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Irsud

Irsud

Titel: Irsud Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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geleite die Belit in ihre Gemächer.“
    Noch immer protestierend, watschelte Asshrud vor der gelangweilten Wache her aus dem Raum.
    Gapp kicherte schrill, aber ihr Gelächter verlor sich, als sie Aleytys’ eisigem Blick begegnete. „Um Alpitta“, stieß die junge Nayid wütend hervor, wobei sich ihr liederliches Gesicht zu einer mürrischen, finsteren Miene verzog. „Ardana. Sklavin“, höhnte sie. „Kriech in dein kleines Loch zurück.“
    Aleytys hob erneut den Kopf, schnitt die Tirade ab. „Nutzloses, hohlköpfiges Küken“, sagte sie leise. Beide Hände waren jetzt aus den Ärmeln, der linke Daumen streichelte den Rücken der rechten Hand. „Selbstgefällige, hirnlose Kalamat, du wirst deine bedeutungslosen Anmaßungen zurücknehmen. Du wirst dich auf deine Stellung besinnen. Du wirst aufhören, mich mit deinem kindischen Gefasel zu ärgern.“ Ihre ruhigen, säuregetränkten Worte trieben die Farbe aus dem Gesicht der jungen Nayid und weckten alptraumhafte Erinnerungen an zahllose Bastonaden, die ihr die Alte in früheren Zeiten verabreicht hatte.
    Die Kipu strahlte kurz Unentschlossenheit aus, und der Hauch von Angst wurde vorübergehend stärker, aber über allem lag das heiße, grüne Leuchten ätzenden Ehrgeizes. Die Kipu verachtete die meisten intelligenten Wesen, die sie kannte, gründlich; die einzige, die sie jemals respektiert hatte, war die Alte gewesen, und dies nur, weil die alte Königin sie in einem Würgegriff der Furcht hielt. Sie klopfte mit dem Daumen gegen die Zähne. „Genug davon. Gapp, verschwindet aus diesem Raum. Spielt Eure Spielchen mit denen, die sich nicht dagegen sträuben. Oder sich dagegen sträuben können. Und kommt nicht mehr jammernd zu mir, wenn sich Eure Lustobjekte als widerspenstig erweisen.“
    „Aber …“ Gapp begann, ihre eigene Arroganz wiederzugewinnen. „Ihr habt es mir versprochen. Ihr habt gesagt …“
    „Nichts. Ihr streitet mit mir?“ Ihre ölige, volltönende Stimme senkte sich zu einem kehligen Flüstern, was den rhythmischen Schwung auf ein rhythmisches Kreischen reduzierte. Gapp starrte sie an, verblüfft, ihr schlaffer Mund stand weit offen.
    „Aber …“ Sie öffnete und schloß den Mund wie ein Fisch. „Aber Kipu, vergeßt Ihr nicht …“
    Die Kipu schlug ihre Hand wieder herunter; das laute Klatschen unterbrach Gapps Rede. „Ich vergesse nichts. Ahrib, geleitet diese Belit von hier fort.“
    „Nein!“ kreischte Gapp. „Nein, nicht wegen dieser Schwindelei, diese Sklavin, diese nachgemachte Sarrt …“
    „Dieses Gegeifer beleidigt meine Ohren.“ Die sanften, schleppend gesprochenen Worte brannten sich durch das lärmende Kreischen. Sowohl die Kipu als auch Gapp drehten sich um und starrten Aleytys an.
    Wieder streichelte ihr Daumen das Handgelenk; ein kleiner Muskel zuckte am Mundwinkel, schmälerte die eisige, herablassende Maske. Innerlich flüsterte sie Harskari zu durchzuhalten, und sie wagte es, Schwermut und tiefpurpurne Entmutigung zusammenzuraffen und sie Gapp wie eine überreife Tomate entgegenzuschleudern, um sie auf dem Netz von Nervensynopsen und Zuckreflexen, das sie Seele nannte, auseinanderspritzen zu lassen. Gapp schrumpfte in sich zusammen. Sie fuhr herum und stürzte aus dem Raum, gefolgt von einer ehrfurchtergriffenen und verängstigten Wächterin.
    Aleytys erlaubte sich ein leichtes Lächeln. Sie streckte die linke Hand aus und klopfte sanft auf den Tisch, um die Aufmerksamkeit der Kipu auf sich zu lenken. „Wir haben miteinander zu reden.“ Sie hob die rechte Hand und drehte den ausgestreckten Zeigefinger in einem langsamen, waagerechten Kreis. „Es gibt zu viele Ohren dort draußen.“

 
10
     
    Aleytys trat auf den Fußschemel und ließ sich auf dem Thronsessel im Privatbüro der Kipu nieder. Sie achtete darauf, keine ungeschickten Bewegungen zu machen, setzte sich in dem Sessel zurück, glättete die Robe in Schichten pedantischer Falten und nickte schließlich der Kipu zu, sich zu setzen. Sukall baute sich neben dem Bogendurchgang auf, das harte Gesicht in militärische Starrheit gefaßt.
    Nachdenklich tastete Aleytys nach der Wächterin. Sukall sah aus wie eine Granitsäule. Aleytys streckte die Hände über die Armlehnen aus, griff nach den klauenbewehrten Enden und trommelte einige ungeduldige Takte auf das Holz, als ihre Hände sie nicht erreichten. Sukall. Ihre Fassade war eine Lüge. Innerlich zitterte sie, formlos wie eine Amöbe. Die altgediente Wächterin, die durch geschickte Anpassung an

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