Isarbrodeln
dem Fuße.
»Es ist einfach nicht so leicht ohne Giovanni. Unser ganzes Spiel war auf ihn aufgebaut«, warf Max ein gutes Stück ruhiger als seine beiden Vorredner ein. »Und bis wir wieder genauso gut sind wie mit ihm, wird es garantiert eine Weile dauern. Im nächsten Training organisieren wir uns erst mal völlig neu. Wir müssen nach vorne schauen, Leute. Das ist alles, was zählt. Lasst uns den heutigen Tag abhaken. Okay?«
Zustimmendes Gemurmel aus rauen Männerkehlen. Dann ging es, schon wieder etwas besser gelaunt, ab unter die Dusche. Mit den üblichen blöden Sprüchen.
»Schaut mal dem Hansi sein Ding an! Wenn ihr es sehen könnt!«, krakeelte Josef, der sich immer noch nicht ganz beruhigt hatte.
»Du musst gerade reden, Stirner Bub. Hast du deinen Mini etwa unter deiner Speckschwarte versteckt?«, bekam er es prompt von Hans Voss, dem rechten Verteidiger, zurück. »Ein Wunder, dass du mit deinem Gewicht überhaupt noch von der Torlinie abhebst!«
»Giovanni hatte mit Abstand das größte Ding«, meinte jemand.
»Und trotzdem hat ihn seine Frau beschissen, die kleine sizilianische Hure«, krähte Hans.
»Was war das?« Georg brüllte seine Frage quer durch die Dusche.
»Beschissen hat sie ihn«, wiederholte Hans. »Hast du doch gehört.«
»Woher willst du das wissen, du Arschloch? Redet man so über die Witwe eines Kameraden?« Georg lief mit geballten Fäusten auf ihn zu und erwischte ihn mit dem ersten Schlag am Kinn. Als der kleine Verteidiger zu Boden ging, setzte Georg nach und schlug ihm wieder ins Gesicht. Und noch mal. So oft, bis Max und Josef endlich dazwischen gingen und ihren zweitbesten Stürmer von dem blutenden Häuflein Elend auf dem nassen Fliesenboden herunterzogen.
»Du spinnst doch, Schorsch. Was willst du eigentlich? Du hast sie doch auch gefickt!«, plärrte Hans vom Boden aus. »Gleich am Anfang. Du hast es mir doch sogar noch ganz stolz beim Bier erzählt.«
»Stimmt das, Schorsch?« Max blickte seinen Freund erstaunt und verwundert an.
»Was?«
»Dass du was mit Clara gehabt hast?«
»Blödsinn. Na ja. Ein einziges Mal ganz am Anfang. Auf einer Vereinsfete. Ich war mit ihr hinter dem Bierzelt. Zuerst wusste ich ja gar nicht, dass es Giovannis Frau war. Das habe ich erst danach von ihr erfahren. Aber sonst war da nichts. Nie wieder. Ich will nichts von ihr.«
»Na, sauber. Wer solche Freunde hat, braucht keine Feinde.« Max ließ Georg, der sich inzwischen einigermaßen beruhigt zu haben schien, wieder los. Armer Giovanni, dachte er. Hatte er wohl doch wieder nur eine gefunden, die ihn betrog. Dabei hat er so große Stücke auf Clara gehalten. Ja mei, Raintaler. So ist das nun mal und so wird es wohl auch bleiben. Er zog sich an und ging hinaus auf die Straße, um seine Gedanken zu ordnen. Clara hat Giovanni mit Schorsch betrogen. So was kommt natürlich vor. Aber war es wirklich nur eine einmalige Sache? Oder läuft da immer noch was? Wenn man sich nur mal ansieht, wie er ihr bei der Beerdigung geholfen hat, könnte man es fast meinen. Hat er dann auch Giovanni umgebracht? Um ihn aus dem Weg zu haben? Blödsinn. Oder? Die Sache ließ ihm keine Ruhe. Er rief Clara an.
»Hallo, Clara. Max hier.«
»Hallo, Max. Und? Habt ihr gewonnen?«
»Nein, leider nicht. Ohne Giovanni hatten wir keine Chance.«
»Dachte ich mir schon. Er war einfach der Beste.« Sie klang immer noch traurig.
»Ja, das war er, Clara. Ich habe eine Frage an dich.«
»Na klar, Max. Was gibt es denn?«
»Bist du jemals mit Schorsch hinter einem Bierzelt gewesen?«
Längere Stille.
»Äh, wie meinst du das jetzt, Max?«, fragte sie dann.
»Also, wenn es wirklich so war, dann nehme ich mal an, dass du ganz genau weißt, wie ich es meine.«
Sie schwieg erneut. Erst als Max schon dachte, sie hätte aufgelegt, begann sie wieder zu sprechen. Sehr leise und zögernd, so als wäre ihr jedes einzelne Wort peinlich.
»Es stimmt, Max. Es war vor ein paar Jahren bei einer Vereinsfeier. Ich war zum ersten Mal dabei und betrunken. Und Giovanni war schon zu Hause. Und da ist es dann passiert. Ein dummer Ausrutscher. Danach ist so was aber nie wieder vorgekommen.«
»Weil Schorsch nichts mehr von dir wollte?«
»Nein, weil ich nichts von ihm wollte. Immer wieder hat er mich bedrängt, ich sollte mich von Giovanni trennen und mit ihm zusammen sein. Er würde mir die Welt zu Füßen legen, hat er gemeint. Ohne Ehevertrag. Sogar bei den Vorbereitungen zur Trauerfeier hat er damit weitergemacht. Er sei
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