Isländisch Roulette: Thriller (German Edition)
für das Geschäft«, sagt er dann zu dem Russen.
»Danke gleichfalls, Mr. Reynisson! Es war mir ein Vergnügen.«
Tamás fährt schnell zurück nach Paris. Das zweite Auto folgt ihm mit einigem Abstand.
Er verbringt den Abend damit, das Geld in den neuen Tresor zu stapeln. Es ist eine abenteuerliche Menge. Bund über Bund mit Hunderteuroscheinen. Er sitztschweißüberströmt auf dem Boden in der Mitte des Tresors und öffnet ein Bündel. Er fängt an zu zählen.
»Eins, zwei … und hundert«, zählt er sich selbst laut vor.
Jedes Bündel besteht aus einhundert Scheinen – zehntausend Euro. Um vier Uhr in der Nacht ist er fertig mit Zählen. Die Summe stimmt auf den Schein genau. Bevor er die Tür schließt, stellt er einen abgeschlossenen Aktenkoffer mit einer Kopie des Kaufvertrages mit in den Tresor.
Die schwere Tür fällt mit einem kräftigen Schlag ins Schloss.
12
Reykjavík, Mittwoch, 19. Mai 2010
»Ich geh mal kurz rüber in die Skúlagata«, sagt Rúnar Páll zu Gunnar, als sie sich in der Tür der Polizeidienststelle in der Hverfisgata begegnen. Rúnar ist auf dem Weg nach draußen, und Gunnar kommt gerade herein.
»Willst du die Typen von der Innensicherheit wegen der Russen treffen?«, fragt Gunnar.
»Ja, unter anderem. Ich muss auch noch mit Ingimar sprechen und hören, wie es mit diesem Sonnentattoo aussieht.«
»Okay! Viel Erfolg, mein Freund.«
Er nimmt die Treppe mit einigen Sätzen und schafft es noch, den Telefonhörer auf seinem Schreibtisch rechtzeitig abzuheben.
»Gunnar! Hallo, Bjarki hier, von der Spurensicherung.«
»Hey, Bjarki, gut, dass du anrufst! Gibt’s irgendwelche guten Neuigkeiten?«
»Wär schön, aber leider haben unsere Ermittlungen bisher gar nichts gebracht. Unsere Leute haben dasAuto millimetergenau abgesucht und nichts gefunden, was uns helfen könnte. Natürlich ist alles voller Fingerabdrücke, aber sie stammen fast alle von der Besitzerin und den Leuten um sie herum. Übrig bleiben ein paar, die wir nicht in unserer Datenbank haben. Wir müssen sie noch mit anderen Datenbänken abgleichen.«
»Was ist mit dem Haus?«
»Nichts, so wie es aussieht. Wir haben einen Teil von einem Fingerabdruck auf einer Kleiderstange im Kleiderzimmer gesichert, aber er hat sich als unbrauchbar erwiesen. Er scheint nicht viele Gäste in dem Haus empfangen zu haben. Wir haben nur Fingerabdrücke von ihm selbst, seinen Eltern, seiner Schwester und der Reinigungskraft gefunden. Ich lass es dich wissen, wenn wir was Neues finden.«
»Ja, wir hören uns.«
Gunnar ist schlecht gelaunt. Es geht weder vor noch zurück mit den Ermittlungen.
»Nein, Hörður! Es gibt nichts Neues, gar nichts. Ich kann mir nichts aus den Fingern saugen, damit ihr eure Titelstory bekommt. Und ruf mich heute nicht noch einmal an«, sagt Gunnar genervt, als Hörður Sveinsson ihn zum zweiten Mal an diesem Tag belästigt.
»Wir treffen uns im Konferenzraum«, ruft Gunnar der Belegschaft matt zu.
Das Telefon klingelt. Es ist Polizeihauptkommissar Benedikt.
»Grüß dich, Gunnar! Ich wollte nur den Stand der Ermittlungen checken. Du weißt, die Leute üben immer Druck auf mich aus.«
»Wir haben gleich eine Sitzung. Willst du nicht einfach runterkommen und zuhören?«, fragt Gunnar seinen Vorgesetzten.
»Ja, das sollte ich wohl tun.«
»Gut! Wir fangen jetzt an.«
»Also, Leute. Gehen wir die Lage durch«, sagt Gunnar und eröffnet die Sitzung. »Was wissen wir?
Wahrscheinlich ist, dass der Angreifer derselbe ist, der in einem gestohlenen Auto an der Hringbraut kurz nach dem Mord gesichtet wurde. Wir wissen noch nicht mehr über ihn und versuchen, ihn über ein Tattoo auf der rechten Seite seines Halses zu ermitteln. Was das angeht, warten wir noch auf die Ergebnisse von Europol. Die Mordwaffe haben wir noch nicht sichergestellt. Wahrscheinlich handelt es sich um ein Messer mit einer zwölf bis fünfzehn Zentimeter langen Klinge. Es fehlt außerdem noch immer der rechte Daumen der Leiche. Die Spurensicherung hat noch keine Fingerabdrücke gesichert, die uns weiterhelfen. Reynirs Vater hat mich gestern Abend darüber unterrichtet, dass sein Sohn wegen irgendeiner Sportartikelladenkette in Frankreich in Geschäfte mit derrussischen Mafia verwickelt war. Rúnar Páll holt gerade Erkundigungen über die Machenschaften dieser Herren hierzulande ein. Als Nächstes müssen wir uns diese Sportfirma genauer anschauen.« Gunnar verstummt, blickt in die Runde und fragt: »Habe ich
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