Isländisch Roulette: Thriller (German Edition)
ermordet.
Großartig!«
13
Genf, Freitag, 28. Dezember 2007
»Frohe Weihnachten, meine Herren, und willkommen!«, begrüßt Reynir Sveinn Reynisson seine beiden Partner Steinn Þorri Steinþórsson und Jón Þorbergur, als sie zur ersten Jahrestagung des Glaciers Capital Fund eintreffen.
Die drei hatten beschlossen, sich in Genf zu treffen, im President-Wilson-Hotel, wo Reynir die Royal-Penthouse-Suite reserviert hat, eine der teuersten auf der ganzen Welt. Die Firma bezahlt, immerhin ist das erste Geschäftsjahr außerordentlich erfolgreich verlaufen. Jón Þorbergur will mit den Eignern Reynir und Steinn Þorri den Stand durchgehen. Die Suite hat den Vorteil, dass es dort eine Konferenzanlage für vierzig Personen gibt, so dass die drei Männer es bequem haben.
»Was habt ihr sonst noch in diesem Jahr gemacht?«, fragt Steinn Þorri und lehnt sich in einem schwarzen Ledersessel zurück.
»Ich war damit beschäftigt, Geld für euch zu verdienen«, antwortet Jón Þorbergur und lacht.
»Ihr habt die Nachrichten gesehen?«, sagt Reynir und spielt damit auf den Verkauf von Monde du Sport an, der eine große Schlagzeile in allen größeren Wirtschaftsblättern war.
»Also ich hab keinen einzigen Finger krumm gemacht. Nur das Leben genossen und das Geld für mich arbeiten lassen«, sagt Steinn Þorri.
»Schön, dann wenden wir uns jetzt dem zu, was wirklich eine Rolle spielt, die Entwicklung unseres Fonds, okay? Nonni! Wie ist es gelaufen?«, fragt Reynir.
»Das ging alles wie geschmiert, kann ich euch sagen.« Jón Þorbergur strahlt über das ganze Gesicht und beginnt mit der Präsentation. »Ich hatte sechzig Milliarden zur Verfügung. Im September und Oktober des letzten Jahres hab ich damit begonnen, für zehn Milliarden Aktien sechs isländischer Finanz- und Investitionsgesellschaften aufzukaufen. Es gab Hinweise, dass der Kurs in den nächsten Monaten erheblich steigen würde. Und so kam es auch. Ende Juli dieses Jahres habe ich das Zeug wieder vertickt, als ich den Eindruck hatte, dass der Wert nicht weiter steigen würde. Da war der Kurs im Schnitt um gut siebenundzwanzig Prozent gestiegen. Die besten Erträge brachte Exista mit gut vierzig Prozent, ansonsten warfen die Gesellschaften zwischen einundzwanzig und achtundzwanzig Prozent Gewinn ab«, erklärt Jón und zeigt ihnen ein Diagramm.
»Das klingt großartig«, sagt Reynir und lächelt.
»Allerdings. Nonni! Du hast es wirklich drauf«, meldet sich auch Steinn Þorri zu Wort.
»Danke, Jungs. Doch das ist erst die Hälfte. Einige Tage danach habe ich Leerverkäufe durch FL Group, Exista und Kaupþing durchgeführt und dafür das Anfangskapital genommen, die sechzig Milliarden. Den Profit habe ich dann auf einem hochverzinsten Tagesgeldkonto bei Kaupþing in Luxemburg angelegt. Mit der Deutschen Bank habe ich bis zum 20. Dezember einen Terminvertrag geschlossen und darauf gesetzt, dass der Kurs fallen würde. Und das lief ebenso gut, wie ihr hier sehen könnt«, sagt Jón Þorbergur und blättert weiter zum nächsten Schaubild seiner Computerpräsentation.
»Dabei war es natürlich ausschlaggebend, dass der Kurs von der FL Group abstürzte, als man jetzt im Dezember Rettungsmaßnahmen ergriff. Wir haben massiv daran verdient, während alle anderen isländischen Anleger nun bluten«, sagt er und lacht.
Steinn Þorri und Reynir Sveinn schauen beeindruckt auf die Darstellung.
»Yesss! Das ist ja der helle Wahnsinn«, sagt Steinn Þorri.
»Und jetzt schauen wir uns mal den Stand unseres Fonds an. Ich denke, wir können einigermaßen zufrieden sein«, sagt Jón und führt ein drittes Diagrammvor. »Wie ihr hier seht, erhaltet ihr beide 16,3 Milliarden Überschuss für euren Anteil, und ich bekomme, meinem Vertrag entsprechend, 5,1 Milliarden.«
»So soll es sein! Und wir haben also knapp hundert Milliarden, um uns damit zu vergnügen«, sagt Reynir, als er den Blick vom Schaubild in die Runde schweifen lässt.
»Exakt! Jetzt müssen wir nur beschließen, wie es weitergeht. Ich habe vor, meinen Anteil des Gewinns auf ein Konto in einer Filiale der Deutschen Bank in Luxemburg einzuzahlen. Die Frage ist, was ihr mit eurem Teil machen wollt«, sagt Jón Þorbergur.
»Wir haben schon darüber gesprochen, ich und Steinn. Es ist am besten, das Geld auf einem Konto bei Kaupþing in Luxemburg zu verwahren. Die Frage ist nur, ob wir etwas im Fonds belassen sollten, um sein Investitionsvolumen zu erhöhen. Ich könnte mich dazu hinreißen
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