Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Isabelle

Isabelle

Titel: Isabelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Thijssen
Vom Netzwerk:
schwindelig. Letty war bei den anderen, sie standen alle vor der Konsole an der Wand, wo sich hinter ihren Rücken etwas bewegte, zwischen den Waagen und den Instrumenten. Es war seltsam still.
    Jemand blickte sich um, und die Schwester trug es zu Isabelle und legte es auf ihren Bauch, klebrig und schwarz.

16
    Ein Auto mit ausländischem Kennzeichen und einem grünen Kleeblatt auf der Stoßstange stand im schmelzenden Schnee unter dem Apfelbaum, und als Max den Bauernhof betrat, sah er einen großen, mageren Mann mit Bart gegenüber von Marga vor dem brennenden Kamin im Wohnzimmer sitzen. Die Szene besaß eine merkwürdige Intensität, so, wie sie dasaßen, der Mann in einem Lehnstuhl und Marga auf dem Sofa, die Köpfe dicht beieinander über dem niedrigen Wohnzimmertisch, als schmiedeten sie ein Komplott. Als sie aufschauten, zeichnete sich eine Art Erschrecken und ungeschickte Verlegenheit auf ihren Gesichtern ab. Marga errötete. »Max!« »Hallo, Schatz.« Sie stand hastig auf, und er küsste sie und spürte, dass sie versuchte, die Begrüßung flüchtig zu halten, als hätte sie Angst, ihren Gast in Verlegenheit zu bringen.
    »Das ist Hendrik. Max Winter.«
    Der Mann war aufgestanden und gab ihm die Hand. »Hendrik Vermeer.« Er schien nervös. Die ganze Szene wirkte wie aus einem schlechten Film.
    »Ah, Vermeer. Deshalb malen Sie also Rembrandts.«
    »Rembrandts?«
    »Max!«, sagte Marga warnend, nachdem sie sich wieder von dem Schrecken erholt hatte.
    »Sie malen doch im Stil der alten Meister?«, erkundigte sich Max.
    »Ach so, die flämische Schule, ja, die mag ich.«
    Marga hatte erzählt, dass Hendrik seine Kunstwerke auf künstlich gealtertem und geborstenem Leinen malte und sie in schwere, vergoldete Rahmen fasste. Früher fand sie das lustig, aber jetzt schien sie nicht in der Stimmung für Witze zu sein. Max fragte sich, in was für einer Stimmung sie überhaupt war. Er spürte undeutlich eine Atmosphäre der Aufregung und Vorfreude, wie bei Abenteurern, die Pläne für eine Landrover-Expedition durch die Sahara schmiedeten.
    »Gibt es denn dafür noch einen Markt?«, erkundigte sich Max, der es einfach nicht lassen konnte. »Ich meine, weil es doch nicht die echte flämische Schule ist?«
    »Max, du bist unausstehlich«, sagte Marga.
    Er versuchte sie mit den Augen an ihre eigenen Witze zu erinnern, bis ihm einfiel, dass sie die vielleicht nur gemacht hatte, um Hendrik ihm gegenüber neutral und nicht bedrohlich erscheinen zu lassen. »Ich verstehe nichts von Kunst«, sagte er aufsässig. »Ich bin nur neugierig. Lasst uns einen Schnaps trinken.«
    »Vielleicht sollte ich besser gehen«, meinte Hendrik.
    »Ach, Quatsch. Was trinkt ihr denn da?«
    »Jameson«, antwortete Marga. »Und um deine Frage im Voraus zu beantworten: Das ist irischer Whiskey, er stammt von einer irischen Fähre.« Sie holte ein drittes Glas und ging damit zum Tisch, um aus der Flasche etwas einzuschenken. »Max ist normalerweise ein sehr netter Mann«, sagte sie zu Hendrik. »Aber manchmal benimmt er sich wie ein Schuljunge. Achte einfach nicht auf ihn.«
    Hendrik lächelte betreten, setzte sich wieder hin und griff nach seinem Glas, in das sie ihm noch Whiskey nachschenkte. »Na gut, noch einen Augenblick«, sagte er.
    »Ich muss ein paar Anrufe erledigen«, sagte Max. Er fragte sich, was er von Hendrik halten würde, wenn er ihn unter anderen Umständen als beim trauten Zusammensein mit Marga kennen gelernt hätte. Trotz seines Berufs als Maler pseudoantiker Bilder war er ein ziemlich impo santer Mann, groß und mager, mit etwas fahler, bleicher Hautfarbe, was vielleicht durch seinen langen Aufenthalt in Irland kam, mit blauen Augen und intensivem Blick in einem Gesicht, das übertrieben Vertrauen erweckend wirkte. Aber Marga war ja nicht blöde.
    »Setz dich«, sagte Marga und klopfte neben sich auf das Sofa.
    »Gut. Die Anrufe können auch noch einen Augenblick warten.« Max prostete Hendrik gehorsam zu und trank von dem Whiskey, der wirklich gut zu dem Kaminfeuer passte. »Ich habe schon viel von dir gehört«, sagte er. »Nett, dass du mal vorbeischaust. Hier ist es schön warm. Besser als draußen. Bleibst du zu Besuch hier?«
    Marga trat ihm auf die Zehen.
    »Ich wohne in einem Hotel in Amsterdam«, erklärte Hendrik.
    »Eine verderbte Stadt. Bist du geschäftlich in den Nie derlanden?«
    Hendrik fand sein Gleichgewicht wieder, etwas später als Marga, aber genauso gründlich; er ignorierte den Spott. »Ich bin vor

Weitere Kostenlose Bücher