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Irsud

Irsud

Titel: Irsud Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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den anderen, um direkt mit … wie soll ich es nennen, es klingt überheblich, Seele zu sagen … um direkt mit jedem Punkt zu reden, an dem mein Wesen harrt.
    Burash legte seine Hand unter ihr Kinn und hielt ihren Kopf schräg, damit sie ihn ansah. „Wo bist du, Leyta? Hast du ein Wort von dem gehört, was ich sagte?“
    Aleytys blinzelte langsam. „Ich habe dich gehört. Was treibt die Kipu an?“
    „Treibt?“ Er verlagerte leicht sein Gewicht. „Ehrgeiz. Sie braucht den Rückhalt der Alten, und sie hält gern die Peitsche über die Nayids, die sie verachten. Die anderen Städte dort draußen …“ Er schwang seine Hände in einem Halbkreis, was ihr die verstreuten Hügel ins Gedächtnis rief, die sich aus der fruchtbaren Ebene emporstießen, jeder mit einer von Mauern umgürteten Stadt an seinem Fuße. „Jede Rab Maku im Rat der Stadtköniginnen hat einen ebenso starken Ehrgeiz wie sie. Aber sie alle haben Angst vor der Alten und sind zu eifersüchtig aufeinander, um ihre Kräfte zusammenzutun. Solange die Kipu die Königin stützt, regiert die Kipu die Kibrata.“
    „Dann bin ich das sichtbare Symbol ihrer Macht.“ Sie setzte sich auf und rieb die Hände aneinander. „Gut. Das müßte mir den Vorteil geben, den ich brauche.“
    „Mehr als das. Sie fürchtet sich einfach genauso vor der Alten wie alle anderen!“
    „Huh? Du meinst, sie glaubt all diesen Unsinn?“
    „Unsinn?“ Er preßte die Lippen zusammen und starrte düster auf seine Knie hinunter. „Tausend Jahre beweisen das Gegenteil. Tausend schwere, schwere Jahre.“
    „So.“ Sie spreizte die Finger der rechten Hand und betrachtete sie. „Eins. So viele wie möglich mit den Gesten und anderen Dingen, in denen du mich unterweist, zu Tode erschrecken.“ Sie legte den Zeigefinger um. „Zwei. Die Kipu bearbeiten, bis sie soweit ist, daß sie sich fragt, wo ihr der Kopf steht.“ Sie legte den zweiten Finger um. „Drei. Eine Möglichkeit ausdenken, die Kipu öffentlich zu fördern, damit sie einen Grund hat, die Illusion zu akzeptieren.“ Sie drückte den vierten Finger herunter. „Vier. Soviel persönliche Freiheit wie möglich verlangen.“ Sie lächelte ihn knapp an, drückte den letzten Finger nieder und schloß den Daumen über die anderen Finger.
    Burash sprang auf die Füße und begab sich rasch zum Ankleidetisch. Über die Schulter sagte er: „Du sagtest zwei Stunden?“
    „Ja.“ Sie schaute ihn neugierig an. „Warum?“
    Er kam zurück, seine Hände voll knöcherner Haarnadeln. „Es ist immer noch Zeit für ein Bad und Zeit zum Einstudieren.“ Er kniete sich neben sie und drehte ihr langes Haar zu einem Knoten auf ihrem Kopf zusammen, trieb dann die Nadeln mit schnellen, präzisen Bewegungen seiner Finger hinein. „Und ich werde dir das Richtige zum Anziehen suchen müssen.“
    Eine Stunde später schob Aleytys die Arme in die Ärmel einer blaugrünen Samtrobe, die mit knotenartigen Goldfäden in den allgegenwärtigen Blumenmustern bestickt war. Burash glättete die Falten über ihren Brüsten, zog sie zu starren, formellen Linien von den Schultern bis zu den Füßen. „Denk daran, die Alte war sich ununterbrochen ihrer Kleider und Posen bewußt. Sie studierte jede Sekunde ihre Wirkung, bewegte sich selten spontan, außer unter dem Einfluß äußerster Erregung. Halte dich immer unter Kontrolle, Leyta. Du kannst dir keinen Ausrutscher leisten, besonders deshalb nicht, weil diese Wesensart deinem Temperament so fremd ist.“ Er stand auf und berührte sehr sanft ihre Wange.
    Sie bewegte leicht den Kopf, berührte mit den Lippen seine Handfläche, wich dann zurück und tänzelte leicht im Kreis herum, lachte, schwang die Arme in weiten Kreisen herum, was ihr Haar durcheinanderbrachte und die ordentliche Förmlichkeit der Falten zerstörte.
    „Leyta.“
    „Ein letztes Austoben, Burash.“ Sie wurde still und strich das Durcheinander glatt. Während ihre Hände den sinnlich weichen Stoff streichelten, warf sie Burash einen Blick zu. „Wo hast du dieses prachtvolle Ding her?“
    „Frag nicht, Liebes.“ Er lächelte sie an. „Paß auf den Saum auf, Leyta. Ich mußte das Unterteil abschneiden, sonst wärst du in den Falten ertrunken. Nun gut. Mach dich nicht wieder unordentlich; Sukall müßte jeden Augenblick hier sein. Erinnerst du dich an den Lift?“
    „Ich glaube, du bist nervöser als ich. Natürlich erinnere ich mich.“ Sie lachte, aber plötzlich war sie ernüchtert, da der Klang schriller wurde, als es ihr

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