Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Isau, Ralf - Neschan 03

Titel: Isau, Ralf - Neschan 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lied der Befreiung Neschans Das
Vom Netzwerk:
Yonathan die Spitze Haschevets tief in das Eis, das in einer dicken Schicht den Vulkan als Panzer umgab, und jedes Mal gab es zischend ein wenig nach. Schließlich – zwei Drittel der Strecke lagen bereits hinter ihm – blieb er stehen.
    Es konnte so nicht weitergehen. Die letzte halbe Meile hatte er sich nur noch im Schneckentempo den steilen Hang hinaufkämpfen können. Aus dem Wind war inzwischen ein Schneesturm geworden, der Yonathan zwang sich des Koach zu bedienen, um nicht vollkommen die Orientierung in dieser unwirklichen weißen Welt zu verlieren.
    Er musste einen Moment nachdenken, versuchte das Brüllen des Sturmes zu ignorieren. Yonathan ahnte, nein, er wusste, dass er in einer schlechten Position war. Sollte er umkehren, wie Gimbar es ihm geraten hatte? Seit einiger Zeit spürte er einen bedrohlichen Unterton in den Gefühlen des Auges: Neben der ständigen Aufforderung zur Umkehr gab es auf einmal eine starke Siegesgewissheit. Kein Wunder, er war so gut wie blind, auch mit der Macht des Stabes konnte er kaum etwas ausmachen. Wenn der Wächter des Auges in diesem Moment auf ihn losging…
    Ohne den Schutz Haschevets hätte ihn wahrscheinlich schon der erste Angriff zerschmettert; die Attacke kam so plötzlich, dass jede Reaktion unmöglich war: Ein jähes Fauchen des Sturms und schon riss ihn ein gewaltiger Schlag von den Füßen. Yonathan rutschte den Hang hinab, wurde immer schneller, und es dauerte eine halbe Ewigkeit, bis er seine halsbrecherische Talfahrt endlich mit der Hilfe des Koach bremsen konnte.
    Er kämpfte gegen ein Schwindelgefühl an und zwang sich wieder auf die Beine. Wenn der nächste Angriff kam, musste er besser gewappnet sein. Seine Glieder fühlten sich steif an. Er wusste noch immer nicht, was ihn umgeworfen hatte. Eines aber schien klar: Dieses Etwas war kalt gewesen, so kalt, dass er es selbst durch den Schild gespürt hatte.
    Endlich gelang es ihm, sich zu orientieren. Er war in eine Senke gerutscht, die vom Sturm weniger heftig heimgesucht wurde. Mit Haschevets Kraft der Bewegung suchte er die Umgebung ab. Von dem Wächter fehlte jede Spur. Plötzlich hörte Yonathan wieder das Fauchen.
    Diesmal war er vorbereitet. Er rollte sich blitzschnell zur Seite und sandte gleichzeitig einen gleißend blauen Blitz in die Richtung, aus der das Geräusch gekommen war.
    Nur einen Wimpernschlag später und die eisige Faust hätte ihn wieder getroffen. Im Licht Haschevets sah Yonathan zum ersten Mal seinen Widersacher. Nur einen winzigen Augenblick lang konnte er die Gestalt aus Eiskristallen erkennen: Sie war riesig groß, ihr Körper glitzerte wie ein Meteoritenschauer im Sternenlicht, doch dort, wo beim Menschen der Kopf ansetzte, strahlte sie karminrot. Bis der Blitz Haschevets sie traf.
    Wieder hüllte der Sturm den Ort des Geschehens mit seinem wirbelnden Weiß ein. Yonathan machte sich keine Hoffnungen den Angreifer mit einem einzigen Schlag bezwungen zu haben. Er fühlte den feindseligen Geist, auch wenn das Licht des Stabes ihn scheinbar in zwei Teile gespalten hatte. Dieser Gegner war entweder sehr schnell oder das Feuer Haschevets konnte ihm nichts anhaben…
    Die nächste Attacke hatte Yonathan vorausgeahnt. Er wirbelte herum, noch bevor er das Zischen hörte, riss die Arme hoch und schleuderte einen Lichtspeer. Wieder sah er die mit einem karminroten Strahlen gekrönte Gestalt aus Eis: Ihr Rumpf war mindestens zwanzig Fuß groß und glich einer glitzernden Säule, die schwerelos im Sturm schwebte. Beine fehlten dem Wächter völlig, dafür hatte er unzählige Arme, durchsichtige Stacheln, die nach allen Seiten strebten.
    Yonathans Blitz traf den Wächter mitten in die »Brust«, den oberen Teil des Torsos. Aber da schien es kein Herz zu geben, das sich verletzen ließ. Die flüchtige Gestalt ließ das Licht einfach durch sich hindurchschießen, so als würde man mit Pfeil und Bogen einen Bienenschwarm angreifen.
    Eine beängstigend kalte und zynische Stimme ließ Yonathan zusammenfahren. Eine Stimme, die im Toben des Sturmes schwang, ein Teil von ihm zu sein schien. »Willst du mich etwa damit einschüchtern? Dein Feuer kann mir nichts anhaben, Geschan.«
    Also doch! ging es Yonathan durch den Kopf. Aber konnte das sein? Yehwohs Macht war größer als jede andere im Universum. Warum konnte dieses Wesen dann den Blitzen Haschevets widerstehen?
    »Du fragst dich sicher, warum dein Stab gegen mich nutzlos ist?«
    Endlich hatte sich Yonathan wieder in der Gewalt. Er musste Zeit

Weitere Kostenlose Bücher