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Isau, Ralf - Neschan 03

Titel: Isau, Ralf - Neschan 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lied der Befreiung Neschans Das
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wissen.
    »Vielleicht war es das, was mich beinahe den Verstand kostete. Ich kann mich nicht genau erinnern, aber meidet lieber seinen Blick.«
    »Ich werde daran denken«, versprach Yonathan.
    Als Nächster trat Sandai Yublesch-Khansib heran. »Möge Yehwoh dich segnen«, sagte er würdevoll.
    »Ich habe ihn noch nie so eindringlich darum gebeten wie in letzter Zeit«, gab Yonathan zurück. Er umarmte den großen Khan, wie er es schon bei Leschem, San-Yahib und den übrigen Ostleuten getan hatte.
    Zuletzt stand Yonathan vor Yamina.
    »Du musst mir versprechen, dass du gut auf dich aufpasst, Yonathan.« Ihre rauchige Stimme klang ernst.
    »Versprochen.« Er lächelte.
    »Kannst du mich nicht wenigstens einmal ernst nehmen?«
    »Ich schätze dich sehr, Yamina. Du warst mir bisher immer eine treue Freundin. Wenn ich zurückkomme, mit dem Kopf des Drachen unter dem Arm, dann wirst du sehen, dass ich dich wirklich ernst genommen habe.«
    »Vielleicht gelingt es dir ja seine Neugier zu wecken.«
    »Wie meinst du das?«
    »Meine Mutter erzählte mir einmal, dass Drachen sehr wissbegierig sind. Das hängt damit zusammen, dass die meisten von ihnen sehr alt werden. Sie sehen und hören in ihrem langen Leben so viel, dass sie irgendwann das wenige, das sie noch nicht wissen, unbedingt auch noch erfahren wollen. Manchmal ist ihnen dann eine neue Geschichte oder ein unbekanntes Rätsel wichtiger als viele der Schätze, die sie so eifersüchtig bewachen.«
    Yonathan nickte nachdenklich. »Das könnte noch sehr wichtig für mich werden. Doch warte. Ich brauche noch etwas.« Unter den kritischen Blicken Yaminas kniete er sich zum Gepäck hinab und zog einen langen, rechteckigen Behälter hervor.
    »Ist das nicht der Kasten, aus dem du Sandais Rose geholt hast?«
    »Es sind noch zwei weitere darin.«
    »Willst du sie etwa mitnehmen?«
    »Genau das werde ich tun. Du hast mich auf eine Idee gebracht, Yamina. Wenn unser Vorhaben heute Nacht gelingt, dann haben wir das zum großen Teil dir zu verdanken.«
    »Und wenn nicht?«
    »Dann bitte ich dich, Bithya zu finden, das Mädchen, dem mein Herz gehört, und ihr zu sagen, dass ich alles versucht habe – und dass ich sie liebe.«
    Yamina zeigte erstaunlicherweise keine Eifersucht, sondern schien Yonathans Gefühle in diesem Augenblick gut verstehen zu können. Zur Bestätigung nickte sie ernst.
    Bald überspannte ein schwarzes Tuch aus Samt den ganzen Himmel. Einzelne Wolken schoben sich immer vor den Mond und schirmten sein Licht ab. Ein sanfter Wind kräuselte die Oberfläche des Akeldama-Sees. Sein dunkles Wasser glänzte wie schwarze Tinte.
    Über allem thronte Har-Liwjathan. Das rote Glühen über dem Berg sah in dieser Nacht besonders bedrohlich aus. Selbst der Mond hatte den karminroten Schimmer angenommen. Je länger Yonathan den Himmelskörper betrachtete, desto mehr schien er ihm wie in Blut getaucht.
    Als wieder einmal eine dunkle Wolke den Mond bedeckte, ließ San-Yahib das Boot zu Wasser, leicht wie ein Papierschiffchen. Yonathan und Gimbar kletterten schweigend ins Kanu. Sie wollten die Stille des Sees nicht stören. Jedes Geräusch, das sie verursachten, empfanden sie als unerträglichen Lärm.
    Vorsichtig tauchten sie die kurzen Paddel in das dunkle Wasser, zogen lang und kraftvoll durch, um sie anschließend wieder behutsam anzuheben. Das Platschen jedes Tropfens, der in den See zurückfiel, schmerzte in ihren Ohren.
    Hier, vom Westufer des Sees aus, betrug die Entfernung zur Insel nur etwa eine Meile. Allerdings die längste Meile, fand Yonathan, die er jemals gepaddelt war. Während er schweigend sein Paddel durch das Wasser zog, suchte er mit den Augen unentwegt den nackten Kegel nach irgendwelchen Anzeichen von Leben ab. Er wusste, dass Gimbar, der hinter ihm saß, das Gleiche tat.
    Der Drachenberg wirkte verwaist. Sein Bewohner schien ausgeflogen zu sein, wie schon in der Nacht zuvor. Das jedenfalls hofften die beiden Paddler. Beim Näherkommen bemerkte Yonathan, dass der Felskegel gar nicht so glatt war, wie er von weitem ausgesehen hatte. Also würde man ihn auch erklimmen können. Yonathan wünschte sich, Yomi dabeizuhaben. Der lange, blonde Seemann war ein begnadeter Kletterer. Er hätte den Berg wahrscheinlich im Sturm genommen und dabei auch noch Yonathan hinter sich hergeschleppt.
    Das Kanu stieß mit einem lauten Knirschen auf den Uferkies. So schnell wie möglich zogen Yonathan und Gimbar das Boot an Land und versteckten es zwischen mannshohen

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