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Ismaels fliegende Wale

Ismaels fliegende Wale

Titel: Ismaels fliegende Wale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip José Farmer
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sich ein breites dunkelrotes Würgemal. Seine Augen standen vor, und die Zunge hing ihm aus dem Mund. Irgend etwas hatte seine Kopfhaut, seine Ohren und einen Teil seiner Nase abgefressen.
    „Jeder legt sofort eine Hand um seinen Hals und behält sie dort, bis ich etwas anderes sage“, befahl Ismael.
    „Was hat der Pfeil getroffen?“ fragte Namalee.
    Sie warf einen Blick nach oben, vergaß die Anweisung Ismaels, unter allen Umständen ruhig zu bleiben, stieß einen Schrei aus und sprang zurück. Die anderen taten es ihr auf der Stelle gleich und spritzten auseinander.
    Die Kreatur, die neben Pamkamshi auf den steinernen Boden fiel, war pfannkuchenförmig, besaß auf der Oberseite einen großen Saugnapf und auf der Unterseite einen mit vielen kleinen Zähnen ausgestatteten Flecken von einem Mund. Der Pfeil hatte sich halb durch den Leib des Wesens gebohrt und es – nachdem es gestorben war und der große Saugnapf sich gelöst hatte – an die Decke genagelt.
    Die Bestie hatte einen langen Tentakel ausgefahren, diesen um Pamkamshis Hals gelegt und den Mann zu sich in die Dunkelheit hinaufgezogen. Ob sie Pamkamshi deshalb ausgewählt hatte, weil ihn gerade niemand beobachtete, oder ihn aus Zufall erwischt hatte, wußte Ismael nicht. Aber er vermutete, daß dieses Geschöpf über Wahrnehmungsorgane verfügte, die jedem, der seine Natur nicht genau kannte, verborgen bleiben mußten.
    Er vermutete außerdem, daß die Decke dieses Raumes nur so von diesen Ungeheuern wimmelte und er und seine Leute sich in tödlicher Gefahr befanden. Wenn seine Vermutung zutraf, hielt irgend etwas die Bestien allerdings von einem Generalangriff ab. Ob die Möglichkeit bestand, daß sie ähnlichen Verhaltensmustern unterlagen wie jene, denen man erst vor kurzem entronnen war? Vielleicht wiesen sie ein gleichartiges Nervensystem auf, das darauf basierte, daß jeweils nur eines die Chance erhielt, sich eine Beute zu schlagen? Oder konnte es sein, daß ihre hypothetische Übereinkunft so aussah, daß sie nur zum Angriff übergingen, wenn hundertprozentige Erfolgsaussichten bestanden? Aber welchem Sicherheitsgesetz folgten sie dann? Mußte eine eventuelle Beute in jedem Fall von etwaigen Gefährten getrennt sein?
    Wenn letzteres der Wahrheit entsprach, mußten diese Geschöpfe eine leicht verwundbare Stelle haben; es gab keinen anderen Grund, weshalb sie Wert darauf legen sollten, sich nur auf einzelne Opfer zu beschränken.
    Ismael beugte sich über das Ungeheuer, um herauszufinden, was der Pfeil für eine Wirkung gehabt hatte. Die Wunde, aus der eine blaßgrüne Flüssigkeit floß, befand sich genau im Mittelpunkt einer Verdickung, die die Form und Größe eines Straußeneis aufwies. Dies mußte ein lebenswichtiges Organ sein. Der gesamte Leib des Pfannkuchenwesens wies etwa fünfzig solcher eiförmigen Verdickungen auf. Der Rest bestand aus einem dünnen, aber anscheinend fetthaltigen Gewebe und einem Zirkulationssystem – obwohl dies natürlich nur eine Vermutung war.
    Ismael richtete sich auf und gab das Signal zum Weitergehen. Die anderen legten eine Hand um ihren Hals und schauten aufwärts, als erwarteten sie, daß aus dem Sektor oberhalb des vom Fackellicht erhellten Raums jeden Augenblick ein Tentakel herabfallen würde.
    Nach sechzig Schritten ließ Ismael die Leute wieder anhalten. Erneut warf Karkri eine Fackel in die Luft. Das Licht beleuchtete kurz ein Dutzend sich von der Decke herablassender Tentakel.
    Ismael hatte keine Ahnung, was diese plötzliche gemeinsame Aktion hervorrief. Vielleicht hatten die Biester auf irgendeinem nur ihnen bekannten Weg miteinander konferiert und waren sich darüber klar geworden, daß Einzelaktionen zum Scheitern verurteilt waren. Möglicherweise hatte der Tod ihres Gefährten aber auch eine Sperre in ihnen gelöst und zwang sie nun zu gemeinsamem Handeln.
    Ismael gab einen Befehl, und die Gruppe begann zu rennen. Die einzelnen Männer blieben aber eng beieinander und faßten sich weiterhin mit einer Hand an den Hals. Sie waren noch keine vierzig Schritte weitergekommen, als wie Froschaugen plötzlich ein Dutzend Tentakel gleichzeitig aus der Schwärze herabschossen. Jeder einzelne legte sich gleichzeitig um den Hals und die Hand eines Flüchtlings.
    Namalee gehörte zu denjenigen, die gepackt wurden.
    Als Ismael die Schreie der Gefangenen hörte, fuhr er herum. Er brüllte den Bogenschützen zu, sie sollten sich zu Boden werfen und nach bestem Wissen und Gewissen eine Salve abfeuern. In dieser

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