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Ismaels fliegende Wale

Ismaels fliegende Wale

Titel: Ismaels fliegende Wale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip José Farmer
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ebensowenig auf Streitgespräche ein, wie er das bei Ahab getan hatte. Der Geist eines jeden Menschen stieß irgendwo an seine Grenzen; niemand konnte über seine Auffassungsgabe hinaus.
    Als die Roolanga sich Zalarapamtra näherte, verfiel die Mannschaft in Schweigen. Die Matrosen unterhielten sich zwar, befleißigten sich aber eines Flüstertons und sprachen die meiste Zeit über nur wenig. Sie schienen selbstverloren, als suchten sie in ihrem eigenen Ich nach der Antwort auf die Frage, was sie tun sollten, wenn sie die Heimat tatsächlich verwüstet vorfanden. In bestimmten Zeitabständen verschwanden sie in jenem Raum, den Ismael als Kapelle bezeichnete und wo auch Namalee den größten Teil ihrer Wach- und Schlafstunden anzutreffen war. Der kleine Gott stand jetzt ununterbrochen ohne die ihn sonst verhüllende Schachtel auf dem Altar, und Ismael konnte an dem kleinen Raum nicht vorbeigehen, ohne zu fühlen, daß auch seine eigenen Sinne angespannt waren.
    Namalee saß auf dem Boden, sah den Gott an und hatte ihren Oberkörper dermaßen flach ausgestreckt, daß sie mit dem Kopf beinahe den Boden berührte.
    Dann tauchte am nordwestlichen Horizont die Bergspitze auf. Der Kapitän befahl allen Männern, ihre Posten einzunehmen. Sie segelten den ganzen Tag und die folgende Nacht hindurch, und als die rote Sonne sich endlich zögernd wieder erhob, wurde das gesamte Schiff von dem aufragenden Bergkoloß überschattet. Geradeaus wurde ein ausgedehnter Steinhaufen sichtbar – die Stadt Zalarapamtra.
    Ein Schrei erhob sich auf dem Schiff.
    Die Stadt war ein einziges wirres Durcheinander aus zusammengestürzten Steinquadern und Trümmerstücken.
    Ismael hatte Namalee gefragt, wie Menschen in steinernen Kammern, die ständig in Bewegung waren und zitterten und über den Köpfen der Bewohner zusammenzufallen drohten, überhaupt leben konnten.
    Die Antwort war, daß nur wenige in den Steinkammern lebten, denn diese benötigte man als Lagerräume oder Zufluchtsorte vor Stürmen und Angriffen, wenn sie nicht gerade dazu dienten, den Göttern zu huldigen. Die Steinkammern waren nur eine Hälfte der Stadt. Der obere Teil Zalarapamtras schwebte und bestand aus zwei Ebenen miteinander verbundener Häuser und größerer Gebäude, die von mehreren tausend Gasblasen in der Luft gehalten wurden. Der bewohnte schwebende Teil der Stadt war an vielen Stellen der bergigen Oberfläche verankert worden, und man konnte über Leitern oder flexible Treppen von der Steinstadt in die Schwebestadt überwechseln.
    Alles war restlos zerstört worden. Etwas hatte die Blasen zerrissen und die oberen Ebenen niedergebrannt. Die Bruchstücke der Schwebestadt lagen überall über den steinernen Teil verstreut, der an vielen Stellen aufgerissen worden war, um ein Vordringen in die darunterliegenden Kammern zu ermöglichen. Überall lagen große Haufen zertrümmerten Felsgesteins.
    Die Roolanga segelte mehrere Male an dem Riff vorbei und darüber hinaus, ehe sich der Kapitän dazu entschied, das Schiff in ein Dock zu bringen. Dabei handelte es sich um eine Vertiefung, die man in den Rand der flachen Ebene gegraben hatte. Das Schiff schwebte mit gerefften Segeln und eingeholten Masten darauf zu, und als es in die Vertiefung hineinglitt, sprangen Matrosen über Bord und packten die Leinen, die man ihnen von oben her zuwarf. Diese zogen sie durch Ringe, die an den felsigen Dockwänden befestigt waren, und banden sie fest. Das Schiff sank immer langsamer nach unten und ruhte schließlich – seine Bugspitze war nur wenige Zoll von der Rückwand des Docks entfernt – im Nichts. Aus den großen Blasen wurde noch mehr Gas abgelassen, und die Roolanga sank so tief hinab, daß sie schließlich mit dem Kiel beinahe den Grund des Docks berührte.
    Die eine Hälfte der dreißigköpfigen Besatzung blieb an Bord, die andere Hälfte drang in die Ruinenfelder vor.
    Das Riff endete an einem mächtigen Cañon, der eine Kerbe in den Körper des Berges schnitt. Er erhob sich so hoch, daß sein Gipfel wie eine dunkelblaue Nadel wirkte. Das massive Riff selbst ragte etwa eine halbe Meile weit in die Luft hinein, wo es noch genügend Luft zum Atmen gab und man einen Ausblick auf die darunterliegende, geröllbedeckte Tiefe hatte. Ismael fragte Namalee, wie man nur auf die Idee gekommen war, eine Bergkuppe zu bebauen, die auf Grund der ständigen Bodenvibration dazu verurteilt war, irgendwann abzubrechen, und sie antwortete, daß sich in einem solchen Fall die Anker der beiden

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