Isarblues: Der dritte Fall für Max Raintaler (German Edition)
Australier,
der schon gestorben ist? Heath Ledger? Egal. Auf jeden Fall sah ihr Ex heute total
hammermäßig aus. Wahnsinn. Das schien ja gut zu laufen mit den Bildern. Bestimmt
hatte er sogar schon ein paar Tausender damit verdient.
»Die Menschen
ändern sich, Irene. Überrascht?«
»Und wie.
Du siehst wirklich toll aus, Charly. Wie ein Star. Sind all die Bilder von dir?«
Sie zeigte mit der Hand auf die Wände der Galerie.
»Ja, klar.«
»Die sind
ja richtig klasse. Ich wusste gar nicht, wie toll du malen kannst.«
»Du hast
dich ja auch nie für meine brotlosen Künste interessiert. Stimmt’s, Frau von und
zu Meierling?« Er lächelte sie freundlich an. Keine Spur von Feindseligkeit in den
Augen.
Sie spürte
sofort, dass er ihr nicht böse war, obwohl sie damals oft ganz schön hart mit ihm
umgesprungen war. Vor allem, als sie vor acht Jahren mit ihm Schluss gemacht hatte.
»Stimmt,
Charly. So sind wir Meierlings halt«, gab sie zu. »Erst kommt die Sicherheit und
dann die Fantasie. Da kann man nichts machen.«
»Und im
Prinzip ist es auch gut so, Irene. Nur manchmal muss man seine Prinzipien eben aufgeben.«
»Das sagst
ausgerechnet du?«
»Natürlich.
Wer sonst? Schau dich doch nur mal um.« Er zeigte ins Rund und grinste wieder.
»Ach, Charly.
Das freut mich aber wirklich für dich, dass es bei dir so gut läuft. Diese vielen
Leute, die alle nur wegen dir da sind! Hast du denn schon ein paar Bilder verkauft?«
»So einige.«
Er hob vielsagend die Augenbrauen.
»Und verdient
man auch was dabei?« Sie versuchte, die Frage so beiläufig wie möglich klingen zu
lassen.
»Bisher
läuft es zufriedenstellend. Inzwischen dürften sich schon ein paar Millionen auf
meinem Konto tummeln.«
»Ein paar
… Millionen? Echt?« Irene starrte ihn ungläubig an.
»Ja. Sechs
oder sieben. Irgendwas um den Dreh rum. Tendenz steigend.«
»Ich … ich
… Kann ich mich hier irgendwo kurz setzen?« Ja, so ein Wahnsinn. Ihr spielte er
jahrelang den erfolglosen Punker vor und jetzt das hier. Hätte er nicht schon ein
paar Jahre früher damit anfangen können. Als sie noch zusammen waren. Dann hätte
sie sich doch gar nicht erst von ihm trennen müssen.
»Kein Problem.
Komm mit«, forderte er sie auf, nahm sie an der Hand und führte sie in Richtung
der hellen Metalltür am Ende des großen Ausstellungsraumes. Auf halbem Weg dorthin
stellte sich ihnen ein Fotograf in den Weg.
»Nur ein
Foto für die Morgenausgabe, Charly«, bat er und drückte gleich darauf den Auslöser.
»Und jetzt noch eins mit Küsschen. Okay?«
»Okay, Jackie.
Aber das druckt ihr dann auch.« Noch ehe Irene wusste, wie ihr geschah, küsste er
sie. Sie wehrte sich nicht. Im Gegenteil. Nach einer kurzen Sekunde des Zögerns
schlang sie ihre Arme um seinen Hals und erwiderte seinen Kuss heiß und leidenschaftlich.
»Danke,
Charly«, rief Jackie, als er seine Bilder im Kasten hatte. »Ihr könnt wieder aufhören.«
Sie hörten ihn nicht. Küssten sich weiter. »Danke Charly!«, rief der Fotograf noch
einmal lauter.
»Ja, was?
Wie? Wo?« Charly löste sich langsam von seiner bildhübschen Exfreundin mit der auffälligen
Hochsteckfrisur und blickte verwirrt um sich. »Ach so. Ja, natürlich …«, haspelte
er, als ihm wieder klar wurde, wo er war. Er räusperte sich verlegen.
»Na, so
was. Was war denn das, Charly?« Irene sah ihn mit verklärten Augen an.
»Keine Ahnung.
Ein Rückfall in alte Zeiten?«
»Sieht ganz
so aus.« Sie rückte seinen Schlips zurecht, wie das normalerweise gute Ehefrauen
taten. »Magst du mir jetzt deine Bilder zeigen?«
»Gerne,
komm.«
Sie hakte
sich bei ihm unter und folgte ihm. Ein schönes Paar. Ganz besonders schön, dachte
Jackie. Das Foto würde sich morgen bestimmt hervorragend im Kulturteil machen.
35
Max schenkte die letzte Runde an
Bertold und Ferdl aus, zwei angetrunkene Stammgäste, die wie gewöhnlich noch nicht
genug hatten. Monika kassierte sie gleich darauf sicherheitshalber schon einmal
ab. Es war kurz vor eins. Sie wollte heute pünktlich Schluss machen, um vor dem
Schlafengehen noch etwas Zeit mit Max verbringen zu können.
Annelieses
Giuliano war nicht erschienen. Sie saß mit hängenden Schultern auf einem Barhocker
gleich beim Eingang des kleinen Lokals und kippte sich, immer wieder trübsinnig
auf den Boden starrend, ihren fünften Grünen Veltliner hinter die Binde.
»Männer!
Alles nur Verbrecher«, schimpfte sie. »Auf keinen dieser Primaten ist Verlass. Sie
nützen dich nur aus.
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