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Isau, Ralf - Neschan 03

Titel: Isau, Ralf - Neschan 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lied der Befreiung Neschans Das
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kam so schnell zum Stillstand, dass der Dreimaster gefährlich ächzte. Kaldek warf Yonathan einen beunruhigten Blick zu. Gleich darauf tauchte Galal unter dem Schiff ab, das ein weiteres Mal durchgeschüttelt wurde. Das Gesicht des Kapitäns nahm die Farbe der Vergessenen Insel an.
    »Danke, Galal.«
    »Gern geschehen, Yonathan.«
    »Könntet Ihr Eurem großen Freund nicht etwas sanftere Umgangsformen beibringen?«, presste Kaldek hervor.
    Yonathan musste lachen. »Für erzieherische Maßnahmen dürfte es in diesem Fall zu spät sein, Kapitän. Galal ist fast so alt wie diese Welt.« Dann wurde er wieder ernst. »Jedenfalls seid Ihr bei ihm gut aufgehoben, solange ich auf der Insel bin.«
    »Darüber kann man geteilter Meinung sein.«
    »Was heißt hier, solange du auf der Insel bist?«, mischte sich Gimbar ein. »Wir kommen natürlich mit.«
    Yomi nickte eher zögernd.
    »Das kommt nicht in Frage«, widersprach Yonathan.
    »Aber du brauchst uns!«
    Das Nicken Yomis fiel jetzt stärker aus.
    Yonathan zwang sich zur Ruhe. »Es ist immer wieder das Gleiche mit euch beiden. Hast du dir die Insel nicht angesehen, Gimbar? Die Bäume und die anderen Pflanzen, sie sehen aus, als lebten sie noch. Aber sie sind zu Eis erstarrt! Sie sind nicht langsam erfroren, sondern in einem einzigen Augenblick vereist. Dir und Yomi würde es genauso ergehen, sobald ihr die Insel betretet. Ich glaube nicht, dass ihr mir dann noch eine große Hilfe wäret.«
    »Sei nicht ungerecht zu ihnen«, mahnte Din-Mikkiths raschelnde Stimme. »Sie wollen dir nur helfen.«
    »Ich weiß. Und ich möchte nur, dass ihnen nichts zustößt.«
    »Was Yonathan sagt, ist leider wahr«, wandte sich der Behmisch an Gimbar und Yomi. »Das Insel ist gefährlicher als ein verletztes Raubtier. Ich selbst wäre der Letzte, der hier auf dem Schiff bleiben würde. Schließlich liegt vor uns die Heimat meiner Vorfahren. Aber ich fühle, dass wir ohne den Schutz Haschevets dort nicht leben könnten – besser gesagt, ich fühle es nicht.« Din-Mikkith bemerkte die ratlosen Mienen seiner Gefährten und kicherte. »Ich vergesse immer, dass ihr nicht wissen könnt, in welcher Verbindung ich zu den Lebenden Dingen stehe. Wenn ich nur in die Nähe eines Waldes komme, spüre ich seine Aura.« Er streckte den Arm zur Vergessenen Insel hin aus und fügte hinzu: »Aber dort drüben fehlt sie völlig. Ich fühle nur ein großes, leeres Nichts.«
    Auch Yonathan hatte dieses Nichts gespürt, von dem Din-Mikkith sprach. Aber für ihn stellte es keine vollkommene Leere dar wie für seinen grünen Freund. Yonathans Sinne waren angespannt, getragen von Haschevets Macht durchforschten sie die ganze Insel. Und was sie dort fanden, verwirrte ihn. Nicht die Bedrohung durch das Auge beunruhigte ihn, dieses beklemmende, nur allzu bekannte Angstgefühl. Nein, er glaubte, noch etwas anderes wahrzunehmen, nur sehr schwach, sehr undeutlich. War dies nur ein neuer Trick von Bar-Hazzats karminroten Dienern, eine Finte, um ihn zu verunsichern? Oder konnte es wirklich sein…?
    Ein Ruck ging durch das Beiboot der Weltwind und riss Yonathan aus seinen Gedanken. Yomi und Gimbar hatten darauf bestanden, ihn bis an den Strand zu begleiten.
    »Bleibt ja im Boot!«, warnte Yonathan noch ein letztes Mal. »Ich stoße euch wieder ins Meer zurück.«
    »Und du meinst wirklich, dass du uns nicht alle drei mit dem Koach beschützen kannst?«, fragte Gimbar.
    »Es würde mich so viel Kraft kosten, dass ich womöglich dem Angriff des Auges nicht mehr gewachsen wäre«, entgegnete Yonathan. »Aber lasst uns das alles nicht noch einmal durchkauen. Es ist Zeit uns voneinander zu verabschieden.«
    »Du musst uns versprechen unheimlich gut auf dich aufzupassen«, verlangte Yomi mit brüchiger Stimme.
    »Ich verspreche es.«
    »Wenn es zu brenzlig wird, kehrst du um!«, fügte Gimbar energisch hinzu. »Dann überlegen wir uns etwas anderes.«
    »Ja doch!« Yonathan holte tief Luft. In seinem Hals steckte ein Kloß. »Ihr beide seid wirklich schlimm… und außerdem die besten Freunde, die man sich nur wünschen kann. Ich werde bestimmt auf mich Acht geben, damit das auch noch eine Weile so bleibt.«
    Er umarmte zuerst Yomi und anschließend Gimbar. Dann formte er den blauen Schirm zum Schutz gegen die eisige Kälte und sprang, ohne zu zögern, an den Strand der Vergessenen Insel.
    Als die nächste größere Welle das Beiboot anhob, stieß er es ins tiefere Wasser zurück. Seinen Freunden war anzusehen, wie ungern sie

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