Isarhaie: Der vierte Fall für Max Raintaler (German Edition)
genau so ein Ding heute Morgen in meiner
Brieftasche. Es kann nur Marias Nadel sein. Sie war doch im selben
Schützenverein wie Woller. Ich hab mich schon gewundert, wie sie da
hineingekommen sein mochte. Ich muss sie wohl trotz meines belämmerten
Zustandes vom Tatort mitgenommen haben.«
»Hast
du sie noch?«
»Logisch,
hier.« Max zog seinen Geldbeutel aus der Gesäßtasche seiner schwarzen Jeans und
öffnete das Kleingeldfach. »Hast du ein Tütchen dabei?«
»Immer,
Herr Privatdetektiv.«
»Depp,
du weißt schon. So ein kleines Plastiktütchen.«
»Genau
das meine ich doch auch.« Franz grinste zufrieden. Er drückte Max die Disks und
Marias Tagebuch in die Hand, zog ein blütenweißes, unbenutztes Stofftaschentuch
aus seiner Hosentasche, nahm damit die Nadel aus Max’ Geldbeutel, packte sie
zuerst in die kleine Plastiktüte für Beweisstücke und steckte dann beides in
die Innentasche seines beigefarbenen Sommersakkos. »Vielleicht haben wir Glück
und du hast nicht alle Fingerabdrücke verwischt. Oder wir finden Hautreste
außer deinen eigenen für einen genetischen Nachweis daran. Genial, Max. Sogar
im K.-o.-Tropfen-Vollrausch bist du noch ein brauchbarer Kriminaler.«
»Sag
ich doch immer. Ach, wo wir gerade dabei sind. Das hier kannst du auch gleich
mal nach Fingerabdrücken untersuchen lassen. Vielleicht kann die Schrift
ebenfalls weiterhelfen.« Max reichte seinem Exkollegen und alten Freund den
Zettel mit der Drohung ›I krigg di, Arschäloch‹ darauf, der nach der Ohnmacht
in seinem Treppenhaus im Badezimmer aus der Gesäßtasche seiner Jeans gerutscht
war. Das zerknitterte kleine Schriftstück hatte die ganze Zeit über im
Scheinfach seiner Geldbörse gesteckt.
»Was
soll das sein?« Franz betrachtete stirnrunzelnd die ungelenk hingekrakelten
Buchstaben.
»Wahrscheinlich
stammt die Drohung von dem Typen, der mich bei mir daheim ohnmächtig geschlagen
hat.«
»Und
der dir die K.-o.-Tropfen ins Bier geschüttet hat?«
»Kann
sein. Keine Ahnung.«
»Na
gut. Wir werden das Ding gründlich untersuchen. Wenn auch nur ein Staubkorn
darauf ist, das auf den Burschen hinweist, finden es die Jungs und Mädels von
der KTU.«
»Super.
Sag mal, anderes Thema. Wenn er selbst und sein Schlägertrupp Alibis haben,
vielleicht hat Woller dann ja einen Profikiller für die Morde engagiert.« Max
blickte nachdenklich auf die schwarz-weiß-karierten Bodenfließen zu ihren
Füßen.
»Vielleicht.
Aber beweisen können wir ihm das im Moment nicht. Und normalerweise schießen
die doch eher. Mit Schalldämpfer. Oder hast du schon von Profis gehört, die mit
einem riesigen Küchenmesser oder Dolch herumlaufen und töten?«
»Weiß
nicht. Eher nicht. Stimmt, Franzi. Schöner Mist. Da werden wir wohl noch eine
Weile lang dranbleiben müssen.«
»Schaut
ganz so aus.«
»Ihr
überprüft doch die Alibis im ›Amazonas‹?«
»Natürlich
nicht. Ich glaube Woller blind.«
»Sorry,
Franz. Du machst den Job ja auch nicht erst seit gestern.« Max grinste ertappt.
»Ganz
vergessen, was? Wie konnte es dazu kommen? Partielle Amnesie? Krankhafter
Kontrollwahn? Unendliche Überheblichkeit?«
»Wahrscheinlich.
Irgendwas in der Art. Du darfst übrigens gern schon vorausgehen. Ich
verabschiede mich nur noch kurz.« Max deutete auf Gesines Empfangspult.
»Von
der feschen Blondine, die falsche Alibis hergibt?«
»Dich
hätte sie bestimmt nicht belogen.«
»Das
glaube ich auch. Servus, Max.« Franz klopfte seinem alten Kumpel grinsend auf
die Schulter.
»Hast
du nicht etwas vergessen?« Max hielt die Sachen aus Ellis Keller hoch.
»Oha!
Alles klar. Danke.«
»Bitte
sehr. Gruß vom Kontrollwahn.«
20
Max trat auf die Straße hinaus.
Er atmete tief durch. Gesine hatte ihn für morgen Abend zum Essen bei ihr zu
Hause eingeladen, da Woller auf einem Arbeitstreffen am Tegernsee wäre und dort
übernachten würde. Er hatte dankend angenommen. Freundin hatte er keine mehr
und Traudi war nicht nur zu jung, sondern offensichtlich auch noch komplett
durchgeknallt. Also was sollte es? Wenn Gesine nur halb so gut kochte, wie sie
frech daher redete, würde es durchaus lecker werden. Unterhaltsam fand er sie
sowieso. Darüber hinaus war sie völlig unkompliziert, wie er Dienstagnacht
schon feststellen konnte. Genau das, was er zurzeit brauchte.
Gemütlich
schlenderte er durch die Fußgängerzone zur Trambahnhaltestelle am Stachus, um
mit der 17 in die Eduard-Schmid-Straße in Untergiesing zu fahren. Nicht weit
von der
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