Isländisch Roulette: Thriller (German Edition)
lief, wie es lief, war er doch unser Kumpel«, sagt Steinn Þorri und mixt zwei doppelte G&T.
»Ganz genau. Hast du irgendeine Idee, wer das getan haben könnte?«
»Keinen blassen Schimmer. Ich muss mal eben zur Toilette. Fühl dich ganz wie zu Hause.«
»Soll ich Eiswürfel in die Drinks tun?«, fragt Jón Þorbergur. Er geht gemächlich in die Küche und öffnet den Gefrierschrank.
Als Steinn Þorri zurückkommt, steht Jón Þorbergur mit den Drinks am Küchentisch.
Der Gin rinnt geschmeidig die Kehle hinunter, sie stoßen an auf alte Zeiten und frischen Erinnerungen an erfolgreiche Geschäfte auf.
»Bleiben wir nicht weiter in Kontakt?«, fragt Jón Þorbergur dann, leert sein Glas und stellt es auf den Tisch.
»Natürlich«, entgegnet Steinn Þorri und umarmt seinen Freund zum Abschied.
»Der arme Nonni. Schade, dass unsere Angelegenheiten so enden müssen«, denkt Steinn Þorri im Stillen, während er ihm hinterherschaut, wie er sich von seinem Haus entfernt.
Es tut sich verdammt noch mal überhaupt nichts bei ihnen, findet Hörður. Sie müssen für den morgigen Tag irgendwas über Reynir bekommen, doch es sieht ganz so aus, als wäre der Fall komplett festgefahren.
»Siggaaa! Komm mal her«, ruft er der Frau zu, die ihm am ehesten irgendwelche verwertbaren Neuigkeiten beschaffen wird.
»Was gibt’s, Hörður?«, fragt sie mit ernster Miene.
»Du musst jetzt einfach eine große Nachricht aus dem Hut zaubern. Ruf alle Bullen an, die du kennst, und zieh ihnen was aus der Nase. Es
muss
einfach etwas Neues geben. Ansonsten werden wir morgen die Schlagzeile
Die Ermittler tappen vollkommen im Dunkeln
auf dem Titelblatt haben. Sag das den Vögeln!«
»Ich werd mich ans Telefon hängen. Auch wenn ich diese Leute in den letzten Tagen schon unzählige Male angerufen und nichts bekommen habe.« Sigríður seufzt.
»Ja, ja, ja. Mach das, Sigga. Es ist der einzige Weg, Neues zu bekommen.«
Þórir, Sigríðurs Zimmerkollege, dreht sich zu ihr um. »Was bedrückt dich eigentlich? Du bist gar nicht mehr fröhlich. Ich vermisse dein Lachen.«
»Ach, der Junge macht Probleme. Die Schule will ihn zum Test schicken, er ist bereits auf der Warteliste. Ich weiß auch keinen Rat mehr.«
Rúnar Páll kommt in Gunnars Büro gestürmt.
»Die von der Inneren Sicherheit sagen, dass wir mit der Drogenfahndung sprechen sollen. Die könnten durch ihre Kontakte zur Unterwelt vielleicht was rausfinden.«
»Frag mal Hjalti von der Kontaktgruppe. Der kennt garantiert ein paar. Irgendwas Genaueres über dieses Tattoo?«, fragt Gunnar.
»Das Foto ist an weitere Länder geschickt worden. Ingimar hofft auf Antwort bis morgen.«
Hjalti Jónsson, Leiter des Kontaktteams der Drogenfahndung, antwortet unverzüglich.
»Hallo, Rúnar! Was gibt’s?«
»Hjalti, mein Lieber, wir brauchen Hilfe. Kennst du irgendjemanden aus der osteuropäischen Unterwelt, den du fragen könntest, ob man dort etwas über den Mord an Reynir weiß? Wir haben den Verdacht, dass die russische Mafia in den Fall verwickelt ist.«
»Ich will’s versuchen, aber glaub nicht, dass ich ein Telefonregister der russischen Mafia verwalte.« Hjalti lacht.
»Ach, und ich dachte, die wären letztes Wochenende zum Abendessen bei dir gewesen?«
»Ach, stimmt ja! Aber mal im Ernst, ich werde mit einem Typen sprechen, der vielleicht was mitbekommen hat.«
»Danke dir!«
»Ich geb dir Bescheid.«
»Hörður, du kannst dich freuen. Ich hab die Titelstory für morgen«, eröffnet Sigríður ihrem Chef.
»Was? Schieß los!«
Sigríður hat soeben ein Telefonat mit ihrem alten Klassenkameraden, der jetzt bei der Kriminalpolizei ist, beendet.
»Wusstest du, dass Reynir Sveinn eine französische Sportartikelladenkette gehörte?«
»Ja, warte. Wie hieß die noch mal? Monde du Sport, oder?«
»Er hat das Unternehmen 2007 an die russische Mafia verkauft, und sein Vater glaubt, die hätten ihn abgemurkst.«
»Sigga, Sigga, Sigga, Sigga! Das ist das Ungeheuerlichste, was ich im Leben gehört habe.«
»Soll ich anfangen, die Nachricht auszuarbeiten?«
»Klar, was denkst du denn, Mensch. Worauf wartest du? Fang an! Dann den Vater interviewen und ihn befragen, ob er fürchtet, dass die Mafia auch ihn und seine Frau verfolgen würde. Bringen die in solchen Angelegenheiten nicht immer die ganze Familie zur Strecke? Verdammt, wird das eine geniale Titelseite. Die schlägt ein wie 'ne Atombombe! Ich kann’s mir genau vorstellen:
Milliardär von Russenmafia
Weitere Kostenlose Bücher