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Irsud

Irsud

Titel: Irsud Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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Energiepistole gehoben, einen bebenden Finger hauchzart vom Sensor entfernt, bereit zu feuern. Die Kipu lag in einem schmalen Bett in dem engen, kargen Raum, noch tief im Schlaf versunken, die langsamen, gleichmäßigen Atemzüge das einzige Geräusch. Und es war keine Vortäuschung. Aleytys spürte den herabgesetzten Lebensschlag, das ruhige, beständige Pochen des Schlafzustandes. Sie schob die Hand über die Schaltplatte und erfüllte den Raum mit einem plötzlichen Lichtglanz.
    Die Kipu erwachte, fuhr hoch, starrte mit offenem Mund auf Aleytys, die neben der Tür stand. Aleytys sah, wie ihre Kehle arbeitete, wie Intelligenz in das schmale Gesicht zurückkehrte.
    „Bemühe dich nicht“, sagte sie in einem leisen, seidigen Flüstern. „Sie können dich nicht hören, nicht in dem Zustand, in dem sie sind.“
    Die Kipu starrte auf die Pistole, die von Aleytys’ Hand fest gehalten wurde. „Wenn du mich umbringst, wirst du nicht aus dem Mahazh herauskommen.“
    Aleytys kicherte. Sie fühlte sich fast unbeschwert. „Nicht einmal ein guter Versuch, Kipu.“
    Die Kipu zupfte an der Decke, zog sie enger um ihren nackten Körper; ihre Nacktheit ließ sie sich unbehaglich fühlen, sie fühlte sich auf eine Art und Weise verwundbar und ängstlich, in der sie sich seit ihrer Kindheit niemals mehr zu fühlen erlaubt hatte. Aleytys merkte dies und lachte wieder, die Blicke aus ihren strahlenden, blaugrünen Augen glitten spöttisch über den schmalen Oberkörper der Kipu.
    Die Kipu errötete, das rote Blut stieg über ihre Schultern und ihr Gesicht. Sie griff nach der Jacke, die ordentlich gefaltet über der Lehne eines Stuhls hing, der mit pedantischer Genauigkeit exakt parallel zum Bett gestellt war.
    Aleytys versteifte sich. „Nein.“
    Die Blicke der runden, schwarzen Augen hefteten sich auf sie; die Kipu blinzelte kein einziges Mal. Der dürre Arm hielt einen Moment lang inne, dann setzte die Kipu die Bewegung ruhig fort, griff nach der Jacke. „Sei nicht dumm, Frau.“
    Ein heißer, angespannter Zorn flammte in Aleytys Brust auf. Einen Sekundenbruchteil lang richtete sie die Pistole auf den Körper der Kipu, dann schwang sie den Lauf zur Seite. Das grelle Licht zerfraß die Bluse zu Asche, versengte die Hand und den Arm der Kipu, brannte ihn bis knapp unterhalb des Ellenbogens weg, züngelte weiter, fraß einen tiefen Happen aus der dicken, steinernen Außenwand. „Jetzt!“ zischte sie Aamunkoitta zu.
    Mit funkelnden Augen, ein hartes, wildes Lächeln auf dem kleinen, braunen Gesicht, machte Aamunkoitta einen Schritt nach vorn, riß das Laken auf, schleuderte den toten Embryo auf den Schoß der stöhnenden Nayid.
    „Deine Königin“, sagte Aleytys leise. „Leb wohl, Kipu.“ Sie hob die Pistole. „Leb wohl.“ Das rote Gluten leckte hervor. Wie Burash war der angespannte Körper der Kipu eine plötzliche schwarze Silhouette gegen den Feuerkegel, dann nichts mehr als zerfasernde graue Asche, die Wand hinter ihr ließ durch ein rundliches, ausgezacktes Loch Luft herein, Luft, die die Asche kurz aufwirbelte und einen Hitzeblitz in Aleytys’ Gesicht zurücksandte.
    Sie rieb mit einer bebenden Hand über ihr Gesicht, vermißte das wilde Vergnügen, das sie erwartet hatte, spürte nur eine stille Übelkeit, eine kalte Einsamkeit, eine ungeheuere Müdigkeit.
    „Kunniakas.“ Aamunkoitta zupfte an ihrem Ärmel.
    „Ja. Ich weiß.“ Sie hob die gefranste Jacke hoch und steckte die Energiepistole hinter den Gürtel, der die Beinkleider hielt.
    Der Lift brachte sie in die Kasernenetage. Vorsichtig schlichen sie ein kurzes Stück des Korridors entlang, trafen auf niemanden, gingen dann die Wendeltreppe zur grünen Etage des Waffenarsenals hoch.
    Aleytys lehnte sich an die geweißte Wand und schloß die Augen. „Kätzchen, bleib hier. Behalte das hier im Auge.“ Sie tippte mit dem Fuß gegen die Juwelenkiste. „Das ist meine Chance, von dieser Welt fortzukommen.“
    „Kunniakas, können wir nicht gehen?“ Die Hiiri breitete ihre kleinen Hände aus, streckte die drei kurzen Finger zu einer sternförmigen, abwehrenden Geste aus. „Du forderst deine Götter zu sehr heraus, sie wenden sich ab. Götter sind so.“
    „Götter.“ Aleytys lachte bitter. „Madar, ich bin müde.“ Sie hielt die Hände vor sich und sah sie an, rauh, rissig, schartige Nägel, eingewachsene Nägel. „Das sind meine Götter. Nicht so hübsch, aber stark.“ Sie schloß die Hände zu Fäusten. „Sie tun das, worum ich sie bitte, nicht wie

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