Irrtum!: 50 Mal Geschichte richtiggestellt
Institut für Wirtschaftsforschung mit Sitz in Westberlin. Von dort kamen die Zahlen ins Bundeskanzleramt und wirkten auf interne Berichte der Ständigen Vertretung der Bundesrepublik, wie die Bonner Quasi-Botschaft in Ostberlin hieß, ebenso ein wie auf offizielle Publikationen des Bundesministeriums für innerdeutsche Beziehungen, in denen schon mal die »wirtschaftliche Erfolgsbilanz« der DDR gelobt wurde.
Diese Fehleinschätzung der ostdeutschen Wirtschaftskraft war fatal für die Wirtschaftspolitik der Bundesregierung nach der Revolution von 1989. Das Wagnis der Wirtschafts- und Währungsunion ging die Regierung Kohl 1990 keineswegs freihändig und allein politisch motiviert ein, vielmehr bestätigten die beratenden Ökonomen diesen wohlwollenden Blick auf die Wirtschaftskraft des zweiten deutschen Staates. Bald stellte sich jedoch heraus, dass die ostdeutsche Wirtschaft viel maroder war als angenommen und die DDR keineswegs unter die stärksten Volkswirtschaften der Welt zu zählen war. Bundeskanzler Helmut Kohl nannte die »Chimäre« von der DDR als Wirtschaftsmacht trotz Hemmschuh Planwirtschaft und unübersehbarer Mangelwirtschaft einen der »gigantischsten PR-Tricks der Neuzeit«. Das oft verspottete und längst sprichwörtlich gewordene Versprechen des Kanzlers zum Auftakt der Währungs- und Wirtschaftsunion am 1. Juli 1990, man werde »schon bald wieder blühende Landschaften« erblicken, war zwar vor allem eine klassische Politikeraussage, die das Licht am Tunnelausgang in trügerische Nähe rücken sollte. Es stützte sich aber nicht zuletzt auf die Annahme, die wirtschaftliche Substanz der DDR sei einigermaßen intakt und daher mit einem Bonner Vitaminschub rasch auf Westniveau zu hieven.
Der rumänische Diktator Ceauşescu wurde von der Revolution hingerichtet – IRRTUM!
Neunzig Kugeln verschossen drei Soldaten der Fallschirmjägereinheit Boteni am Nachmittag des 25. Dezember 1989 vor einer Kasernenmauer in Targoviste, dann lagen der Diktator und seine Frau tot am Boden: Nicolae und Elena Ceauşescu. Die Soldaten waren an diesem kalten Weihnachtstag abkommandiert worden, ohne zu wissen, worum es ging. Sie flogen per Hubschrauber nach Targoviste und wurden vor Ort von General Victor Stanculescu, stellvertretender Verteidigungsminister, eingewiesen. Wenige Minuten vorher hatte ein Gericht nach gut einer Stunde Verhandlung und Beratung in Rekordzeit einstimmig das Todesurteil gefällt, dem alten Paar blieb gerade noch Zeit, den gemeinsamen Tod zu fordern und die »Internationale« anzustimmen, aber die Kugeln kamen, bevor das Lied beendet war. Ein Kameramann, der die Hinrichtung filmen sollte, kam zu spät, weil sein Kabel nicht reichte – um die Welt gingen daher keine Bilder der Hinrichtung, wohl aber des Prozesses und der Leichen. Besiegt, vor Gericht gestellt und hingerichtet von einer der Revolutionen, die 1989 über Mittel- und Osteuropa hinwegsausten und dem Staatssozialismus ein Ende setzten. Mehr als vier Jahrzehnte hatte Nicolae Ceauşescu Rumänien mit eiserner Hand regiert, das steinerne Vermächtnis war eine Bauruine in Bukarest: ein gigantischer Palastkomplex, den weiterzubauen die folgenden Regierungen sich genötigt sahen. Der »geliebte Conducator« hatte sich damit ein Denkmal setzen wollen.
Das Regime des Conducators (»Führer«) Ceauşescu konnte sich länger behaupten als die Machthaber anderer kommunistischer Staaten – längst war selbst Erich Honecker entmachtet worden, die Mauer geöffnet und damit der Eiserne Vorhang quer durch Europa Geschichte. Die überaus beschwerlichen Siebziger- und Achtzigerjahre, darunter eine katastrophale Versorgungslage, die zeitweise zu Hungersnöten führte, hatten viele Rumänen apathisch gemacht, das enorm wirkungsvolle repressive System des Geheimdienstes Securitate tat ein Weiteres. Die wenigen mutigen Dissidenten wurden unerbittlich verfolgt und drangsaliert. Und noch im November verkündete der Staatschef ungerührt und frohgemut, den »goldenen Traum der Menschheit« namens Kommunismus verwirklichen zu wollen.
Dann aber ging es im Dezember 1989 umso schneller: Anlässlich der Strafversetzung des oppositionellen ungarischen Pfarrers in Temeswar László Tökés kam es zu Protesten, die sich immer mehr ausbreiteten. Die staatlichen Medien enthielten die Nachrichten darüber dem restlichen Land vor, und Ceauşescu reiste kurz darauf ungerührt zu einem Staatsbesuch in den Iran. In der Zwischenzeit schoss die Armee im
Weitere Kostenlose Bücher