Isarhaie: Der vierte Fall für Max Raintaler (German Edition)
noch rein. Wie die am Ostbahnhof.
Da arbeiten auch lauter Obdachlose. Oder ehemalige Obdachlose. Das weiß ich
jetzt nicht so genau.«
»Es
sind ehemalige, Josef. Sie wohnen zum Teil in Wohngemeinschaften«, wusste Max.
»Geniale
Idee. Das mache ich. Und eine Schreinerei könnte man da auch noch reinmachen.
Und einen kleinen Hofladen.« Josef rieb sich die Hände voller Vorfreude auf
sein neues Projekt. Er strahlte übers ganze Gesicht.
»Und du
als Chef, Josef?«, fragte Franz und blickte in die Runde, als würde ihn diese
Vorstellung nicht unbedingt überzeugen. »Ich meine, du weißt doch selbst, dass
Arbeiten nicht unbedingt zu deinen Stärken gehört.«
»Kein
Problem. Als Geschäftsführer suche ich mir jemanden, der zuverlässig ist.
Außerdem braucht man da bestimmt eine fachliche Ausbildung. Ihr wisst schon,
der ganze Psycho- und Sozialkram und so.« Josef trank gleich noch mal einen
großen Schluck vor Begeisterung und Vorfreude auf seine gute Tat.
»Und
ich sorge dafür, dass Woller, Weidenbrecher und Meierbär eine schöne Summe an
deine Stiftung spenden«, versprach Franz. »Da fällt mir bestimmt die richtige
Tonlage dazu ein.«
»Schließlich
wirkt sich so ein soziales Engagement in jedem Fall strafmildernd aus«, fügte
Max hinzu. »Ich gebe auch was dazu. Von meinem Erbe von Tante Isolde.« Er
dachte dabei zwar eher an die 200.000 Euro aus Ellis Keller, die seiner Meinung
nach immer noch eindeutig von Woller stammten, aber das musste ja niemand
wissen. Auf jeden Fall wäre ein Teil davon bei Josefs Stiftung bestimmt bestens
aufgehoben.
»Genau.
Von mir gibt es auch ein paar Euro. Prost, auf die geniale Idee unseres
Exkommissars Max Raintaler und die Durchführung durch unseren Hilfskommissar
und guten Engel Josef Stirner.« Franz hob sein Glas, und sie stießen mit sich
und der Welt zufrieden miteinander an.
Doch obwohl
die allgemeine Stimmungslage sehr gut war und ein mehr oder weniger gelungener
Spaß den nächsten jagte, wie es sich für einen zünftigen Stammtischabend
gehörte, ließ der Mord an den zwei Untergiesingerinnen Max nicht los. Pünktlich
zur zweiten Maß brachte er das Thema erneut auf den Tisch. »Ausgerechnet zwei
Rothaarige. Meint ihr, das ist reiner Zufall oder steckt da mehr dahinter?«,
wandte er sich an seine beiden Freunde.
»Ich
meine, es ist Zufall«, erwiderte Josef, während er langsam mit Daumen und Mittelfinger
seiner linken Hand seinen Schnurrbart entlang fuhr. »Was sollte daran
Verdächtiges sein? Jemand, der eine Obsession für Rothaarige hat? Ein Killer,
den es scharf macht, wenn er Rothaarige absticht? Ich weiß nicht. Aber ich bin,
wie gesagt, kein Profi wie ihr.«
»Das
sieht der Profi, in dem Fall ich, ganz genauso, Josef. Wenn es so wäre, hätte
es nämlich schon längst das dritte Opfer gegeben«, wusste Franz. »Was meinst
du, Max?«
»Ich
meine, dass ihr wahrscheinlich beide recht habt. Josef ist übrigens ein echtes
Naturtalent. Den sollten wir auch in Zukunft zu Rate ziehen, Franzi.«
»Also
gut. Josef. Ich taufe dich hiermit zum Hilfssheriff in spe.« Franz tauchte die
Fingerspitzen seiner rechten Hand in seinen Maßkrug, rührte kurz damit darin
herum, zog sie wieder heraus und bespritzte Josef mit dem edlen Nass, das daran
hängen geblieben war.
»Hör
auf, Franzi. Du versaust mir mein ganzes Sakko«, protestierte der frisch
ernannte Jungbulle lachend und spritzte mit Munition aus seinem eigenen Maßkrug
zurück.
»Aber
irgendwie habe ich bei der Sache trotzdem ein komisches Gefühl«, meinte Max.
»Wieso?
Du hast Josef doch selbst vorgeschlagen«, beschwerte sich Franz.
»Josef
meine ich auch nicht.«
»Ach
so, du redest immer noch von den Rothaarigen. Vergiss es. Am Montag verhöre ich
diesen Meierbär. Dann sind wir garantiert ein Stückweit schlauer.«
»Wahrscheinlich
hast du recht. Trinken wir lieber noch einen Schluck.« Max ergriff den Henkel
seines Glaskruges, und sie stießen erneut miteinander an. Abschließend fragte
er sich noch, ob das ›heilige Medium Eva‹ vielleicht doch gelogen hatte.
Schließlich wurden laut Woller und Weidenbrecher, und laut der jungen Frau im
Klub, Weidenbrecher und Meierbär regelmäßig ausgepeitscht und nicht Woller.
Oder hatte Maria Eva den Schmarrn mit dem Auspeitschen Wollers verzapft?
Schaute ganz so aus. Aber warum hatte sie das wohl getan? Knifflig. Oder gab es
eine ganz einfache Erklärung? Nämlich die, dass sich Maria einen Spaß daraus
gemacht hatte, das ›heilige Medium‹ zu
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