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Ismaels fliegende Wale

Ismaels fliegende Wale

Titel: Ismaels fliegende Wale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip José Farmer
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befestigten Blasen mit dem Fleisch des Hais zu füttern. Plötzlich, als die Blasen anschwollen, begann das Boot sich zu heben. Beide Schiffe entfalteten die Seitensegel, und später wurde durch ein Loch im Boden auch der Untermast herabgelassen. Er bestand aus einem hohlen Knochen und bildete den Mittelpunkt von zwölf Spaken, die seitlich an den Booten entlang verliefen, wo sie mit dem Knochenrand verbunden waren, die den Booten ihre überlange Ovalform verlieh. Der Mast wurde mit einem Knochensplint befestigt. Dann zog man die Segel des Untermasts herauf, damit sie den Wind einfangen konnten.
    Manche Boote verfügten außerdem, wie Ismael später feststellte, über einen oberen Längsseitsmast, aber dieser war meist kürzer und verfügte über weniger Segelfläche als die Untermasten.
    Die Fahrt zum Mutterschiff nahm zwei Stunden und mehrere Fütterungen der gaserzeugenden Lebewesen, die mit den Blasen verbunden waren, in Anspruch. Ismael übte sich in Geduld, wie die meiste Zeit, wenn er mit Walfängern unterwegs war. Offensichtlich verlangte das Meer der Lüfte allerdings noch mehr Tugenden von einem Menschen dieser Zeit, als nur abwarten zu können.
    Schließlich erreichten die Boote das auf einem parallelen Kurs und auf gleicher Höhe dahintreibende Mutterschiff. Seile wurden ausgeworfen und von Matrosen, die hinter einem dreiseitig geschlossenen Knochengehege standen und ihrerseits – damit sie nicht von einem plötzlichen Windstoß oder einer Abwärtsbewegung der Beiboote ergriffen und über Bord geworfen werden konnten – festgebunden waren, ergriffen.
    Die Segel der Boote wurden eingeholt, die Masten eingezogen, zusammengeschoben und schließlich fest am Boden verankert. Dann zogen die Matrosen sie in die Aussparungen hinein und vertäuten sie.
    Ismael fand sich in einem langen und offenen Korridor wieder, der den Hauptgang darstellte. Überall gab es Hühnerleitern und Steigleitern, die hinauf, hinab, geradeaus und in allen möglichen Winkeln durch das Schiffsinnere verliefen. Sie waren ausnahmslos aus harten, aber hohlen und dünnwandigen Knochen gefertigt und die meisten stammten aus den Körpern verschiedener Windwale. Die großen Gasblasen waren im Oberteil des Schiffes in zwei langen Reihen von je zehn Stück verankert. Am Unterteil einer jeden hing ein rundes, breitmäuliges Biest.
    Ismael hatte damit gerechnet, ein Schiff vorzufinden, das ausschließlich mit Haut umhüllt war, aber statt dessen sah er sich eher einem Skelett von einem Schiff gegenüber, das nur hier und da – hauptsächlich in der Bug- und Heckgegend – mit Hautfetzen bedeckt war. Der Mittelteil klaffte am weitesten offen, weil man den Wind nicht daran hindern durfte, durch das Schiff hindurchzupfeifen und die der Leeseite zugewandten Segel aufzublasen. Ein Seeschiff hatte natürlich kein Bedürfnis für eine solche Konstruktion, da seine Masten sich auf der Oberfläche befinden und von jeder Seite her dem Wind zugewandt sind. Aber ein Luftschiff mußte, wenn es gegen den Wind segeln wollte, so durchlässig sein wie nur möglich, wenn es dem Wind erlauben wollte, gleichzeitig die Backbord- und Steuerbordsegel aufzublasen.
    Die einzelnen Kabinen, die Kombüse, mehrere Lagerräume und einige andere Verschläge waren ganz oder teilweise mit Haut abgeschirmt. Aber trotzdem war der Wind, egal ob er heiß oder kalt wehte, sich sanft oder störend verhielt, für die Schiffsbesatzung Tag und Nacht gegenwärtig.
    Die Brücke – oder das Vierteldeck – befand sich am höchsten Punkt des Schiffes achtern in einem Raum, zwei Drittel der Gesamtlänge vom Bug entfernt. Hier bediente ein Steuermann das Ruder, während die Muskelkraft, die zur Bedienung nötig war, von kopf- und fußlosen Kreaturen gestellt wurde, deren Sehnen in die Enden von ledernen Trossen hineingewachsen waren. Man hatte sie dahingehend abgerichtet, daß sie auf das kleinste Anziehen oder Nachlassen der mit dem Ruder verbundenen Trossen reagierten.
    Der Kapitän hörte auf den Namen Baramha und war ein hochgewachsener Mann, dessen Stirntätowierung darauf hinwies, welche Position er einnahm: Sie zeigte ein Steuerrad, das von einer scharlachroten dreispitzigen Krone umgeben war. Seine Befehle übermittelte er denjenigen, die sich in seiner Nähe befanden, durch seine Stimme oder durch Handzeichen, und in der Nacht bediente er sich dazu einiger Laternen, die in Wirklichkeit verschlossene Käfige waren, in denen sich Scharen von Glühwürmchen aufhielten.
    Nachdem Baramha

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