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Isle of Night Bd. 1 - Die Wächter

Isle of Night Bd. 1 - Die Wächter

Titel: Isle of Night Bd. 1 - Die Wächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Wolff
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Allgemeinen blieb ich Männern gegenüber total cool. Er war doch auch nur ein Mann. Aber wann immer er mich berührte, setzte mein Verstand aus, und ich war wie Wachs in seinen Händen. Wahrscheinlich würde er mich auch dazu überreden, einen Wolkenkratzer zu kaufen, geschweige denn, ihn auf eine Spritztour in einem Privatjet zu begleiten.
    »Kommst du mit oder nicht, Annelise?« Wärme strahlte von seinen Fingern aus, drang tief in mein Gehirn ein, verwirrte mich, verwandelte mich in eine Marionette.
    »Ja«, hörte ich mich wispern. »Ich komme mit.«
    Als ich die Augen öffnete, rückte er von mir ab, und kalte Logik prickelte in meinen Schläfen wie Blut, das in eingeschlafene Arme oder Beine zurückkehrte.
    Ich beobachtete Ronan, wie er auf seine geballten Fäuste herunterstarrte. Seine Muskeln waren angespannt, und in seinen Augen stand plötzlich eine Härte, die meinen Magen zusammenkrampfen ließ. Meine Haut begann zu kribbeln. Ich hätte viel darum gegeben, wieder seine beruhigende Hand zu spüren. Um das belastende Schweigen zu brechen, fragte ich: »Wohin fliegen wir?«
    Er legte beide Hände auf das Lenkrad und sah mit leerem Blick aus dem Fenster. »Weit weg. Dein Leben wird sich von Grund auf verändern.«
    Ich musterte ihn von der Seite. Täuschte ich mich, oder war ein Anflug von Unsicherheit über seine Züge gehuscht? Bereute er sein Angebot? War ein Zaudern in seinem Tonfall, oder bildete ich mir das nur ein?
    Er hatte den Blick von mir abgewandt, und wieder überkam mich dieses Gefühl der Unwirklichkeit, das wie ein Schatten im Hintergrund meines Denkens lauerte. Sein Schweigen machte mich fertig. »Weit weg?« Ich versuchte meiner Stimme einen möglichst normalen Klang zu geben. »Du meinst … westwärts?«
    »Nein. Wir verlassen das Festland und steuern eine Insel an.«
    Bei dem Wort Insel zog ich die Brauen hoch.
    Er sah mich an und schüttelte den Kopf. »Nicht diese Art von Insel. Unser Ziel liegt hoch im Norden. Noch nördlich von Schottland und den Shetland-Inseln. Es ist kalt dort. Und düster.«
    Warum klang seine Stimme so ausdruckslos? Neue Bedenken gingen mir durch den Kopf, und mir war mit einem Mal mulmig zumute.
    »Kommst du von dort?« Ich wünschte mir verzweifelt diese Wärme zurück, dieses Gefühl, dass alles in Ordnung war. Im Geiste breitete ich eine Weltkarte aus – zu irgendetwas musste ein fotografisches Gedächtnis schließlich gut sein – und kehrte in jene Achtklässler-Phase zurück, als meine große Faszination den Wikingern gegolten hatte. »Meinst du die Faröer? Oder Island?«
    »Ungefähr in dieser Gegend. Aber völlig unbekannt und auf keiner Karte verzeichnet.« Er schaute mich wieder an, aber ich suchte vergeblich nach der Leichtigkeit, die er anfangs ausgestrahlt hatte. »Und … aye, ich komme von dort.«
    Er nahm mich mit, um mir sein Zuhause zu zeigen? Hieß das, dass er mich mochte? Aber wenn seine Leute mich ablehnten? Ich war nicht unbedingt der Typ, der überall Anklang fand. »Kann ich hierher zurück, wenn es mir nicht gefällt?«
    »Du wirst nicht zurückwollen.«
    Was sollte das nun wieder heißen? Er schien meine Angst zu spüren. Die Schatten um seine Augen verschwanden. Er strich mir mit einem Finger sanft über die Wange. »Ich bringe dich an einen Ort, wo es noch mehr Mädchen wie dich gibt. Mädchen mit … besonderen Begabungen.«
    Diese Auskunft verblüffte mich. Allem Anschein nach war diese … Sache mit Ronan weniger eine romantische Flucht zu zweit als eine Art Rekrutierungsunternehmen. Seltsamerweise beruhigte mich das. Es erklärte, was er an einer Universität gesucht hatte und weshalb seine Wahl auf mich gefallen war.
    »So eine Art Eliteausbildung?«
    »Aye. So könnte man es nennen. Eine Art Eliteausbildung für Mädchen.«
    »Und was lernt man da?«
    »Ihr werdet zu Frauen ausgebildet.«
    Mir stockte der Atem. O Gott, doch so ein Sexsklaven-Ding! Aber nicht mit mir! Das konnte er sich in die Haare schmieren! Und wenn er mich noch so sehr mit hypnotischen Blicken und Streicheleinheiten zu verführen suchte!
    Er las meine Gedanken und verdrehte die Augen. »Nicht was du denkst. Ihr sollt zu erfolgreichen Frauen ausgebildet werden, die ihren Verstand und ihre Fähigkeiten einsetzen.«
    Er fuhr mit einem Finger meinen Arm entlang und legte mir die Hand leicht auf die Hüfte. Wärme breitete sich in meinen Schenkeln aus und durchflutete meinen Körper. Erst als ich mit einem tiefen Seufzer ausatmete, merkte ich, dass ich die

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