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Isle of Night Bd. 1 - Die Wächter

Isle of Night Bd. 1 - Die Wächter

Titel: Isle of Night Bd. 1 - Die Wächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Wolff
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hatte? »Aber wir haben uns doch eben erst kennengelernt.«
    »Du bist etwas ganz Besonderes«, sagte er mit dieser rauen Stimme, die mir durch und durch ging, und verlagerte seine Hand wieder auf meine Schulter.
    Etwas Besonderes. Zum ersten Mal in meinem Leben hörte sich das nicht wie eine Anklage an. Ich versuchte meine gesunde Skepsis zu bewahren, während ich ihn mit zusammengekniffenen Augen beobachtete, aber seine Finger brannten sich durch den Stoff meines Shirts.
    »Willst du denn nicht weg von hier?«, drängte er. »Zusammen mit mir?«
    Ronan wartete auf meine Antwort. Seine Miene wirkte angespannt, ein Ausdruck, der sein Kinngrübchen stark betonte. Die Kiefermuskeln zuckten leicht. Ich war noch nie einem Typen begegnet, der so männlich und leidenschaftlich aussah wie er. Welches Mädchen hätte sich nicht gewünscht, mit einem solchen Typen ein solches Flugzeug zu besteigen?
    Aber das alles kam mir so unwirklich vor, als habe sich plötzlich ein Flaschengeist aus seinem engen Gefängnis befreit und sei aufgestiegen, um mich zu holen. Ich bemühte mich, rational zu denken. »Wohin genau würden wir denn fliegen?«
    »Du wolltest zur Küste, Annelise, aber muss es eine bestimmte Küste sein?« Er umklammerte meine Schulter fester, ehe er sie ganz losließ. Ein Gefühl der Kälte und des Verlusts überkam mich, doch er strich mir nur die Haare aus dem Nacken. Ein heftiger – nein, ein heißer – Schauer überlief mich, wo seine Finger meine bloße Haut berührten.
    Irgendeine Küste , hätte ich am liebsten erwidert, solange du bei mir bist.
    Ich rieb mir über die Oberarme, um den Schauer zu vertreiben. Es wurde Zeit, dass ich wieder zur Vernunft kam. Ich wollte weg von Florida, weg von meiner Familie und meinem bisherigen Leben, aber war ich bereit, alle Brücken hinter mir abzubrechen? »Warum fahren wir nicht? Florida ist groß, aber nicht so groß.«
    »Heißt das, dass du Florida nicht verlassen willst? Die Gulfstream IV hat eine Reichweite von über viertausend nautischen Meilen.«
    »Das erleichtert mich jetzt aber. Vor allem, da ich es gewohnt bin, Entfernungen in nautischen Meilen zu berechnen.«
    Sein Schweigen sprach Bände.
    Was dachte er gerade? Heimlich warf ich ihm einen Blick zu. Ich konnte nicht anders. Er beobachtete mich mit diesem Ich-hätte-mehr-von-dir-erwartet-Gesicht.
    Ich atmete tief durch. Obwohl ich mich verwundbar und irgendwie bloßgestellt fühlte, zwang ich mich zu einer ehrlichen Antwort. »Doch. Sicher. Ich sehne mich danach, aus Florida wegzuziehen. Mein Leben hier war … nicht gerade einfach. Ich habe immer davon geträumt, das alles hinter mir zu lassen.«
    Das stimmte, aber warum kam das so leise heraus? Klang meine Stimme immer so zögerlich und stockend, wenn ich die Wahrheit sagte?
    Diese verdammten Bekenntnisse. Gegenüber einem total Fremden. Seine Nähe machte mich fertig. Ich kam mir so wehrlos vor. Es war einfach zu viel für mich.
    Er war zu viel für mich.
    Wieder streifte mein Blick das Flugzeug, und wieder fragte ich mich, wer dieser Typ eigentlich war. Mit zusammengekniffenen Augen spähte ich ins Innere der Maschine, doch ich sah nur Schatten.
    Ronan hob mein Kinn an. Seine Finger waren warm und sanft, und ich wollte die Augen schließen, meine Wange in seine Hand schmiegen und die Zeit anhalten.
    Was spielte sich da ab? Vielleicht gab es in echt so was wie edle Ritter – nur dass mein Ritter keine glänzende Rüstung trug, sondern ein schwarzes T -Shirt und ein Tattoo, und dass er seine »Opfer« für gute Taten im Immatrikulationsamt aufsammelte.
    Sein Gesicht kam dem meinen ganz nahe. Nicht dass ich mich heftig dagegen sträubte. Ich hatte auf diesen Moment gewartet, seit er mir zum ersten Mal über den Weg gelaufen war.
    »Ich bringe dich weit weg von hier.« Ronans Stimme klang rau und gedämpft. »Weit weg von deinem Vater. Weit weg von den Leuten, die dich nicht verstehen.«
    Er hatte einen wunden Punkt berührt. Ich dachte daran, mich von ihm abzuwenden, brachte aber nicht den Mut dazu auf. Stattdessen versank ich in seinen Augen, und sie waren so grün wie die gefährlichen Tiefen eines dunklen Zauberwalds. Ich erschauerte.
    Er spielte mit den Strähnen in meinem Nacken, bis ich ein elektrisches Knistern spürte. Ein vages Lächeln zuckte um seine Mundwinkel. »Aber hast du den Mut dazu?«
    Ich schloss die Augen und versuchte meine Gedanken zu ordnen. Seit wann war ich so leicht zu beeinflussen? Irgendetwas stimmte mit mir nicht. Im

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