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Isau, Ralf - Neschan 03

Titel: Isau, Ralf - Neschan 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lied der Befreiung Neschans Das
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fort.
    Bald erblickte Yonathan die Felsen. Sie lagen nahe am Seeufer. Dahinter ragte ein nackter Kegel aus dem schwarzen Wasser des Sees auf: Har-Liwjathan. Die Männer zügelten ihre Pferde und starrten wie gebannt auf den unheimlichen Berg. Beinahe unnatürlich steil ragte er aus dem Wasser, glatt wie ein Kiesel. Oben war der Drachenberg abgeflacht. Am beklemmendsten jedoch wirkte das karminrote Licht, das von der Spitze des Berges ausging. Yonathan spürte ein Kribbeln im Hinterkopf, ein altbekanntes Gefühl.
    »Kommt!«, drängte Leschem seine Gefährten. »Wir sollten hier keine Wurzeln schlagen. Der Drache kann uns jeden Moment entdecken.«
    Der Fährtensucher fand schnell am Westufer des Sees eine geeignete Gruppe riesiger Felsbrocken, zwischen denen die Reiter und ihre Pferde genügend Deckung hatten. Die vorbereiteten Ledertücher wurden ausgebreitet. In ihrer Färbung unterschieden sie sich kaum vom Untergrund. Leschem hatte an alles gedacht.
    »Jetzt kommt das Schwierigste«, flüsterte Yonathan, nachdem jeder seinen Platz unter den ausgespannten Lederbahnen gefunden hatte.
    »Was meinst du?«, fragte Gimbar.
    »Du musst jetzt schlafen.«
    »Schlafen? Hier? Ich kann doch nicht…«
    Gimbars Worte gingen in einem mächtigen Rauschen unter.
    »Still! Der Drache!«, hauchte Yonathan. Er konnte durch einen Spalt in der Plane über sich gerade noch einen gewaltigen Schatten vorüberziehen sehen.
    »Ob er was bemerkt hat?«, raunte Gimbar.
    »Vermutlich nicht, sonst könntest du mir wohl nicht diese Frage stellen.«
    Yonathan versuchte zu schlafen. Der zurückliegende Ritt hatte an seinen Kräften gezehrt. Nicht nur, dass er Augen und Ohren hatte offen halten müssen, um im Mondlicht nicht von irgendeinem spitzen Ast aufgespießt zu werden, und dass ihn die ständige Sorge plagte vom Drachen entdeckt zu werden – das alles hatten auch die anderen ertragen. Aber er allein musste sich darum kümmern, dass die Maschen des unsichtbaren Tarnnetzes, das er über sich und seine Gefährten geworfen hatte, nicht zu groß wurden.
    Schließlich nickte er doch für kurze Zeit ein. Als er wieder erwachte, bekam er ein schlechtes Gewissen. Die Ostleute hatten sich offenbar keine Ruhe gegönnt. Nur so war zu erklären, dass sie das Boot in so kurzer Zeit hatten zusammenfügen können.
    Sandai erklärte Yonathan, dass der Bau von leichten Kanus für die Ostleute nichts Ungewöhnliches war. In der Steppe gab es immer wieder Flüsse, die es zu überqueren galt, in denen man fischen konnte oder die Boten als schnelle Wasserwege nutzten.
    Das Bootsgerippe bestand aus den Weidenruten, die zwei Abende zuvor geschnitten worden waren. Vorn und hinten lief es spitz zu. Als Außenhaut diente Pferdeleder. Als man Yonathans argwöhnischen Blick bemerkte, wurde ihm versichert, dass diese leichte und nachgiebige Bespannung das Wasser sehr zuverlässig aussperrte, da sie nach dem Gerben mit einer fettreichen Substanz behandelt worden war.
    »Eine richtige Piraten-Schebecke wäre mir lieber«, meldete sich Gimbar zu Wort.
    Yonathan schaute ihn verwundert an.
    »Glaubst du etwa, ich lasse dich da allein zu dem Drachen rüber?«
    »Es genügt völlig, wenn ich mich der Gefahr aussetze, Gimbar.«
    »Hast du etwa schon vergessen, was Goel zu mir sagte? ›Diene Yehwoh und seinem siebten Richter, denn das ist, was dir bestimmt…‹«
    »Ich habe es nicht vergessen.«
    »Siehst du.«
    »Aber er hat nichts davon gesagt, dass du auf Drachenjagd gehen sollst.«
    »Er hat auch nicht gesagt, dass ich es nicht tun soll.«
    »Ich will doch nur, dass dir nichts passiert.«
    »Yonathan.« Gimbars Stimme klang nun sehr bestimmend. »Solltest du den Drachen nicht bezwingen, dann spielt es ohnehin keine Rolle, wo ich bin. Bar-Hazzat wird nicht so nett sein und gerade das Stückchen Neschan übrig lassen, auf dem ich stehe.«
    Yonathan seufzte. Gimbar konnte recht hartnäckig sein. »Also gut. Aber wenn ich drüben ein sicheres Versteck für dich gefunden habe, dann wirst du da schön bleiben, bis ich zurückkomme und dich hole.«
    »So sei es, Geschan, siebter Richter.«
    Geschützt unter den Planen ließen sie den Tag vorüberziehen. Als die Nacht vom toten Wald Besitz ergriffen hatte, verabschiedeten sich Yonathan und Gimbar von ihren Gefährten. Sie wünschten ihnen Glück oder gaben ihnen gute Ratschläge mit auf den Weg.
    Als die Reihe an Leschem war, empfahl dieser: »Schaut dem Drachen nicht direkt in die Augen.«
    »Warum nicht?«, wollte Yonathan

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