Isabellas Unterwerfung
beobachtete, was sie stutzig machte, denn sie mochten sich nicht und Interesse aneinander zu zeigen, war ihnen beiden völlig fremd.
„Du machst ein Gesicht, als hättest du einen Geist gesehen. Was ist los mit dir?“, fragte Damian und klang besorgt, doch auch seine Miene wirkte aufgesetzt. Isabella ignorierte die beiden. Nur mit großer Mühe konnte sie das Zittern ihrer Hände verbergen.
Sie plauderte noch etwas mit den Presseleuten und hoffte inständig, sie würden bald verschwinden. Erst eine Stunde später konnte Isabella die Galerie endlich abschließen. Sie lehnte ihre Stirn an das kühle Glas der Tür und schloss die Augen. Ihre Gedanken kreisten unaufhörlich um den Fremden, der sich so wollüstig an ihren Rücken gepresst hatte. Ich will nach Hause, nur noch nach Hause, und das alles vergessen.
Seufzend drehte sie sich um. Jesse und Damian standen etwas drei Meter von ihr entfernt und beobachteten sie skeptisch. Jesse schien besorgt. Damian hingegen sah abweisend und gelangweilt zu ihr.
„Na, das war ja wohl ein gelungener Abend. Was glaubst du, Jesse, wie viel haben wir eingenommen? Und Paul hat sich solche Sorgen gemacht. Alles verbrennen, dass ich nicht lache. Auf meinen Instinkt kann ich mich verlassen.“ Isabella hatte keine Ahnung, was sie da für dummes Zeug von sich gab. Sie wusste nur eins: Sie wollte raus hier, weg von den Bildern, weg von ihrer Fantasie und dem Begehren in ihr.
Jesse ergriff ihre zitternden Hände, und seine Stimme war sanft. „Bell, du bist vollkommen verstört.“
„Ich bin müde. Die letzten Wochen waren anstrengend. Ich hau mich aufs Ohr. Feiert noch schön.“ Selbst in ihren Ohren klangen diese Worte hohl.
Jesse gab ihre Hände nicht frei. Er versuchte, Blickkontakt herzustellen, doch Isabella wich ihm aus. „Was ist vorhin passiert? Hat er dir was getan?“
Isabellas Kopf schnellte hoch, die Augen weit aufgerissenen. Sie hatte sich das alles nicht eingebildet. Sie war nicht verrückt. Ihr Herz hämmerte wild in ihrer Brust, und ihre Stimme überschlug sich, als sie Jesse fragte: „Hast du ihn gesehen? Weißt du, wer er war?“
Damian warf Jesse einen seltsamen Blick zu.
Jesse stotterte rum. „Nein, ich kannte ihn nicht.“
Isabella glaubte ihm kein Wort. „Damian, kennst du diesen Mann?“
Damian antwortete erst gar nicht. Sein Blick machte deutlich, dass es ihm scheißegal war, wie sie sich fühlte.
„Ihr lügt mich an“, zischte sie. Langsam gingen ihr die Nerven durch. „Ihr kennt ihn beide, das sehe ich euch an. Was sollen diese verstohlenen Blicke?“
„Bell.“ Jesse versuchte, Isabellas Hand zu ergreifen, die sie ihm in ihrer Aufgebrachtheit entrissen hatte. „Beruhige dich und dann erzählst du uns, was passiert ist.“
Isabella schüttelte den Kopf. Sie war fast hysterisch, und das gefiel ihr gar nicht. „Ich werde mich nicht beruhigen. Dieser ganze erotische Mist steht mir bis hier.“ Sie fuhr sich mit der flachen Hand über die Kehle, funkelte die Männer wütend an und wollte die Galerie verlassen. Frustriert fummelte sie an dem Schlüsselbund im Türschloss herum, musste erst tief Luft holen, bevor sie das Schloss öffnen konnte. Was für ein miserabler Abgang. Soviel zu deiner Selbstbeherrschung.
Der Eingang zu den Wohnungen des Hauses befand sich um die Ecke, in der 87th St. Die Kühle der Nacht kroch auf dem kurzen Weg in Isabellas Körper und ließ sie frösteln. Clarence öffnete ihr die Tür und lächelte wie immer. „Sie sehen wundervoll aus heute Abend, Isabella.“
„Danke, Clarence, das ist lieb von Ihnen.“ Sie blieb vor ihm stehen und sah in sein gutmütiges, runzliges Gesicht.
„Es ist die Wahrheit. Ihre Großmutter wäre sehr stolz auf Sie.“
Das glaubte Isabella nicht. Ihre Großmutter war eine lebenslustige und offene Frau gewesen. Sie wäre zutiefst betrübt, zu sehen, wie einsam und verloren Isabella war. In einem Anflug von Wehmut drückte sie den alten Mann an ihre Brust. Als sie sich von ihm löste, strahlte er noch mehr, und Isabella gelang es, sich ein verzagtes Lächeln abzuringen.
Sie betrat den Fahrstuhl, gab den Code fürs Penthouse ein. Während der Fahrt nach oben versuchte sie, sich zu beruhigen. Denk nicht an den Fremden. Denk ans Geschäft, lenk dich ab. Die Ausstellung hatte eine Menge Umsatz eingebracht. Wahrscheinlich wäre das befriedigender, wenn Isabella auf das Geld angewiesen wäre, aber das war sie nicht, schließlich gehörte ihr ein Haus in der 87th Street Ecke
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