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Ismaels fliegende Wale

Ismaels fliegende Wale

Titel: Ismaels fliegende Wale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip José Farmer
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früher eingeleitet hätte, wäre das Boot möglicherweise verschont geblieben. So aber krachte das Heck gegen den Grund. Es begann sich zu drehen, die Leine spannte sich, die Männer wurden über Bord geworfen, und im gleichen Moment, in dem die Sicherheitsgurte der Restbesatzung rissen, verlor der Harpunier den Halt. Die Knochen und Häute, aus denen das Boot konstruiert war, brachen und rissen, und das Gefährt prallte mehrere Male wie ein Ball auf, ehe es im Dschungel verschwand.
    Der Wal, der nun den größten Teil seines Gases abgelassen hatte, sah sich nicht dazu in der Lage, höher als fünfzig Fuß aufzusteigen. Er würde sich so lange auf diese Höhe beschränken müssen, bis es ihm gelungen war, eine erneute Gasmenge zu produzieren, was wiederum davon abhing, wieviel Nahrung er seinem Magen zuführte. Aber selbst wenn es ihm nicht gelang, genügend Nahrung zu finden, konnte er, wenn er vom Gewebe seines Körpers zehrte, noch einige hundert Fuß höher steigen. Wenn er es nicht schaffte, in dieser geringen Höhe einer Krillwolke nahe zu kommen – und nur wenige dieser Wolken sanken dermaßen tief hinab –, war er zum Tode verurteilt. Er würde einfach herumtreiben und Gas verlieren, bis er schließlich auf den Dschungel fiel und die unter ihm liegenden Gewächse zerdrückte. Und dort würde er liegenbleiben, während die Lufthaie, die anderen Urwaldbestien und die Pflanzen sich von ihm ernährten.
    Ismael und Namalee drückten sich durch die zusammengewachsenen Blätterwände auf den Ort zu, wo die Walfänger ihrer Meinung nach aufgeprallt waren. Nachdem sie einige Zeit herumgesucht hatten, fanden sie den ersten. Der Mann besaß keinen heilen Knochen mehr, denn er war durch eine Rankenwand geradewegs zu Boden geschleudert worden. Der zweite schrie um Hilfe. Er lag auf einem zusammengedrückten Busch und war über und über mit den durch seinen Sturz abgerissenen Kletterpflanzen und Ranken bedeckt. Aber er hatte sich außer einem Beinbruch nur verschiedene Kratzer zugezogen.
    Der dritte Mann lag inmitten eines großen Vegetationshaufens. Er hatte durch den Fall seines Körpers regelrecht eine Lichtung in das Dickicht geschlagen. Lufthaie, die offenbar aus dem Nichts aufgetaucht waren, tauchten auf den freien Platz hinab und versuchten ihn anzugreifen.
    Ismael und Namalee packten ihn und zogen ihn in auf das die Lichtung umgebende schützende Dickicht zu. Der Mann war halb bewußtlos und stöhnte. Eine Seite seines Kopfes war blutüberströmt, als sei er damit gegen eine hartstengelige Pflanze geprallt. Er trug einen hellblauen Kilt, auf dem ein schwarzer Windwal und eine Harpune abgebildet waren. Auf der Brust des Mannes entdeckte Ismael einen eintätowierten purpurnen Wal. Etwa fünfzig weitere kleinere Waltätowierungen bedeckten seine Arme und Beine. Sie wiesen auf die Anzahl der von ihm erlegten Beutetiere hin.
    „Es ist Chamkri, ein großer Harpunier“, sagte Namalee. „Sein Schiff kann also noch nichts von der Katastrophe erfahren haben,  denn sonst wäre es schon längst nach Norden gefahren und hätte die Jagd eingestellt.“
    „Da kommt ein Hai“, sagte Ismael, packte Chamkri fester und bewegte sich schneller. Erst als er feststellte, daß die Bestien sie erreichen würden, bevor sie die schützende Dickichtwand erreicht hatten, ließ er Chamkri los. Der Lufthai tauchte über die Baumwipfel hinweg, legte die Schwingen an den Körper und glitt rasch nach unten, während zischend Gas aus seiner Rückenblase entwich. Ismael hob einen langen Pflanzenstengel auf und riß die ihn umgebenden Ranken und Kletterpflanzen ab. Als er sah, daß das klaffende Maul sich über ihm öffnete, stieß er den Stengel tief in den Schlund der Bestie hinein. Er fuhr über die blaßgelbe, gummiartige Zunge hinweg in die Kehle der Bestie. Dann warf der Körper des Hais Ismael um. Der Hai glitt über ihn hinweg, und zum Glück streifte er Ismael nur mit einem geringen Teil seines Gewichts. Dennoch begannen seine Hände und seine Gesichtshaut zu bluten, denn das Geschöpf war mit einer Haut ausgestattet, die rauher war als Sandpapier.
    Namalee schrie, aber sie hatte sich ebenfalls zu Boden geworfen, so daß der Hai auch über sie dahinglitt und zudem von einem Schwall aufragender Pflanzenspitzen behindert wurde. Er prallte gegen die dichte Vegetationswand der Lichtung und riß eine Bresche in das Gewirr aus Gewächsen und wildwuchernden Schlingpflanzen. Leicht schwankend versuchte er sich zu befreien, dann aber, als er

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