Irrsinn
ist aus Zeder.«
Viele Leute fanden das Zerstörungswerk der Goldspechte so schön, dass sie die beschädigten Elemente nicht auswechselten, bis Wind und Wetter sie endgültig ruiniert hatten.
»Ach, mögen die kein Zedernholz?«, fragte Sobieski.
»Keine Ahnung. Meines mögen sie jedenfalls nicht.«
Nachdem die Spechte ihre Löcher gebohrt hatten, steckten sie Eicheln hinein, hoch oben an den Gebäuden, wo die Sonne sie erwärmte. Nach einigen Tagen kamen sie zurück und lauschten an den Eicheln. Wenn sie in einer Geräusche hörten, hackten sie die Frucht auf, um die darin hausende Larve zu verzehren.
So war das also mit dem sogenannten Recht auf Hausfrieden.
Goldspechte und Polizisten scherten sich nicht darum.
Langsam und unerbittlich taten sie ihr Werk.
»So viele Zimmer hat mein Haus doch gar nicht«, sagte Billy und erlaubte sich dabei, ein klein wenig ungeduldig zu klingen, wie es für einen Unschuldigen wohl angebracht war.
Als Sergeant Napolitino zurückkehrte, trat er nicht aus der Vordertür. Er kam die Südseite des Hauses entlang, aus Ric h tung der Garage.
Die Hand hatte er dabei nicht lässig am Griff seiner Pistole liegen. Vielleicht war das ein gutes Zeichen.
Der Vogelschwarm flitzte in eine ferne Ecke des Himmels davon, als wäre er vom Anblick des Beamten verscheucht worden.
»’ne tolle Werkstatt haben Sie sich eingerichtet«, sagte Nap o litino zu Billy. »Da könnte man so gut wie alles machen.«
Irgendwie bemerkte der junge Sergeant das mit einem Unte r ton, als hätte Billy die Kreissäge verwendet, um eine Leiche zu zerstückeln.
Napolitino ließ den Blick über das Tal schweifen. »Ein wu n derschönes Panorama ist das von hier oben«, sagte er.
»Ja, ist ganz nett«, sagte Billy.
»Paradiesisch.«
»Stimmt«, pflichtete Billy bei.
»Ich hab mich gewundert, dass alle Jalousien heruntergelassen sind.«
Billy hatte sich offenbar zu früh gefreut. »Wenn es so heiß ist, tu ich das immer«, sagte er fast stotternd. »Gegen die Sonne.«
»Selbst an den Fenstern, wo die Sonne gar nicht hinkommt.«
»Wenn man an einem derart hellen Tag vom Whiskey keine Kopfschmerzen bekommen will, hat man’s am liebsten dunkel.«
»Seit heute Morgen reduziert er langsam die Portionen«, klärte Sobieski seinen Kollegen auf. »Um allmählich nüchtern zu werden und keinen Kater zu bekommen.«
»Ist das der Trick?«, fragte Napolitino.
»Einer von vielen«, erwiderte Billy.
»Ist schön kühl da drin.«
»Gott sei Dank.«
»Rosalyn hat gesagt, Ihre Klimaanlage wäre ausgefallen.«
Diese kleine Unwahrheit hatte Billy ganz vergessen. Schlie ß lich war sie nur einer von vielen Fäden im komplexen Gewebe seiner Lügengeschichte.
»Nicht ständig. Sie geht alle paar Stunden aus und dann i r gendwann wieder an. Vielleicht stimmt was mit dem Kompressor nicht.«
»Morgen soll’s noch ein bisschen heißer werden«, sagte Napolitino, der noch immer ins Tal blickte. »Sie sollten dri n gend ’nen Mechaniker kommen lassen, falls die nicht schon bis Weihnachten ausgebucht sind.«
»Ich werde mir das Ding später selbst mal vornehmen«, sagte Billy. »Bin ziemlich geschickt in solchen Dingen.«
»Hantieren Sie bloß nicht an irgendwelchen Maschinen rum, bevor Sie wieder völlig nüchtern sind!«
»Nein, nein. Ich warte.«
»Besonders nicht, wenn Elektrizität im Spiel ist.«
»Jetzt mache ich mir erst mal was zu essen. Das hilft b e stimmt. Vielleicht sogar gegen meinen flauen Magen.«
Endlich sah Napolitino Billy ins Gesicht. »Es tut mir leid, dass ich Sie so lange hier in der Sonne stehen lassen habe, trotz Ihres Kopfwehs und so weiter.«
Das klang ehrlich, aber obwohl der Sergeant zum ersten Mal einen versöhnlichen Ton anschlug, waren seine Augen so kalt, dunkel und bedrohlich wie zwei Pistolenmündungen.
»Das Ganze ist mein Fehler«, sagte Billy. »Ihr beide habt nur eure Arbeit getan. Ich hab ja schon fünfmal gesagt, wie dämlich ich war. Tut mir echt leid, dass ihr mit mir so viel Zeit verge u den musstet.«
»Nun, schließlich lautet unsere Devise: ›Dienen und Schü t zen‹.« Napolitino verzog den Mund zu einem dünnen Lächeln. »Das steht sogar auf der Tür unserer Streifenwagen.«
»Mir hat es besser gefallen, als da noch gestanden hat: ›Die besten Cops, die es für Geld zu kaufen gibt‹«, sagte Sergeant Sobieski, was Billy unvermutet zum Lachen brachte, von Napolitino jedoch nur mit einem leicht verärgerten Blick quittiert wurde. »Na, jedenfalls ist es jetzt
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