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Isabelle

Isabelle

Titel: Isabelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Thijssen
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Er hatte es nicht eilig, denn er hatte das Gefühl, dass es nicht mehr viel zu lösen gab und dass jede weitere Einmischung von seiner Seite her nur einen Eingriff ins Privatleben verschiedener Menschen bedeutet hätte.
    Er lief um das Stallgebäude herum, drückte eine der großen Türen auf und folgte dem offenen Durchgang zwischen den hohen Wänden aus aufgestapeltem Heu, immer dem Klirren der Ketten und der Musik von Mahler nach. Das ganze Gebäude war durchdrungen von Gerüchen nach Mist und Heu und der ranzigen Wärme von Tieren. Ein Schaf stand mit zwei neugeborenen Lämmern in einem Verschlag aus aneinander gebundenen Bretterwänden und Paletten. Das Schaf, das man wegen der Kälte hereingeholt hatte, atmete Dampf durch die Nasenflügel aus und folgte ihm mit den Augen.
    Max blieb in der Öffnung zum Stall stehen und fragte: »Hallo?«
    Alle Kühe blickten auf. Sie standen in einer Reihe, die braunen gehörnten Köpfe zwischen Holzpfählen, um die Hälse Ketten. Sie schauten Max an, lauschten Mahler und beugten ihre glänzenden Hälse wieder hinunter zu dem Heu, das vor ihnen aufgeschüttet in der Futterrinne lag. Alles roch und fühlte sich an wie in früheren Zeiten, wie auf Bildern in alten Dorfschulen, wie auf einem anderen Planeten. Er verstand, warum Isabelle sich hier zu Hause fühlte. Sie sah ja selbst aus wie eine der Frauen auf den alten Bildern aus früheren Zeiten.
    Max verließ den Stall und folgte dem Weg zum anderen Haus, das hinter hohen blattlosen Eichen und winterlichen Grasflächen lag. Auf halbem Weg sah er die Gestalt des alten Mannes im Treibhaus hinter dem brachliegenden Gemüsegarten. Er ging hin, klopfte an die Glasscheibe und öffnete die Tür. »Tag, Fons«, sagte er. »Ich habe euch schon überall gesucht.«
    Fons hockte mit einer Astschere bewaffnet hinten im Treibhaus zu Füßen eines Weinstocks, richtete sich auf und sagte ein wenig zischend: »Ah, der Meneer Detektiv.«
    »Max.«
    »Weiß ich doch noch.« Fons legte die Astschere auf ein Gartentablett und massierte seine schmerzenden Knie. »Und, hast du inzwischen noch was Schönes erlebt?«
    »Na ja, manches davon nimmt allerdings eine ziemlich unerwartete Wendung«, antwortete Max. Er wies mit einer Kopfbewegung auf den komplett heruntergeschnittenen Weinstock. »Ob der sich je wieder erholt?«
    »Eine Scheibe ist kaputtgegangen, als es draußen fünfzehn Grad minus waren. Er hat schon geblüht, und das konnte er natürlich nicht vertragen. Aber ich kriege ihn schon wieder zum Austreiben, solange noch Kraft in den Wurzeln steckt. Das ist genau wie im richtigen Leben. Man muss optimistisch bleiben.« Fons legte sich die Hand auf den Mund. »Ich habe mein Gebiss nicht drin. Das lasse ich manchmal zu Hause, wenn ich alleine bin. Für mich selbst brauche ich nicht schön zu sein und ich kann mich auch ohne Zähne verstehen. Komm, in der Küche steht heißer Kaffee.«
    Max folgte ihm den Weg entlang. Im Raum neben der Küche lag ein alter Hund in einem Korb, den Kopf auf den Rand gelegt. Das Tier warf einen flüchtigen Blick auf Max und machte dann die Augen wieder zu.
    »Er scheint ja nicht besonders wachsam zu sein«, meinte Max.
    »Ach, dieses blöde Gebell nützt doch niemandem was.« Fons schlüpfte aus seinen Klompen, und Max putzte sich gründlich die Füße ab und hängte seinen Mantel an die Garderobe zu den vielen Overalls und den natoolivgrünen Arbeitsjacken. Hinten in der kleinen Küche fischte Fons sein Gebiss aus einem Porzellanschälchen und steckte es in den Mund. Er nahm die Kaffeekanne aus der Maschine und bedeutete Max, sich an den Tisch zu setzen. »Oder möchtest du lieber ins gute Zimmer?«
    Der Stuhl mit dem verschlissenen Kordbezug auf Rücken- und Armlehnen war durch lebenslange Abnutzung leicht als der von Fons erkennbar, deshalb wählte Max einen anderen, ihm schräg gegenüber.
    »Wie geht es Isabelle?«, fragte er.
    »Gut, denke ich. Sie ist eine gesunde junge Frau.« Fons stellte die Tassen mit dem Kaffee auf den Tisch.
    »Wo ist sie denn?«
    Fons setzte sich und wich der Frage aus. »Sie kommt diese Woche wohl wieder nach Hause. Vielleicht am Wochenende.«
    Max lächelte schwach. »Zu meinen eigenartigen Erlebnissen in letzter Zeit gehört, dass Judith Colijn … Du weißt doch, wer Judith Colijn ist?«
    »Allerdings«, antwortete Fons. »Die Witwe von Ben Visser. Ich habe sie einmal hier gesehen. Nimmst du Milch in deinen Kaffee?«
    »Ich nehme von dem Pulver.« Max griff danach. »Judith Colijn

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