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Is Nebensaison, da wird nicht mehr geputzt: Urlaub in der Hölle

Is Nebensaison, da wird nicht mehr geputzt: Urlaub in der Hölle

Titel: Is Nebensaison, da wird nicht mehr geputzt: Urlaub in der Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mikka Bender
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Flieger soll um sechs Uhr in der Früh starten. Heinz will anderthalb Stunden vorher da sein, angesichts von Birgits Nervosität besser zwei. Eine Stunde muss er für die Autofahrt rechnen, ohne Stau, und noch einmal zwanzig Minuten einkalkulieren für Parkhaus, Gepäckwagen suchen, zur Abflughalle laufen und Schalter finden.
    «Wir müssen um zwanzig vor drei das Haus verlassen, das wird eine kurze Nacht», bereitet Heinz seine Frau vor.
    Zwanzig vor drei hört sich grausam an, ist es aber nicht, denn Heinz und Birgit können sowieso nicht schlafen. Von daher wäre ein Abflug um vier Uhr fast noch besser gewesen. Als es Zeit ist, aufzustehen, entscheiden sie, sich für den Flieger bequem anzuziehen, ein paar luftige Sachen kommen ins Handgepäck. Man weiß ja nie.
    Übrigens: Die beiden fliegen nach Teneriffa, Teneriffa-Süd, zum fünften Mal. Sie sind somit fast schon Stammgäste, alte Hasen, Vielflieger, Profis, Insider. Seit drei Jahren klatschen Heinz und Birgit auch nicht mehr bei der Landung in die Hände.
    Die Fahrt zum Flughafen verläuft reibungslos, aber das Parkhaus ist übervoll. «Wo kommen bloß die ganzen Holländer her, und haben die immer alle Urlaub?» Heinz spart sich die Antwort, weil er all seine Kräfte braucht. Kein Gepäckwagen ist aufzutreiben. 800 Meter vierzig Kilo morgens um vier tragen, dafür hat er im Straßenverkehrsamt nicht trainiert. Klar, moderne Koffer haben Rollen, die von Birgit und Heinz auch, aber westdeutsche Flughäfen haben Gehwege aus noch modernerem Kopfsteinpflaster, und das zerlegt Kofferrollen in Windeseile. Das glaubt zumindest Birgit, deshalb trägt Heinz. Eigentlich hätte er seine Shorts jetzt schon gut gebrauchen können, so kommt er schweißgebadet am Terminal an.
    Der Check-in-Schalter ist noch leer. Alles richtig gemacht, denkt Heinz. Woran er nicht gedacht hat, und das gehört sich eigentlich nicht für einen Proficharterflieger: Es gibt Vorabend-Einchecker, und neuerdings auch immer mehr Menschen, die sich im Internet Sitzplätze reservieren. Und was Heinz komplett verdrängt hatte: Eine kurze Warteschlange bedeutet noch lange nicht, dass es zügig vorangeht. Diese dämliche Familie vor ihm scheut keine Mühen, dass der Urlaub exakt so beginnt, wie Heinz ihn sich nicht vorgestellt hat. Vater, Mutter und die beiden halbstarken Söhne stehen vor dem Schalter, dahinter sitzt eine strenge Eincheckerin in ihrer blauen Uniform. Hitzig wird argumentiert. Und worum geht es? Natürlich: ums Übergepäck. Der Vater schwitzt in seinem Eishockeytrikot, nicht minder seine aufgeregte Frau. Nur die beiden Jungen wirken völlig entspannt, fast gelangweilt. Sie müssen ja auch nicht die Übergepäckgebühr bezahlen, die die Dame in Blau androht. Schließlich macht sie noch ein Angebot zur Güte: «Sie können aber auch ganz schnell ein paar schwere Sachen aus Ihren Koffern in Ihr Handgepäck umladen.» Also werden alle Koffer aufgemacht, und ein wildes Umsortieren beginnt. Heinz und Birgit warten. Sie würden jetzt gern die Schalterschlange wechseln, aber es ist nur ein Schalter offen.
    Nach gut fünf Minuten, in denen sich die blau Uniformierte in aller Ruhe die Umpackarbeiten angeschaut hat, sagt sie in einem ziemlich herablassenden Ton: «Jetzt passt Ihr Handgepäck aber definitiv nicht mehr in das Metallgestell, das die Größe von erlaubten Handgepäckstücken regelt. Und Sonnenmilchflaschen dürfen in diesen Mengen sowieso nicht mit an Bord genommen werden.» Das hätte der Typ im Eishockeytrikot eigentlich wissen können, denkt sich Heinz, denkt auch Birgit. Aber wer mit einem Eishockeytrikot nach Teneriffa fliegt …
    Hektisch wird wieder zurückgepackt, dann gezahlt: 136 Euro Übergepäckgebühr. «Warum nicht gleich so.» Heinz kann sich diese Worte nicht verkneifen.
    Birgits Waage zu Hause hat korrekt gemessen, entsprechend schnell sind sie am Schalter fertig und bekommen ihre Bordkarten mit zwei Mittelplätzen, hintereinander, versteht sich. In dem Fall ist Bordkarte gleich A…karte.
    «Haben Sie keine zwei Plätze nebeneinander?», fragt Birgit.
    «Leider nein, da hätten Sie sich vorab im Internet drum kümmern müssen.»
    Birgit will Heinz jetzt einen Vorwurf machen, er hätte das von seinem Computer im Straßenverkehrsamt aus ganz leicht erledigen können, aber sie lässt Gnade walten.
    Die Handgepäckkontrolle ist jetzt eine leichte Übung, da der Eishockey-Familienvater am Nachbarband für Unterhaltung sorgt. Seine halbstarken Söhne müssen ihre

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