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Isabelle

Isabelle

Titel: Isabelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Thijssen
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meinte Max. »Wenn Sie sie vielleicht anrufen und ihr Bescheid sagen würden, dass Max Winter hier ist?«
    Das Mädchen zuckte mit den Schultern. »Bitte setzen Sie sich einen Moment«, sagte sie und wartete, bis Max zu einer Sitzecke mit niedrigen Gartenstühlen und Tischen mit Zeitschriften hinübergegangen war, bevor sie den Hörer abnahm und mit gedämpfter Stimme hineinzusprechen begann.
    Fünf Minuten später betrat Letty die Rezeption.
    »Hallo, Max«, sagte sie und reichte ihm die Hand. »Das ist aber eine Überraschung! Kommst du mit?« Er folgte ihr, und sie kicherte. »Gleich wirst du erst mal eine Überraschung erleben!«
    Eilig ging sie ihm voraus, durch einen hohen, stillen Flur des Chalets zu einem niedriger gelegenen Pavillon, der mit seinem kostspieligen Teppichboden und der Mahagonivertäfelung auch die Dependance eines sehr teuren Hotels hätte sein können, wenn nicht eine Bahre auf Rollen an einer Seitenwand gestanden hätte und ihnen einige Krankenschwestern begegnet wären, die man in ihren eleganten zart orangefarbenen Ensembles allerdings kaum als solche erkannte.
    »Das ist unsere Suite.« Letty hielt ihn vor einer mit Einlegearbeiten verzierten Tür zurück. »Warte, vielleicht stillt sie es gerade.« Sie öffnete die Tür und steckte den Kopf um die Ecke. Es wurde kein Wort gesprochen, als reiche ihnen ein Gesichtsausdruck und eine Handbewegung. Dann durfte er eintreten.
    Isabelle lächelte ihn zur Begrüßung an. Sie saß in einem Weidensessel, ein Plaid über den Knien, und hielt ihr Baby, das in eine kleine rosa Decke gewickelt war, in der Armbeuge. Das Köpfchen guckte heraus.
    Max verschlug es vor Schreck die Sprache. »Mein Gott«, stieß er hervor, bevor er sich rechtzeitig bremsen konnte.
    »Und, ist sie nicht ein Schatz?« Isabelle strahlte. »Meine Tochter.« Sie schlug die kleine Decke zurück und zeigte ihm das glänzende schwarze Körperchen, die dunklen kleinen Augen in Seen von strahlendem Weiß, das Näschen, den schwarzen Flaum auf dem markanten knochigen Schädel.
    Er sah den Gesichtsausdruck von Isabelle. »Sie ist wunderschön.« Er setzte sich neben sie und hörte, wie Letty sich hinter ihm leise und fröhlich über seine Verblüffung lustig machte. Max streichelte mit dem Finger über die gerunzelte Stirn und das platte Näschen. Das Baby war warm und weich und duftete nach Milch. Isabelle wickelte es wieder in die Decke ein und drückte ihre Tochter an die Brust. »Sie heißt Amanda Laetitia«, sagte sie. »Nach meiner unbekannten Mutter und meiner besten Freundin. Ich werde sie in der Kirche bei Fons und Frans taufen lassen. Du bekommst eine Einladung.«
    »Das lasse ich mir nicht entgehen«, sagte Max.
    »Sie hat ja keine große Familie, nur ihre Mutter.« Isabelle blickte ihm fest ins Gesicht, als wolle sie ihm eine eindringliche Botschaft übermitteln.
    »Sie hat eine starke Mutter«, sagte Max.
    Isabelle schaute hinüber zu Letty. »Ihr könnt euch ruhig besaufen. Ich amüsiere mich schon mit Amanda.«
    Es klang ein bisschen wie vorher einstudiert.
    »Ich habe noch eine Überraschung für dich«, sagte Max.
    Er erkannte einen Schimmer von Unruhe und Angst in ihren Augen und begriff, dass Isabelle keine Überra schungen mehr vertragen konnte, weil sie ihre Entschei dungen getroffen hatte und nicht davon abweichen woll te. Sie war glücklich und zufrieden mit ihrer Tochter. Sie war ihre Mutter.
    »Es geht um etwas Geschäftliches«, beruhigte er sie. »Es geht nur um Geld. Deine Mutter war die legitime Erbin der Hälfte eines französischen Weinhauses.«
    Isabelle blickte ihn verwirrt an und sagte dann: »Ich brauche kein Erbe. Ich habe Geld genug. Letty und ich eröffnen ein Restaurant. Ich habe alles, was ich mir wün sche.« Sie drückte das Baby an sich, schaute wieder Letty an und schüttelte den Kopf.
    »Betüttel du nur weiter deine Bossche Bol«, sagte Let ty, »dann berede ich mit Max das Geschäftliche.«
    Max stand auf. »Ich komme noch mal zu dir und sage dir auf Wiedersehen«, sagte er.
    Er folgte Letty ins Restaurant im Hauptgebäude. Es war eingerichtet wie eine österreichische gute Stube, mit gepolsterten Holzbänken zu beiden Seiten von hellen Tischen, die an den Fenstern standen und von denen aus man einen Blick auf die Winterlandschaft hatte. Der Duft von brennenden Eichenholzscheiten aus dem offenen Ka min, antikes Kupfer und Schmiedeeisen, eine lange Holz theke, Flaschen und Spiegel. Die Serviererinnen trugen schwarze Röcke, bestickte Blusen

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