Isarhaie: Der vierte Fall für Max Raintaler (German Edition)
der
CD auf dem großen nussbraunen Schreibtisch. »Das hier ist Frau Spenglers
Tagebuch. Darin steht alles über ihre Beziehung mit Ihnen, Herr von
Münchhausen! Und das daneben ist ein Billigporno, der von Ihnen produziert
wurde und in dem Maria Spengler eine Hauptrolle spielt. Wollen Sie davon etwa
auch nichts gewusst haben? Wir lassen uns nicht gern verarschen. Reden Sie
endlich!«
»Also
gut. Ich kannte Maria seit längerer Zeit«, gab Woller zögerlich zu. »Wir waren
zusammen. Hatten uns im Schützenverein kennengelernt, wo sie genau wie ich
Mitglied war. Als ich vor ein paar Jahren offiziell mit ihr Schluss gemacht
hatte, war sie stinksauer und hat die Bürgerbewegung gegen meine Bauvorhaben in
der Birkenau gegründet.«
»Na
also. Geht doch. Weiter im Text.« Max reckte auffordernd das Kinn nach vorn.
Seit wann durften in einem Schützenverein auch Frauen Mitglied werden? Gab es
das etwa schon länger? Man lernte jeden Tag dazu.
»Aber
erpresst hat sie mich nicht, und umgebracht habe ich sie auch nicht. Und diese
Elli Breitwanger auch nicht. Maria und ich haben uns sogar bis zuletzt immer
noch in unserem kleinen Starnberger Hotel getroffen.«
»Sie
hatten also trotz Ihrer Trennung und des Streits um die Birkenau noch mit ihr
sexuellen Kontakt?« Max konnte nicht fassen, dass es wirklich so gewesen war,
wie er es bereits in Marias Tagebuch gelesen hatte. Kannten diese Leute keine
Gefühle? Was für ein eiskalter Sack musste Woller sein, dass er angesichts
ihres Todes ganz offensichtlich nicht die geringste Trauer empfand.
»Ja.
Sie war immer noch scharf auf mich, und manchmal hatten wir dann eben ein
bisschen Spaß miteinander. Sie hat sich dabei was nebenbei verdient.«
»Na
super. Und warum haben Sie das nicht gleich gesagt?«
»Weil
Sie mich dann hundertprozentig sofort für den Mord an ihr verantwortlich gemacht
hätten. Ich weiß doch, wie das läuft, wenn die Polizei Indizien sucht.
Irgendwas hätten die mir schon angedichtet.« Er nickte in Franz’ Richtung.
»Und
das sollen wir Ihnen abnehmen?«
»Wenn
Sie mir nicht glauben, können Sie mich gern verhaften.« Woller streckte seine
kurzen dicken Arme aus, um anzudeuten, dass man ihm gern Handschellen anlegen
dürfe, wenn das für nötig gehalten wurde.
»Wer
Ihnen glaubt, ist nicht ganz dicht oder taub und blind, Herr Woller.« Franz
tippte sich an die Stirn. »Das war’s erst einmal, Sie werden von uns hören. Von
der Staatsanwaltschaft sowieso.« Er stieß Max seinen Ellenbogen in die Seite
und nickte ihm auffordernd zu.
Der
nickte zurück. Sie wussten beide, dass das hier im Moment nicht weiterführen
würde. Entweder war Woller glatter als ein Aal oder er sagte die Wahrheit. Ob
eins von beidem oder beides der Fall war, musste sich erst herausstellen. Franz
nahm CD, DVD und Tagebuch an sich, und Max dachte an die 200.000 Euro, die er
in Marias Kellerversteck gefunden hatte. Also hatte Woller Maria Spengler wohl
doch einfach nur sehr gut für den Sex mit ihr bezahlt. Wahrscheinlich konnte er
gar nicht, wenn er nicht bezahlte. So eine Art Psychotick. Daher auch die
andauernden Sexklubbesuche. Aber kam dabei wirklich eine derart hohe Summe für
Maria zustande?
Sie
erhoben sich beide von ihren Stühlen, drehten sich grußlos um und verließen
Wollers Büro.
»Der
lügt doch wie gedruckt«, meinte Max, nachdem sie die Tür hinter sich
geschlossen hatten und wieder im Empfangsraum standen. »Dem traue ich alles
zu.«
»Denke
ich auch«, bestätigte Franz.
»Was
fand eine gutaussehende Frau wie diese Maria nur an so einem unappetitlichen
Fettkloß? Verstehst du das?«
»Keine
Ahnung. Geld? Vorliebe für Übergewichtige? Heutzutage gibt es diesbezüglich
doch nichts, was es nicht gibt, habe ich mir sagen lassen.« Franz blickte
selbstkritisch auf seinen eigenen nicht ganz unbeträchtlichen Bierbauch
hinunter.
»So,
so. Hast du dir sagen lassen.« Max grinste anzüglich.
»Ja,
Max. Ich bin ein anständiger und braver Ehemann. Nicht so einer wie du.« Franz
piekte seinen Zeigefinger in Max’ Brust.
»Was
für einer bin ich denn?«
»Ein
Hallodri.«
»Aha.
Ach, du Scheiße. Jetzt erinnere ich mich wieder.« Max blieb unvermittelt
stehen. Er kratzte sich am Hinterkopf.
»Woran?
An deine gute Erziehung?«
»Wo ich
die Nadel an Wollers Revers schon einmal gesehen habe.«
»Was,
wie, wo?« Franz blickte erstaunt drein. Max’ Gedankensprung gerade war offenbar
dabei, ihn wieder mal total zu überfordern.
»Die
Anstecknadel. Ich entdeckte
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