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Is Nebensaison, da wird nicht mehr geputzt: Urlaub in der Hölle

Is Nebensaison, da wird nicht mehr geputzt: Urlaub in der Hölle

Titel: Is Nebensaison, da wird nicht mehr geputzt: Urlaub in der Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mikka Bender
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mich nun im Bad verlaufe, weil es so groß ist, und meine gerade gewonnenen Multitasking-Fähigkeiten wieder brachliegen.
    Lange halte ich es in diesem Braun nicht aus. Seltsam, dass die Angestellte in meinem Reisebüro nichts davon gesagt hat. Sie trug doch ganz passable Sachen in passablen Farben. Oder hatte ich da was übersehen?
    Ich fahre mit dem Bus nach Antalya – eine laute, hektische und staubige Stadt im gesichtslosen Plattenbaustil. Nur in den Gassen hinter dem alten Hafen ist es beschaulich. Hier trinke ich Tee, lasse mich in Shops zerren und schlendere durch die Altstadt zum Hadrianstor. Zum Abendessen bin ich aber wieder zurück im Angora, ich habe schließlich Halbpension gebucht. Doch das aufgebaute Büfett ist vollkommen abgegrast. Ich frage Machmut, den Oberkellner: «Sagen Sie mal, werden die Schüsseln nicht nachgefüllt? Abendessen ist doch von halb sieben bis halb neun.» Meine Uhr zeigt sieben.
    Wahrscheinlich kennt er die Frage, denn sofort sagt er: «Mein Freund, du kommst zu spät, morgen Abend früher kommen, das ist besser für dich. Schüsseln immer einmal voll, danach zu spät.» Also gilt auch in der Türkei: «Wer nicht kommt zur rechten Zeit, der muss sehen, was übrig bleibt.» In diesem Fall ist aber nicht einmal ein Krümelchen Brot übrig geblieben. Ich ziehe mich hungrig auf mein Zimmer zurück.
    Bald stelle ich fest: Auch hier fehlt das Toilettenpapier. Ich gehe zur Rezeption und frage: «Können Sie mir bitte etwas Klopapier besorgen?»
    «Kommen Sie morgen wieder, da gibt es neues.» Die Antwort des Rezeptionisten ist durchaus überraschend. Natürlich spricht er, wie nicht anders zu erwarten, gut Deutsch. Er hat meine Frage also definitiv verstanden. Aber vielleicht hat der Ramadan ihn ja so geschwächt, dass er die Bestellung neuer Rollen einfach vergaß. Ihm ist verziehen.
    Zurück auf meinem Zimmer, lege ich mich müde aufs Bett – aber für nur genau zwei Minuten. Denn die Drahtspitzen und Drahtknoten der Sprungfedern springen gemäß ihrer Natur aus der Matratze heraus und direkt in meinen Rücken hinein. Hatte ich beim Einchecken gesagt, dass ich ein Fakir bin und gern auf einem Nagelbrett schlafe? Nein, hatte ich nicht. Ich versuche es mit Bauch- und Seitenlage, doch auch das ist zwecklos. Ich gebe auf. Mit einem Handtuch steige ich über den Balkon – zum Glück liegt mein Zimmer im Erdgeschoss – und suche mir eine Poolliege aus. Es ist eine warme und stille Nacht, bis auf die kläffenden Straßenköter. Um fünf nach fünf ist es mit der Ruhe aber vorbei. Keine fünfzig Meter hinter dem Hotel steht auf einem staubigen Platz eine prächtige weiße Moschee. Von vielen Minaretten ertönt der Ruf des Muezzins mittlerweile vom Band, hier nicht. Hier gibt er beim ersten Gebet des Tages sein Bestes.
    So wirklich stört es mich nicht. Im Gegenteil: Ich höre diese Mischung aus Heulen, Schreien, Klagen und Zetern wirklich gern. Aber dieser Muezzin hat Asthma. Ich hatte als kleiner Junge auch Asthma. Ich kenne die Pein und die Geräusche, wenn ein Asthmakranker die Luft in seine Lunge zieht. Das ist für den Asthmakranken schlimm, aber auch für den, der es hört, besonders, wenn das Keuchen über Mikrophon und Lautsprecher hundertfach verstärkt wird. Erst tut er mir leid, dann macht er mich aggressiv. Und dann ist endlich wieder Ruhe. Aber an Schlaf ist nicht mehr zu denken. Es sticht zwar nicht an allen Ecken und Enden, aber eine echte Alternative zu einem ordentlichen Bett ist die Poolliege nicht. Vielleicht bin ich aber auch nur zu verwöhnt. Es gibt Millionen von Touristen, die täglich acht bis zehn Stunden auf einer solchen Liege in der Sonne braten. Hat sich da schon einer über Rückenschmerzen beschwert? Ich kann mich nicht erinnern. Egal, ich nehme noch einen letzten Seitenwechsel vor und warte auf das Frühstück.
    Diesmal bin ich der Erste. Am Kaffeeautomaten hängt ein Schild mit «out of order» , aber dafür gibt es ohne Begrenzung Schafskäsebröckchen, Gurkenscheiben und nicht genauer zu definierendes Brot aus einer Schublade unterhalb der Anrichte, auf der alles aufgestellt ist. Eine zweifelhafte Methode, Brot frisch zu halten, denke ich. Nach dem Frühstück wird die Schublade nämlich zugemacht und am nächsten Morgen wieder auf.
    «Können Sie mir einen Kaffee machen?», frage ich den Kellner, der gestern Abend Rezeptionist war.
    «Morgen ist die Maschine wieder gut, vielleicht», sagt er.
    «Ach so, das ist wie mit dem Klopapier.»
    «Willst du

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