Isländisch Roulette: Thriller (German Edition)
irgendetwas vergessen?« Niemand sagt ein Wort. »Okay! Dann machen wir weiter. Rúnar kümmert sich um das Tattoo und die Russen. Bjarni und Einar fliegen nach Frankreich, um dieses französische Unternehmen und Reynirs Wohnung zu untersuchen. Wenn sich in den nächsten zwei Tagen nichts in der Tattooangelegenheit tut, müssen wir in den Tageszeitungen nach ihm fahnden. So einfach ist das. Viel Erfolg!« Damit ist die Sitzung beendet.
Kópavogur, Mittwoch, 19. Mai 2010
Vier Tage, und nichts passiert. Er wird damit davonkommen. Arvydas Savanauskas sitzt zu Hause am Wohnzimmertisch im Engihjalli. Er hat den Fernseher eingeschaltet und sieht mit halbem Auge zu. In den letzten Tagen hatte er viel zu tun, um seine Reise nach Brasilien zu organisieren. Er blickt auf die Flugtickets vor sich auf dem Tisch. Nur noch fünf Tage. Am Montagmorgen zwanzig vor zwölf will er mit Icelandair nach Oslo fliegen. Von dort geht es mit SASweiter nach Paris, mit einer dreistündigen Wartezeit auf dem Flughafen Charles de Gaulle. Schließlich fliegt er dann mit Tam Linhas Aereas nach São Paulo. Dort landet er um sechs Uhr morgens Ortszeit, also zwanzig Stunden, nachdem er abgeflogen ist. Er hat seinen Bruder Simon angerufen, der ihn am Flughafen abholen wird. Endlich werden wir wieder zusammen sein, denkt er. Er konnte hören, wie sich sein Bruder freute, ihn bald wiederzusehen. Und er selbst ist auch aufgeregt. Zum wahrscheinlich hundertsten Mal greift er unters Bett nach der Sporttasche – dem Schlüssel zu einem neuen Leben.
Reykjavík, Mittwoch, 19. Mai 2010
Rúnar Páll hat sich mit Vilmundur Ragnarsson von der Abteilung Innere Sicherheit verabredet, der von allen am besten über die Umtriebe osteuropäischer Verbrecherbanden auf Island Bescheid weiß. Doch zuerst wird er bei Ingimar vorbeischauen und sehen, wie weit der Stand mit dem Sonnentattoo ist.
»Ich hab gerade eben mit Günther gesprochen«, sagt Ingimar niedergeschlagen. »Er hat auch nichts gefunden und hat das Tattoo vor kurzem an einige weitere Länder geschickt. Es ist zumindest klar, dass es sich nicht um ein gewöhnliches Gefängnistattoohandelt. Sonst hätten wir es schon ausfindig gemacht.«
»Wohin hat er es geschickt?«
»Ich weiß es nicht ganz genau, aber auf jeden Fall nach Lettland, Estland, Litauen und Polen.«
»Okay. Gib mir Bescheid, wenn du etwas aus dem Ausland hörst. Ich werde noch bei Vilmundur vorbeischauen.«
»Ja, du hörst von mir, wenn sich was tut.«
Vilmundur ist ein kleiner, flinker Kerl, der ununterbrochen an einem Pfefferminzpäckchen herumfummelt, während er mit Rúnar Páll spricht.
»Du grübelst also über die Machenschaften der russischen Mafia auf Island nach?«
»Genau. Reynir Sveinn soll Geschäfte mit denen gemacht haben, sagt sein Vater.«
»Erinnerst du dich an den Report, den die Innensicherheit letzten Februar erstellt hat?«
»Natürlich.«
»Es hieß dort, dass das organisierte Verbrechen auf Island an Boden gewonnen hat. Die Mächtigsten auf diesem Gebiet sind zum einen die Litauer und zum anderen Polen. Straftäter aus beiden Ländern sind in größerem Umfang hierher gekommen und haben sich vergleichbare Strukturen wie in ihrer Heimat geschaffen. Ich muss allerdings einräumen, dass wir nichtfeststellen konnten, dass die Russen sich auf ähnliche Weise niedergelassen hätten. Was man trotzdem nicht weiß, ist, wie die Verbindungen zwischen den hiesigen Verbrecherkreisen mit der großen Mafia draußen aussehen. Die Untersuchungen dazu sind noch im Anfangsstadium.«
»So dass die Russlandverbindung eventuell ausfällt?«
»Nein, das muss nicht so sein. Wenn diese Männer jemanden töten lassen wollen, dann tun sie es. Sie haben die Mittel, um Leute überall auf der Welt umbringen zu lassen.«
»Wo soll ich weitersuchen?«
»Ich würde mit dem Drogendezernat reden. Schau mal, was sich in der Drogenwelt finden lässt!«
»Okay! Danke dir vielmals.«
»Viel Erfolg euch.« Vilmundur wirft sich ein Pfefferminz ein, als er sich wieder dem Computer zuwendet.
Jón Þorbergur steht vor der Eingangstür von Steinn Þorri Steinþórssons Zuhause. Er ist von Luxemburg wegen der Nachrichten vom Mord an Reynir Sveinn angereist und ist der Meinung, er müsse mit seinem alten Gefährten reden.
»Hallo, Nonni. Komm rein«, wird er von Steinn Þorri an der Tür empfangen.
»Hey, Steinni! Mensch, schrecklich, das mit Reynir«, sagt Jón Þorbergur.
»Ja, fürchterlich. Auch wenn es mit uns
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