Isarhaie: Der vierte Fall für Max Raintaler (German Edition)
Stirn.
»Ist
Maria denn erschossen worden? Sie haben doch letztes Mal gesagt, dass sie
erstochen wurde.«
»Das
stimmt auch, Herr Woller.«
»Na
also. Was wollen Sie dann von mir?«
»Wo
waren Sie vorgestern Nacht? Am Dienstag.«
»Wie,
vorgestern Nacht? Ist da etwa schon wieder jemand umgebracht worden?« Woller
holte eine riesige Schachtel Konfekt aus seiner Schreibtischschublade. Gierig
schob er sich ein Stück nach dem anderen zwischen die dicken feuchten Lippen.
Seinen Besuchern bot er nichts davon an.
»Wo
waren Sie?« Red schon, verfressener Geizkragen.
»Na ja … «
»Sagen
Sie jetzt nicht, Sie waren schon wieder im ›Amazonas‹.«
»Äh, … doch,
Herr Raintaler.«
»Nicht
zu fassen.« Max starrte den massigen Bauunternehmer mit hochgezogenen Brauen
an. Dieser Mensch musste eine wahrhaft gewaltige Libido haben. Und das bei der
monströsen Wampe. Ob die Prostituierten im ›Amazonas‹ eine Risikozulage von ihm
verlangten? Oder gehörte ihm der Laden am Ende selbst?
»Und
natürlich können das wieder etliche Leute bezeugen«, erkundigte sich Franz.
»Ja,
Herr Kommissar.«
»Hauptkommissar.«
»Bitte
vielmals um Entschuldigung.« Woller grinste selbstgefällig.
»Jetzt
passen Sie mal auf, Herr Woller«, machte Max in deutlich gereiztem Tonfall
weiter. »Das hier ist kein Spaß. Gestern Abend wurde tatsächlich eine weitere
Frau ermordet. Auch sie war Mitglied der Bürgerinitiative gegen Ihr Bauvorhaben
in der Birkenau. Sieht doch merkwürdig aus. Meinen Sie nicht auch?«
Max und
Franz setzten bierernste und zugleich undurchdringliche Ermittlergesichter auf.
»Noch
eine? Wirklich?« Woller machte große Augen. »Wer denn?«
»Frau
Breitwanger. Sie müssten sie eigentlich gekannt haben.«
»Wüsste
ich jetzt nicht.« Woller leckte die Schokolade von den Fingern, mit denen er
die Konfektschachtel geleert hatte.
»Kommen
Sie schon, Herr Woller. Wollen Sie uns etwa schon wieder belügen? Sie war eine
Freundin von Maria Spengler. Die rothaarige Elli Breitwanger.« Max fixierte ihn
mit einem durchdringenden Blick.
»Ach
so, die Elli. Doch, die kannte ich. Jetzt fällt es mir wieder ein. Sie war ein
paar Mal dabei, als ich mit den Leuten der Bürgerinitiative verhandelt habe.«
»Und
Sie haben sie genau wie Maria Spengler umgebracht, weil die beiden Sie erpresst
hatten. Oder umbringen lassen, während Sie zur Tatzeit im ›Amazonas‹ waren. Ist
es nicht so?« Max war klar, dass er den Pfeil rein aufs Geratewohl abschoss.
Aber versuchen musste er es zumindest.
»Nein,
Herr Privatschnüffler. So ist es nicht.«
»Und
warum behaupten Sie dann erst, dass Sie sie nicht gekannt haben?« Max
bewunderte die Chuzpe seines Gegenübers fast. Kein Wunder, dass der Kerl so
erfolgreich ist, dachte er. Er hat alles, was man in unserer Gesellschaft
braucht, um nach oben zu kommen. Er ist komplett skrupellos, bis ins
Knochenmark verlogen, und er scheißt auf sämtliche Gesetze. Doch ist er
wirklich ein Mörder? Da kann man sich immer noch nicht sicher sein.
»Ich
hatte sie vergessen. Kannte sie wirklich nur vom Sehen. Habe niemals ein
einziges persönliches Wort mit ihr gewechselt. Das schwöre ich.«
»Herr
Woller, auf dieser Disk hier befinden sich höchst interessante Daten bezüglich
ihrer Geschäfte und Verbindungen. Können Sie sich vorstellen, woher sie
stammt?« Max hielt Marias CD hoch, die Franz genauso wie ihr Tagebuch und die
Porno-DVD mitgebracht und gleich zu Anfang vor sich auf Wollers Schreibtisch gelegt
hatte.
»Woher
soll ich das wissen? Ist mir doch egal. Ich habe nichts zu verheimlichen. Was
soll ich außerdem dazu sagen, wenn Sie mir nicht mal genau verraten, was drauf
ist?« Woller setzte ein undurchdringliches Pokerface auf.
Weiß er
wirklich nichts darüber?, fragte sich Max, der aufgrund von Wollers ehrlich
verdutztem Gesicht gerade nicht umhinkam einzuräumen, dass der übergewichtige
Baulöwe eventuell auch die Wahrheit sagen könnte. Wäre dies der Fall gewesen,
hätte Maria ihn logischerweise nicht mit der CD erpresst und er hätte keinen
Grund gehabt, sie umzubringen beziehungsweise umbringen zu lassen. Ellis Tod
hätte so gesehen auch keinen Sinn gemacht. Außer es hätte etwas anderes
zwischen den Dreien gegeben, von dem Franz und er bisher noch nichts wussten.
Das war natürlich immer eine Option. Oder hatte Woller seine Bücher längst in
Ordnung gebracht und war sich seiner Sache deshalb so sicher? Aber das hatte er
doch bestimmt ohnehin getan. Knifflige
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