Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Irrsinn

Irrsinn

Titel: Irrsinn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
Vom Netzwerk:
Walnusskern in der Schale.
    Noch vor wenigen Minuten hätte Billy sich nicht vorstellen können, jemals erleichtert zu sein, weil er in seinem Haus eine Leiche fand.
    Auch an dieser Leiche waren wahrscheinlich mehrere winzige Spuren hinterlassen worden, die ihn in Verdacht brachten. Selbst wenn er sich die Zeit nahm, Cottle akribisch zu untersuchen, würde er bestimmt eine dieser Spuren übersehen.
    Die Leiche musste vernichtet oder zumindest irgendwo ve r graben werden, wo sie hoffentlich nie entdeckt werden würde. Wie er sich ihrer entledigen wollte, hatte Billy noch nicht entschieden, doch in den dunklen Winkeln seines Hirns waren schon allerhand schaurige Szenarien aufgetaucht.
    Als er den Kopf hob, sah er, dass der erleuchtete Compute r bildschirm ihn erwartete. Vorhin hatte er die aus Ralph Cottles toten Händen empfangene Diskette bereits eingelegt, doch bevor er Zeit gehabt hatte, den Inhalt zu inspizieren, hatte Rosalyn Chan angerufen.
    Er rollte den Bürostuhl wieder vor den Schreibtisch und wi n kelte die Beine an, als er sich an den Computer setzte, um nicht mit den Füßen an die Leiche zu stoßen.
    Die Diskette enthielt drei Textdateien. Die erste trug den Namen WARUM, ohne Fragezeichen.
    Als er das Dokument öffnete, stellte er fest, dass es ganz kurz war:
    Weil auch ich ein Menschenfischer bin.
    Billy las die Zeile dreimal hintereinander. Er wusste zwar nicht, was er damit anfangen sollte, doch die Hakenwunden in seiner Stirn fingen wieder an zu brennen.
    Die religiöse Anspielung erkannte er. In der Bibel wurde Jesus als Fischer von Menschen bezeichnet.
    Die naheliegende Schlussfolgerung lautete, dass es sich bei dem Mörder um einen religiösen Fanatiker handelte, der göttliche Stimmen zu hören glaubte, die ihn zu seinen Taten drängten. Was nahe lag, war jedoch meistens falsch. Für eine logische Beweisführung bedurfte es außerdem mehr als nur eines Faktors.
    Außerdem besaß der Irre einen Hang zu Doppelzüngigkeit und war äußerst talentiert, was Verschleierung, Täuschung und die sorgfältige Konstruktion von Rätseln anging. Er zog das Schiefe dem Geraden und das Verschlungene dem Direkten vor.
    WARUM.
    Weil auch ich ein Menschenfischer bin.
    Die wahre, vollständige Bedeutung dieser Aussage hätte sich wohl selbst beim hundertsten Lesen nicht erahnen, geschweige denn konkret entschlüsseln lassen. In der begrenzten Zeit, die Billy der Analyse momentan widmen konnte, war das erst recht nicht möglich.
    Die zweite Datei trug den Titel WIE. Sie war nicht weniger mysteriös als die erste:
    Grausamkeit, Gewalt, Tod. Bewegung, Geschwindigkeit, Aufprall. Fleisch, Blut, Knochen.

    Obwohl sie sich weder reimten noch ein bestimmtes Versmaß aufwiesen, sahen die drei Zeilen fast aus wie die Strophe eines Gedichts. Wie bei der tiefgründigsten Lyrik, so befand sich auch hier die Bedeutung nicht an der Oberfläche.
    Billy hatte das seltsame Gefühl, dass es sich bei den drei Zeilen um drei Antworten handelte und dass er, wenn er nur die Fragen wüsste, auch die Identität des Mörders kennen würde.
    Egal, ob dieser Eindruck eine plausible Möglichkeit oder ein reines Hirngespinst war, er hatte keine Zeit, darüber nachzude n ken. Schließlich musste er sich gleich um zwei Leichen kümmern, um die von Lanny und die von Cottle. Es hätte ihn nicht gewundert, wenn er bei einem Blick auf die Armbanduhr gesehen hätte, wie der Minutenzeiger sich drehte, als zählte er Sekunden ab.
    Die dritte Datei auf der Diskette trug den Titel WANN, und als Billy sie öffnete, griff der Tote unter dem Schreibtisch nach seinem Fuß.
    Hätte Billy atmen können, so hätte er laut aufgeschrien. Als sich die gefangene Luft dann schließlich Bahn brach, war ihm jedoch klar geworden, dass dieser Vorgang weniger übernatü r lich war, als er gedacht hatte.
    Die Leiche hatte gar nicht nach ihm gegriffen, vielmehr war Billy vor Aufregung mit dem Fuß daran gestoßen. Nun stellte er ihn wieder unter den Bürostuhl.
    Das mit WANN betitelte Dokument auf dem Bildschirm verkündete eine Botschaft, die weniger Interpretationsgeschick erforderte als die Dateien WARUM und WIE.
    Meine letzte Tötung: Donnerstag um Mitternacht. Dein Selbs t mord: bald danach.
     

32

    Meine letzte Tötung: Donnerstag um Mitternacht. Dein Selbstmord: bald danach.
    Billy Wiles sah auf seine Armbanduhr. Einige Minuten nach zwölf Uhr mittags. Es war Mittwoch.
    Wenn der Irre meinte, was er sagte, dann fand diese Darste l lung oder was es sonst sein mochte,

Weitere Kostenlose Bücher