otto Julius Bierbaum
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sein.
    Leck du ihm doch mal auch das Fell!
    Nicht wahr: Das spürt sich an wie – hell!?«
     
    Der Gatte brummte: »Dummes Ding!
    Red doch nicht wie ein Engerling!«
     
    Sie aber, spitzig: »Liebes Kind,
    Ich bin doch wohl nicht zungenblind:
    Das Dritte, kleinste da, ist – weiß!«
     
    »Daß ich dich in die Schaufel beiß!«
     
    Zornwatschelnd kam er aus der Ecke,
    Hub an ein prüfendes Gelecke,
    That »Hem« und »Hum« und knurrte dann:
    »Das leckt sich wirklich helle an.
    Ein Wunder, scheint mir, ist geschehn,
    Ich will Großvatern holen gehn.«
     
    Nahm einen dicken Engerling,
    Der in der Vorratskammer hing,
    Fraß ihn befriedigt auf und ging.
     
    Nach vielem Wühlen kreuz und quer,
    Bracht endlich er den Ahnen her.
    Der schüttelte den Rüssel sehr
    Und meinte, nie, so alt er wäre,
    Hab er vernommen solche Märe.
     
    Doch, als geleckt der Maulwurfsgreis,
    Sprach er: »Der Junge da ist weiß,«
    Und schüttelte noch mehr
    Den Rüssel hin und her.
     
    Bald war im ganzen Land herum
    Das seltsame Mirakulum;
    Gevatter und Gevatterin
    Trug es geschäftig her und hin,
    Und schnell von Ferne und von Nah
    Warn wispernd Gratulanten da.
    Das weiße Fell ging fast entzwei
    Von allzu vieler Leckerei,
    Und Mama Maulwurf schloß das Thor,
    Ließ niemand mehr zum Lecken vor.
     
    Sie war ein wenig eitel schon
    Auf diesen weißgeborenen Sohn,
    Und, wie nun schon die Mütter sind,
    Er wurde bald ihr Hätschelkind.
     
    So wuchs bewundert er heran
    Vom Wunderknaben zum Wundermann,
    Die Augen rot, das Fell schneeweiß,
    Stolz war auf ihn der ganze Kreis.
     
    Er selber aber zeigte sich
    Recht sonderbar und wunderlich:
    Mocht ungern bei den andern sein,
    Saß träumend gern für sich allein;
    Zumal das Wühlen schien ihm sehr
    Verhaßt, wie wenn er kein Maulwurf wär.
    Denn in den engen Winkelgängen
    Blieb ihm gar viel am Felle hängen,
    Das zu dem Weiße gar nicht paßte.
    Es schien, daß er das Erdreich haßte.
     
    Das machte schon viel böses Blut:
    »Der Weiße dünkt sich wohl zu gut,
    Für unsrer Heimat heiligen Dreck!?
    Der Frevler bürstet sich ihn weg,
    Statt patriotisch ihn als Zier
    Im Fell zu tragen, so wie wir!
    Entartung ist sein weißes Fell!
    Er ist uns überhaupt zu hell.«
    So hob es mit Gemurmel an,
    Doch ein Geknurre wurd es dann,
    Als stolz der Weiße widersprach.
    Auch warf man ihm schon Klumpen nach.
     
    Da blieb er immer mehr für sich,
    Gemieden und absonderlich.
    Und eines Tags, da fühlte er,
    Daß er am falschen Platze wär.
    Heraus! Hinauf! Zu groß der Drang!
    Er baute einen eignen Gang.
    Und nicht hinab und nicht quer um,
    Nein: grad hinauf! Das Publikum
    Stand halb entsetzt, halb höhnisch da,
    Als es den steilen Aufstieg sah:
    »Wart, Bürschchen, das bekommt dir schlecht,
    Der Augenschmerz geschieht dir recht,
    Wenn oben dich die Sonne beißt,
    Du warst zum letzten Male dreist!«
     
    Vergnüglich harrten Alle
    Daß er herunter falle
    Und winsle; »Ach, das Licht thut weh,
    Ich steige nie mehr in die Höh!«
     
    Er aber, wie von Freude toll,
    Rief: »Brüder, kommt! So wundervoll,
    Wie nie ichs träumte, ist es hier,
    Kommt, kommt zum Licht, ach, kommt zu mir!
    Ich hab das Glück, das Glück gefunden,
    Und ihr lebt in der Hölle unten!
    Mir nach, mir nach, mir nach zum Licht!
    Kommt alle, kommt und zaudert nicht!«
     
    Wie das der schwarze Schwarm vernahm,
    Jachheiße Wut ihn überkam:
    »Herunter mit dem Galgenstrick!
    Herunter! Brecht ihm das Genick!«
     
    »Kommt, kommt zum Licht! Oh, kommt zu mir!«
     
    »Ja, warte nur! Wir kommen dir!«
     
    Und während er begeistert schrie,
    Da gruben sie und wühlten sie
    Viel krumme Gänge zu ihm hin
    Und packten ihn und zerrten ihn –
    Hinab. Und haben sein Fell zerfetzt
    Und totgebissen ihn zuletzt.
     
    Da lag der Weiße still im Dreck,
    Befriedigt trollten die Schwarzen weg
    Und fraßen viele Engerlinge
    Und waren zufrieden und guter Dinge.
     
    Doch, daß die Nachwelt einst erfahr,
    Daß mal ein weißer Maulwurf war,
    Und zum Beweis das Fell erseh,
    Bildeten sie ein Komitee:
    »Zu des weißen Vließes Konservierung.«
     
    Das erfand eine praktische Balsamierung,
    Und des Maulwurfreiches weißer Sohn
    Ward beigesetzt im Pantheon.
     
     

Betrachtende
     
Oft in der stillen Nacht
    (Meinem werten Freunde Kriewitz.)
     
    Oft in der stillen Nacht,
    Wenn zag der Atem geht
    Und sichelblank der Mond
    Am schwarzen Himmel steht,
     
    Wenn alles ruhig ist
    Und kein Begehren schreit,
    Führt meine Seele mich
    In Kindeslande weit.
     
    Dann

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