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Isau, Ralf - Neschan 03

Titel: Isau, Ralf - Neschan 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lied der Befreiung Neschans Das
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Pferd. Er sprang herab und rannte der Wartenden entgegen.
    Yonathan und Bithya fielen sich in die Arme und vergaßen für eine geraume Zeit den Rest der neuen Welt Meschelem. Sie schluchzte, lachte, rief immer wieder seinen Namen. Yonathan hingegen brachte kein Wort heraus, sondern presste nur seine kleine Stachelwortspuckerin selig an sich. Er fühlte ihren warmen, weichen Körper und konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen jemals wieder auf die Nähe dieses pochenden Herzens zu verzichten.
    Eine Woche später fand im Sedin-Palast die prächtigste Hochzeit statt, die diese Mauern je gesehen hatten. Kaiser Felin nahm Yamina, das Ostmädchen, zur Frau und Yonathan heiratete Bithya. Die Feierlichkeiten dauerten sieben Tage an und waren ein außergewöhnliches Ereignis – nicht weil sie besonders prunkvoll begangen wurden, sondern weil die Anteilnahme der Menschen von nah und fern, ihre Freude über das Glück der Neuvermählten, sie dazu werden ließen.
    Die doppelte Trauung wurde im großen Thronsaal des würfelförmigen Palastes abgehalten. Mit großer Ungeduld stand Yonathan neben Felins Thron. Die beiden Bräutigame erwarteten ihre Auserwählten. Der ganze Saal war mit festlich gekleideten Gästen angefüllt und viele der Anwesenden vertrieben sich die Zeit mit leise geführten Gesprächen über die Brautpaare. Plötzlich überkam Yonathan das Gefühl, als habe er die Szene, die sich vor ihm abspielte, schon einmal gesehen.
    Ja, genau… Das Bild, das sich vor seinen Augen ausbreitete, glich der Zeichnung auf dem Pergament in dem alten Hauptbuch von Jabbok House: Er, der junge dunkelhaarige Mann, stand neben dem blonden Regenten auf dem Thron. Dasselbe hatte auch sein Großvater in einem Traum erlebt. Zusammen mit dem Hausierer, Mister Marshall – oder Olam, wie Benel ihn genannt hatte –, entschlüsselte Yonathan damals den Text, der sich auf dem Blatt befand. Und nun wusste er, dass es noch etwas zu tun gab, um auch die letzte Prophezeiung zu erfüllen.
    In diesem Moment erhob sich Felin. Er klatschte in die Hände und verschaffte sich dadurch Gehör bei den Umstehenden.
    »Volk Meschelems, Bewohner der Länder des Lichts, Brüder«, begann er seine Ansprache. In knappen, klaren Worten schilderte er noch einmal die Geschichte der Welt Neschans, erwähnte die Tränenland-Prophezeiung, die unrechtmäßige Machtergreifung der cedanischen Kaiser und das unermüdliche Bestreben der neschanischen Richter dem Vordringen der Finsternis Einhalt zu gebieten. Gegen Ende der Rede kam er auf Yonathans Taten zu sprechen, erwähnte die mutige Bezwingung der Augen Bar-Hazzats und letztlich des dunklen Herrschers selbst.
    Schließlich sprach er: »So rufe ich Frieden aus über Cedanor und über alle Völker Meschelems. Nicht mehr länger sollen Kaiser über euch herrschen, meine Brüder; sie haben euch nur Kriege gebracht. An diesem Tage gebe ich mein Reich an den rechtmäßigen Besitzer zurück, auf dass niemand mehr einen Unterschied zwischen den Bewohnern unserer Welt kenne. Wir alle sind Brüder und deshalb wollen wir gemeinsam, Seite an Seite, Yehwoh dienen. Sein Gesetz soll uns führen und leiten.«
    Das Volk jubelte. Und Yonathan erinnerte sich an Goel, der alles bereits vorausgesagt hatte. Nun hob er die Arme, um sich Ruhe zu verschaffen.
    »Den Worten Felins ist nicht viel hinzuzufügen«, sagte er. »Nur eines noch: Hin und wieder werdet ihr Ratgeber brauchen, Freunde, die euch helfen die Gesetze Yehwohs zu verstehen und sie richtig anzuwenden. An solchen Tagen erinnert euch bitte Felins, er hat sich als überaus weise erwiesen und er hat nie an einen Missbrauch seiner Macht gedacht…«
    Wieder brandete gewaltiger Jubel auf. Es dauerte lange, bis Felin seine Gäste so weit besänftigt hatte, dass er das Wort noch einmal ergreifen konnte.
    »Geschans Demut ist groß: Er selbst erwähnt sich mit keinem Wort. Aber ihr werdet die Hilfe vieler treuer und weiser Menschen benötigen. Unter ihnen soll der siebte Richter der Erste sein und wird doch immer euer Diener bleiben.«
    Während der erneuten Beifallsrufe traten fünf Personen, die Yonathan längst schon herbeigesehnt hatte, durch die zweiflüglige Tür am anderen Ende der Halle: Bithya erschien an der Seite Navran Yaschmons, seines weisen alten Ziehvaters; Yamina hatte ihren Arm Goel anvertraut, der die eigentliche Trauung leiten sollte, und dann war da noch Ascherel, die fünfte Richterin und Yonathans Ahnin.
    Ja, die Bochim hatten sich geöffnet und die

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