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Irsud

Irsud

Titel: Irsud Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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jene Götter, die mein Volk angerufen hat. Götter!“ Sie drehte sich um und ging zu dem Bogendurchgang, der in den Korridor hinausführte. In der Öffnung schaute sie über die Schulter zurück. „Wenn es draußen Ärger gibt und ich nicht bald zurückkomme, verschwinde von hier. Nimm die Juwelen mit.“
    „Kunniakas, laß mich mit dir kommen.“ Die Hiiri klammerte sich an ihren Arm. „Ich kann so gut kämpfen wie jeder Mann.“
    „Ich glaube dir, Kätzchen.“ Sie lächelte liebevoll in das kleine, braune Gesicht, streckte die Hand aus und berührte zärtlich die festen Lippen. „Das Kätzchen hat Krallen.“ Sie schüttelte den Kopf. „Nein. Ich brauche jemanden, dem ich das hier anvertrauen kann.“
    Aamunkoitta sank entrüstet auf die Knie. Sie schniefte. Aber als Aleytys um die Biegung des Korridors eilte und nicht mehr zu sehen war, flüsterte sie: „Mögen dich die Henkiolentomaan sicher geleiten, Kunniakas.“
    Aleytys bekam die Arsenaltür auf; ihre Gabe funktionierte jetzt fast automatisch, gleichmäßig wie das Atmen. Sie zog die Tür auf und sprang hinein. Die einzelne Wach-Nayid verging knisternd im Strahl der Energiepistole, bevor sie einen Laut ausstoßen konnte. Aleytys atmete flach, war darauf bedacht, nicht daran zu denken, was sie tat, schwang die Waffe voll über die schlafenden Wächterinnen, ließ dann die Aschehaufen hinter sich zurück und stieß in den Haupt-Lagerraum des Arsenals vor.
    Im Zentrum des Raumes blieb sie stehen, blickte sich um, sah die schweren Waffen, die ordentlich gestapelt in Wandnischen gelagert waren. Sie wußte, was sie tun wollte – aber wie man es tat … Madar, dachte sie, ich verstehe keine kompliziertere Waffe als ein Messer …
    Ein Vibrieren entstand in der Tiefe ihres Geistes, ein purpurnes Leuchten breitete sich im Raum aus, erschreckte sie, erinnerte sie an jenes Etwas, das sie so verwirrend fand, jenes Etwas, das ihr Gedächtnis mied, aber es lag so viel Schmerz darin, aufzuspüren, was es war, daß sie davor zurückscheute, es zu versuchen. Das purpurne Leuchten wurde stärker, und plötzlich war das Wissen, das sie brauchte, in ihrem Verstand vorhanden, deutlich und vollständig, wie eine Seite in einem Buch.
    Ohne dies zu hinterfragen, zu ängstlich, um danach zu fragen, entschlossen, nicht danach zu fragen, eilte sie zu einer der größeren Nischen, die von einem häßlichen Metall-Ei ausgefüllt war. Ihre Hände bewegten sich, ohne Anleitung durch ihren Verstand zu brauchen, sie arbeitete mit einem Wissen in den Fingerspitzen, machte die Bombe scharf; stellte einen Zeitzünder ein, dann ging sie zur nächsten. Und zur nächsten. Und zur nächsten. Als sie fertig war, hatte sie fünf Bomben scharf gemacht: ließ sie lebend zurück; leise summten sie ihre Lieder von wartender Energie …
    Wieder im Treppenhaus, sah sie, wie sich Aamunkoittas angespanntes Gesicht entkrampfte, sah sie mit ihrer rechten Hand die Segensgeste machen. Sie lachte. „Götter! Los, komm, Kätzchen. Zum Dach.“
    „Zum Dach?“ Aamunkoitta berührte zögernd ihren Arm. „Aber …“
    „Ein Gleiter, Kätzchen. Was sonst.“
    Aamunkoitta streifte die Tragestricke der Juwelenkiste über ihre Schulter. „Du kannst damit fliegen?“
    „Wenn nicht, werden wir einen höllischen Scheiterhaufen haben, Kätzchen.“
    Treppe. Immer rundherum. Die massive, doppelt verriegelte Tür, die den Weg zum Dach hinauf versperrte, aufschließen. Aleytys lehnte sich gegen das Metall, atmete schwer. „Ich bin müde“, sagte sie langsam. „Müde.“
    „Kannst du nicht …“
    „Wieder die Götter?“
    „Nein. Heilen. Wie das erste Mal, als wir vor ihr davonritten.“
    „Ich muß wirklich ausgelöscht worden sein.“ Aleytys schloß die Augen und badete in ihrem Strom, bis ihr Körper vor Leben prickelte, ihr Geist hoch aufstieg, in eine neue Begeisterung. Einmal, nur einmal, schwankte die gehobene Stimmung, sie hörte Burashs leicht belustigte Stimme sagen … auf und ab … auf und ab … Mäßigung, Leyta, ein wenig Mäßigung … Sie schob die Erinnerung beiseite und legte ihre Hände an Aamunkoittas Schläfen, um ihre Kraft mit ihrer kleinen Freundin zu teilen. „Hilft das?“
    „Ja, Kunniakas.“
    „Gut. Wenn ich auf das Dach hinausgehe, wartest du in der Deckung hinter der Tür.“
    „Kunniakas!“ Die Stimme der Hiiri klang ungehalten, die Augen blitzten.
    „Keinen Widerspruch, Kätzchen. Diese Wächterinnen werden ebenfalls Energiewaffen haben. Wir brauchen ihnen nicht

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