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Ismaels fliegende Wale

Ismaels fliegende Wale

Titel: Ismaels fliegende Wale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip José Farmer
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Namalees Bericht gehört hatte, wurde auch er grau im Gesicht, fing an zu klagen und zernarbte sich die Brust mit einem Steinmesser. Danach gab er bekannt, daß er Namalee zur Verfügung stehe. Sie fragte ihn nach den Nahrungs- und Wasservorräten und erkundigte sich nach dem Bestand des schnapsartigen Getränks Shahamchiz. Er versicherte ihr, daß von allem genügend vorhanden sei, um Zalarapamtra zu erreichen, wenngleich sie während der letzten sieben Flugtage zu Rationierungen würden übergehen müssen. Sie hatten bis jetzt zehn Wale getötet und davon soviel Fleisch und Wasser wie möglich an Bord genommen. In einem der erlegten Tiere habe man außerdem einen großen Vrishkaw gefunden, was offenbar der Hauptgrund der Leviathanjagd gewesen war. Ismael hatte zwar keine Ahnung, worum es sich bei einem Vrishkaw handelte, nahm sich aber vor, dies bei der erstbesten Gelegenheit herauszufinden.
    Das Schiff bewegte sich vorwärts und segelte hart gegen den Wind, um es in nordwestliche Richtung zu bringen, wo die Stadt lag.
    Namalee und Ismael wurden in die Kapitänskajüte geleitet, die sich direkt über dem Boden der Schiffshülle und unterhalb der Brücke befand. Da der Boden durchsichtig war, konnte Ismael ungehindert auf die tausend Fuß unter ihm liegende Welt hinabblicken. Er fühlte sich allerdings nicht sonderlich behaglich bei dem Gedanken, sich auf einem dermaßen zerbrechlich aussehenden Grund zu bewegen, denn jedesmal, wenn er einen Fuß vor den anderen setzte, gab der Unterboden nach und dehnte sich. Es war geradezu eine Erleichterung, endlich auf einem mit dem Schiffssteven verbundenen Knochenstuhl Platz nehmen zu können. Die Kabine war klein und zu einer Seite hin geöffnet. Privatsphäre schien unter den Zalarapamtranern nicht gefragt zu sein. Es gab einen mit zahlreichen Ecken versehenen Tisch aus rötlichen Knochen mit einer kleinen, flachen Oberfläche, auf der der Kapitän sein Logbuch führte oder der Navigationsarbeit nachging. Das Schiffstagebuch war ein großformatiger Wälzer mit dünnen, pergamentartigen Seiten, die mit großen schwarzen Zeichen bedeckt waren. Die Schrift selbst glich keiner, die Ismael je gesehen hatte.
    Während ein Kajütenjunge ihnen die erste gekochte Mahlzeit seit langer Zeit servierte, nahm Namalee Platz. Das Walfleisch schmeckte seltsam, aber es war köstlich; das Ismael bereits bekannte Küchenschabenfleisch war gut gedünstet und wurde mit einer schmackhaften rotbraunen Soße aufgetragen; des weiteren gab es einen großen Berg reisartiger Körner von blaßblauer Farbe, über die man einen dunklen orangenen Sud geschüttet hatte. Die Getränke wurden in kleinen Schiffen aus Haut serviert. Man mußte sie heben, leicht kippen und die in ihnen enthaltene Flüssigkeit, eine dunkelgrüne, scharfe Substanz, in den Mund rieseln lassen.
    Ismael fühlte sich innerhalb kürzester Zeit nicht nur zufrieden, sondern nahezu glücklich. Des weiteren fand er bald heraus, daß er mit dem Kapitän nicht so fließend reden konnte wie mit Namalee und beschloß, bei der nächsten Gelegenheit einen Schluck weniger von dem Shahamchiz zu sich zu nehmen.
    Weder der Kapitän noch Namalee schienen indes von dem Getränk berauscht zu werden. Obwohl ihre großen grünen Augen zu funkeln begannen, als hätte hinter ihnen jemand kleine Feuer angezündet, schütteten sie weiterhin eine Kanne nach der anderen in sich hinein. Nachdem der Kajütenjunge die Reste der Mahlzeit abgeräumt hatte, wurde ihnen noch mehr Shahamchiz serviert. Ismael redete mit Namalee, die ihn mit einem scharfen Blick musterte. Der Kapitän schien verärgert zu sein, und dann lächelte Namalee plötzlich und erklärte, daß Ismael keine Ahnung von ihren protokollarischen Vorschriften habe, der er sich nun, da er ein Teil von Zalarapamtra geworden sei, unterwerfen müsse.
    Dessen ungeachtet wurde Ismael von dem Kajütenjungen, der ihn über mehrere Leitern zu einem offenen Verschlag brachte, hinausgeführt. Dies sollte offenbar sein Schlafplatz sein. Ismael kletterte in die Hängematte, schlief aber nicht sofort ein, denn das Schiff schwebte keinesfalls ebenmäßig dahin, sondern hob und senkte sich in einer unvorhersehbaren Weise. So froh er auch gewesen war, dem unablässig zitternden und übelkeiterzeugenden Erdboden endlich adieu sagen zu können – dies hier war nahezu genauso schlimm. Das Schiff bockte jedesmal, wenn es in einen Auf- oder Abwind geriet. An sich hatte Ismael angenommen, ein dermaßen großer Körper

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