Isarhaie: Der vierte Fall für Max Raintaler (German Edition)
weiter. »Vielleicht sitzt er
seelenruhig in seinem Wohnzimmer und wartet bloß darauf, dass wir wieder weg
sind, damit er ungestört abhauen kann.«
»Ich
rufe Bernd noch mal an.« Franz stöhnte kurz unwillig auf, zog erneut sein Handy
aus der Jackentasche und beauftragte Bernd herauszufinden, ob Maierbär wirklich
vor zwei Wochen samt Familie von München nach Florida geflogen ist.
»Lass
ihn auch gleich nachprüfen, ob Meierbär von Sonntang bis Mittwoch eventuell
zurückgekehrt ist«, insistierte Max.
»Etwa
unter seinem Namen? Meinst du wirklich, er ist so blöd?«
»Das
kann man nie wissen. Oder? Außerdem soll Bernd die Passagierlisten auch auf
andere Namen überprüfen. Wichtig sind die, die um den Sonntag herum von Florida
kamen und um den Mittwoch herum wieder dorthin zurückgeflogen sind.«
»Okay.«
Franz gab entsprechende Order und legte auf. »Er ruft in einer halben Stunde
zurück«, informierte er Max.
Sie
stiegen ein und fuhren weiter ins ›Amazonas‹. Als sie bald darauf vor dem unauffälligen
grauen Waschbetongebäude im Gewerbeviertel, nicht weit vom alten Flughafen,
angekommen waren, stiegen sie aus, und Franz rauchte erst mal eine. Danach
schellte er an der Klingel über der nichtssagenden Aufschrift ›Privat‹.
»Ist da
tagsüber überhaupt jemand?«, fragte er.
»Logisch.
Die schieben hier rund um die Uhr Dienst.«
»Woher
weißt du das, Max?«
»So was
weiß man einfach.«
»Aha.«
Franz grinste und schüttelte leicht den Kopf.
Max
ahnte, dass sein alter Freund gerade Schlechtes über ihn dachte. Soll er doch,
sagte er sich. Das trägt nur zum Nimbus des mit allen Wassern gewaschenen
Detektivs Max Raintaler bei. Muss ja nicht jeder wissen, dass ich die Läden und
ihre Öffnungszeiten hier draußen nur von der Werbung in der Zeitung her kenne.
Der
Türsummer ertönte. Sie traten ein.
»Die
Treppe hoch!«, hörten sie eine rauchige weibliche Stimme von oben rufen.
Sie
folgten der Aufforderung und gelangten, oben angekommen, in eine Art Barraum.
Möbel, Boden und Wände waren in Dunkelrot und Schwarz gehalten. Indirekte
Beleuchtung, überall glitzernde Swarowskischmucksteine. In dem rückwandlosen
Regal vor dem langgezogenen Spiegel hinter dem Tresen standen die erlesensten
Tropfen in Reih und Glied. Uralte Malt Whiskeys, Cognacs, Brände und Liköre,
alles, was das Herz begehrte.
»Herzlich
willkommen im ›Amazonas‹, meine Herren.« Eine vollbusige stark geschminkte
Blondine im extrem kurzberockten Bunny-Outfit lächelte sie einladend an. »Was
können wir für Sie tun?«
»Kripo
München, Wurmdobler mein Name, und das ist mein Kollege Raintaler. Wir hätten
ein paar Fragen bezüglich eines Mordfalles an Sie und Ihre Kolleginnen«,
preschte Franz entschlossen vor.
»Mord?
Wir wissen hier nichts von einem Mord. Wir haben uns darauf spezialisiert,
Männer zu verwöhnen.« Sie lächelte geschäftsmäßig.
»Die
Morde fanden auch nicht bei Ihnen statt.« Er lächelte ebenso geschäftsmäßig und
distanziert zurück.
»Die
Morde? Gleich mehrere? Und wie können wir Ihnen helfen?«
»Sie
können uns zum Beispiel sagen, wann Herr Woller zuletzt mit den Herren Weidenbrecher
und Meierbär hier war«, mischte sich Max ins Gespräch ein.
»Der
Chef?«
»Ja,
der Chef, Woller.« Max blickte ihr ernst in die Augen. Wusste ich es doch, dass
der Klub dem Kerl auch noch selbst gehört. Und da redet er davon, dass er
keinen Sexskandal haben darf. Lächerlich. Aber wahrscheinlich sogar die
Wahrheit. Schließlich musste außer seinen Angestellten niemand davon wissen.
»Und die beiden anderen, Herr Weidenbrecher von der Stadtbank und Herr Meierbär
aus dem Stadtrat.«
»Die
Namen unserer Kunden darf ich Ihnen leider nicht sagen, meine Herren. Wir
sichern ihnen absolute Diskretion zu. Sonst würden wir unser Geschäft nicht
lange betreiben.« Sie blickte ebenso ernst zurück. Das Lächeln war aus ihrem
Gesicht verschwunden. »Aber der Chef kommt eigentlich jede Nacht vorbei.
Manchmal bleibt er auch und schläft auf der Couch in seinem Büro hinten.«
Ach so.
Der vögelt gar nicht die ganze Nacht, sondern er geht seinem Geschäft nach, und
dann pennt er hier, dachte Max. Wieso geht er denn nicht zu sich nach Hause?
Fühlt er sich einsam? Ist es etwa diese berühmte Einsamkeit, die einen
angeblich so gern an der Spitze unserer Gesellschaft überfällt? Aber er hat
doch Gesine. Genügt ihm die nicht?
»Und
Weidenbrecher und Meierbär? Wie oft kommen die?«, wollte Franz
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