Isarbrodeln
Gefangenen mitnehmen sollte. Als Georg sicher verwahrt im Wagen der Uniformierten saß, setzten sich Max und Franz in Franz’ schnellen Dienst-BMW und fuhren ihnen hinterher.
»Der große Geschäftsmann Georg Schießler dreht wegen einer kleinen Italienerin durch. Hättest du das gedacht?«, fragte Franz seinen alten Freund und Exkollegen.
»Nie!«, antwortete Max. »Er war immer der coolste Bursche, den man sich nur vorstellen kann. Mit allen Wassern gewaschen, erfolgreich, beliebt ohne Ende, stinkreich … Aber es nützte ihm alles nichts. Letztlich hat ihm die Liebe einen dicken Strich durch die Rechnung gemacht.« Wie so manchem von uns, dachte er, schüttelte zuerst den Kopf und nickte dann nur noch schweigend, während sich Franz nachdenklich eine Zigarette ins Gesicht steckte.
36
Auf dem Revier legte Georg ein volles Geständnis ab. Er identifizierte Mario Albertini bei einer Gegenüberstellung als den Killer, den er beauftragt hatte. Er sei auf den Tipp eines Bekannten hin ein paar Mal in der ›Bar Verona‹ gewesen und habe ihn dort aufgetan, erklärte er. Endlich haben wir den Beweis, den wir so lange gesucht haben, dachte Franz. Dieser Albertini wird die nächste Zeit nicht mehr aus dem Knast rauskommen. So soll es sein. Und nicht anders.
Mit der belastenden Aussage seines steinreichen Auftraggebers konfrontiert, legte Albertini ebenfalls ein umfangreiches Geständnis ab. Er habe Handschuhe bei der Tat getragen, fügte er zum Schluss noch hinzu. Deswegen wären auch keine Fingerabdrücke von ihm zu sehen gewesen. Und den Baseballschläger, den er benutzt habe, habe er in die Isar geworfen. Vielleicht würde man ihn ja in Freising finden oder in Wien. Bevor er wieder in seine Zelle gebracht wurde, ließ er Georg diabolisch grinsend ausrichten, dass er ihn im Gefängnis garantiert wiedersehen würde. Und der feine Herr würde sicher selbst wissen, was ihm dann blühe. Er solle sich doch nur an dem kleinen, naseweisen Marco aus der ›Bar Verona‹ ein Beispiel nehmen. Der sei ja zum Beispiel abgesoffen, weil er seinen Mund zu weit aufgerissen habe. Wer dazu wohl den Auftrag gegeben habe? Sogar noch aus dem Gefängnis heraus? Na?
»Was sollte eigentlich heißen, Giovanni habe es nicht anders gewollt, Herr Albertini?«, erkundigte sich Max noch, der während des ganzen Verhörs still neben Franz gesessen hatte, bevor der riesige Italiener in seine Zelle zurückgebracht wurde. »Einer Ihrer Leute in der ›Bar Verona‹ hat das am Abend vor unserer kleinen Auseinandersetzung gesagt. Meinte er Giovanni Vitali damit?«
»Ach das. Nein, Pietro meinte seinen Cousin Giovanni in Neapel. Dem seine Geliebte ist schwanger geworden und seine Frau hat ihm ein Auge ausgeschlagen, als sie es erfahren hat. Wir haben uns kaputt gelacht. Das ist italienisches Temperament. So etwas habt ihr hier nicht in eurem langweiligen Deutschland.«
Wenn dieser Depp wüsste, was für ein hirnloser Schafskopf er ist, würde er bestimmt nie wieder sein Maul aufreißen. Aber zur Selbsterkenntnis gehört das Denken. Und das zählt ganz offensichtlich nicht zu seinen Stärken. Max schüttelte den Kopf.
»Allerdings, Herr Albertini«, sagte er. »Gott sei Dank. Ach, und noch was. Das mit dem Zettel an meiner Windschutzscheibe ›wir wissen, wo du wohnst‹ waren nicht zufällig Sie oder einer Ihrer Freunde?«
»Windschutzscheibe? … Ach so, das mit deinem Auto. Das war nicht ich. Das war Pietro. Ich habe dich in der Großmarkthalle bei den Lucabrüdern gesehen. Die haben mir erzählt, dass du Giovannis Mörder suchst. Und als ich dich dann in der ›Bar Verona‹ wiedergesehen habe, habe ich Pietro gesagt, er soll dich bis nach Hause verfolgen und dir Angst machen. Ist mir auch gelungen, stimmt’s?« Albertini lachte dröhnend. Seine Augen lachten jedoch nicht mit.
Hatte er etwa doch Angst vor dem Gefängnis? Na logisch. In den härtesten Schalen steckten bekanntlich oft die weichsten Nüsse.
»Aber woher wusste er, welches Auto meins ist?«
»Keine Ahnung. Vielleicht hast du was rausgeholt.«
Verdammt, er hat recht, fiel es Max siedend heiß ein. Ich habe meine Sonnenbrille aus dem Handschuhfach geholt, bevor ich ins Haus gegangen bin. Die lag noch von dem Ausflug letzte Woche in die Berge mit Moni drin.
»Und warum haben Sie mich damals nicht gleich überfallen lassen?«
»Da hast du ja keine Fotos von mir gemacht.«
»Aha. Na dann. Danke, Herr Albertini. Schönen Lebensabend hinter Gittern.«
Max wendete sich
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