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Irsud

Irsud

Titel: Irsud Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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sagen konnte. „Ich habe der Kipu ernste Beschwerden vorzutragen.“
    Die Wächterin riß ihren Blick von Aleytys’ Händen los; der linke Daumen rieb langsam auf dem Rücken der rechten Hand hin und her. Sie schluckte, versteifte sich dann zu militärischer Starrheit.
    In dem Augenblick, in dem die Wächterin zu sprechen begann, bewegte Aleytys die Hand in einer kleinen, gebieterischen Geste. „Hol den Aufzug“, sagte sie, die Stimme dabei kühl und leise.
    Sukall zögerte eine Sekunde, dann marschierte sie zur Wand und schob den Gobelin beiseite und schlug die Handfläche auf das in die Wand eingelassene Quadrat aus milchigem Glas. Als die mit Schnitzwerk verzierte Wand geräuschlos in den Stein zurückglitt, rutschte Aleytys von dem Stuhl, strich die Falten ihrer Robe glatt und schritt in ostentativer Anmut an der Wächterin vorbei in die hohe, schmale Aufzugskabine. Dann wandte sie sich zu der Schiebetür hin um. preßte die Lippen zu einem ungeduldigen Strich zusammen und streichelte noch einmal den Handrücken mit dem Daumen.
    Sukall blickte wachsam auf die sich bewegenden Hände. Sie trat ein, drückte das Zwei-Quadrat, blickte dann geradeaus, als die Tür zuglitt und sich der Boden unter ihren Füßen zu heben begann. Aleytys unterdrückte eisern den Schauer der Furcht, der kurz an ihren Eingeweiden riß, und erinnerte sich …
     
    „Die Alte hat ihn immer benutzt“, sagte Burash. „Wenn sie mit der Kipu reden wollte. Bis sie an ihr Zimmer gefesselt war.“
    „Was ist ein Lift?“ Als sie seinem überraschten Blick begegnete, spreizte Aleytys die Finger. „In meiner Heimat war eine knarrende alte Wassermühle die phantastischste Maschine, die wir hatten, wir benutzten sie, um darin Mehl zu mahlen und Spinnräder zu betreiben. Wir lebten vom Geschick unserer Hände, der Kraft unserer Tiere. “
     
    Sie zwang ihre Gedanken wieder in die Gegenwart zurück, während sich der Boden sanft unter ihren Füßen hob. Als die kurze Panik verebbte, wuchs ein Gefühl des Frohlockens in ihr, ein Gefühl des vorausgeahnten Sieges, genährt von der Mischung aus Verwirrung und Furcht, welche von der grauhaarigen Veteranin ausstrahlte, die eisern die Vorderwand anstarrte.
    Die Aufzugskabine kam rüttelnd zum Halten, und die Türplatte glitt auf. Sukall wollte hinaustreten.
    „Nach mir!“ sagte Aleytys barsch. Als die Wache zögerte, fegte sie an ihr vorbei in das Privatbüro der Kipu.
    Ohne anzuhalten, mit gekünstelter Grazie, durchquerte sie das Büro und blieb vor dem scharlachroten Gobelin stehen, der den Bogendurchgang verschloß. „Nun?“
    Sukall hastete an ihre Seite und hob den Gobelin für sie beiseite. Ohne Dank trat Aleytys durch den Türbogen und bewegte sich geziert, schwankend zu dem großen Schreibtisch der Kipu hin, die Hände förmlich in die weiten Ärmel der Robe gesteckt, Rücken und Kopf majestätisch aufrecht, das Gesicht eine eisige Maske.
    Da Asshrud die Kipu anjammerte und Gapp Schimpfworte kreischte, war sie zu beschäftigt, Aleytys zu bemerken, bis diese hinter den Tisch trat und neben dem hochlehnigen Stuhl stehenblieb, Asshrud und Gapp gegenüber, einen Ausdruck leichten Widerwillens auf dem Gesicht.
    „Parakhuzerim?“ Neugier und ein anschwellender Zorn klangen in den schwungvollen Silben. Die Kipu klopfte mit den Fingern ihrer rechten Hand nervös auf den Tisch.
    Aleytys zog die rechte Hand aus dem linken Ärmel und hielt sie hoch, den Zeigefinger gerade, die anderen Finger leicht gekrümmt, gebot sie der Kipu mit einer Geste, die wie ein elektrischer Schlag durch die arrogante Nayid schoß, zu schweigen. Aleytys spürte es und fand es vorübergehend schwer, ihre Pose beizubehalten, aber Ärger über die eigene Dummheit bestärkte sie, und sie schnellte diesen ausgestreckten Finger zu Asshrud herum. „Shiru Madis, deine mißgestaltige Häßlichkeit beleidigt mich nach wie vor. Begib dich hinweg.“ Sie wandte der zitternden Nayid die Schulter zu und starrte Gapp ruhig und kalt an.
    „A … a … aber …“ stammelte Asshrud; die fleischigen Wangen zitterten lächerlich. „Du kannst das nicht machen.“
    Die Kipu blickte nachdenklich auf Aleytys, dann auf Asshrud. Aleytys konnte sie vor einem Hintergrund schwacher Beunruhigung überlegen fühlen. Abrupt faßte sie ihren Entschluß. „Asshrud, wir werden diese Diskussion später fortsetzen. Kehre in die Königinnen-Etage zurück.“ Ohne sich um Asshruds beleidigten Gefühlsausbruch zu kümmern, fuhr sie fort: „Sabut Ishat,

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