Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ismaels fliegende Wale

Ismaels fliegende Wale

Titel: Ismaels fliegende Wale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip José Farmer
Vom Netzwerk:
plötzlich ein wenig zur Seite zu rollen. Etwa dreißig Sekunden nachdem das letzte Ding über ihnen hinweggeschossen war, folgte das nächste. Es senkte sich tiefer auf den Boden herab als das vorhergehende, kam aber – da seine vermeintliche Beute die Position gewechselt hatte – nicht tief genug.
    Es konnte Tausende von diesen Biestern geben – eine schreckliche Vorstellung –, aber sie schienen ihre Angriffe dennoch nur in Abständen von dreißig Sekunden zu fliegen.
    Ismael sprang auf und warf seine Fackel hoch in die Luft.
    Sie überschlug sich mehrmals, leuchtete die Dunkelheit aus und gelangte schließlich in eine Höhe, in der es ihr gelang, ganz kurz die Enden dreier von der Decke herabhängender, gräulicher Stränge sichtbar zu machen. Die Decke selbst war immer noch nicht zu erkennen, aber man konnte sehen, daß an jedem der Stränge eines dieser Geschöpfe klebte.
    Ismael konnte zwar nichts sehen, aber er vermutete, daß die dünnen grauen Fäden, die aus den Hinterteilen der Angreifer hinauswuchsen, mit den von der Decke herabhängenden Strängen verbunden waren. Es sah ganz so aus, als verfügten die Bestien über eine im Inneren ihres Körpers zusammengerollte Leine, die sie ganz nach Belieben verlängern konnten, um die sich am Boden der Halle fortbewegende Beute zu erreichen.
    Das Licht der Fackel schien die drei Exemplare regelrecht zu lähmen, denn sie ließen sich nicht von der Decke herab.
    Aber außerhalb des Lichtkreises mußten sich noch viele andere ungelähmte Kreaturen aufhalten.
    Aus irgendwelchen Gründen, durch einen Komplex von Interaktionen und Instinkten, die seit Jahrmillionen eine bestimmte Verhaltensweise geformt und programmiert hatten, ließen sie sich nur in Abständen von dreißig Sekunden von der Decke herabfallen. Irgend etwas in ihrem Inneren ließ sie – wie den Holzvogel in einer Kuckucksuhr – nur zu bestimmten Zeiten aus dem Dunkel hervortreten.
    Ismael erklärte der Mannschaft mit leiser Stimme, daß es für sie keine andere Möglichkeit gab, als unter den Biestern hindurch zu rennen. Aber die Leute sollten darauf achten, was er tat – und im gleichen Moment zur Seite springen oder sich fallen lassen, wenn er es ihnen vormachte.
    Er legte augenblicklich los und begann ab fünfzehn – so lange hatte es gedauert, den anderen sein Vorhaben klarzumachen – zu zählen. Bei dreißig warf er sich auf den Boden und griff gleichzeitig nach der Fackel, die etwa dreißig Fuß von ihrem ursprünglichen Standort entfernt gelandet war.
    Ein graues, sechsfüßiges Ding flog über ihm hinweg und verschwand im Dunkeln.
    Ismael stand auf, zählte keuchend weiter und rannte vorwärts. Als er erneut bei dreißig angelangt war, machte er zwei heftige Sätze nach links, und die Fackeln beleuchteten einen dunklen Körper, der durch den Lichtschein segelte und dann aufwärts flog.
    Beim nächsten Mal machte er einen Satz in die Höhe. Zwar verfehlte seine Speerspitze den Körper der herunterfallenden Kreatur, aber es gelang ihm, den Faden der Bestie abzutrennen. Da sie sich in diesem Moment gerade in einer Aufwärtsbewegung befand, verschwand sie im Nichts, aber einen Augenblick später entdeckte Ismael sie dort, wo sie aufgeprallt war. Die Kreatur wankte; zwei ihrer Beine schienen gebrochen zu sein. Aber selbst unter diesen Umständen lief sie rasch davon und wäre, hätte ihr nicht ein Matrose mit einem Fackelwurf den Garaus gemacht, wahrscheinlich entkommen. Die Fackel prallte hinter dem Biest auf den Boden, drehte sich um die eigene Achse und traf es dann mit dem brennenden Ende. Der Geruch verbrannten Fleisches breitete sich aus. Das Biest legte die ungebrochenen Beine an den Leib und starb oder bereitete sich zumindest auf den Tod vor. Um sicherzugehen, tötete Ismael es mit seiner Lanze.
    Die ganze Zeit über vergaß er keine Sekunde das Weiterzählen. Und damit gelang es ihm, seine Gruppe in Sicherheit zu bringen, und führte sie auf den Eingang zu einem anderen Raum zu, der ebenfalls mit einem glitzernden Netz verschlossen war. Ismael verbrannte es und stürmte hinaus. Das letzte sich herabschwingende Biest unternahm eine solche Anstrengung, daß es gegen die gegenüberliegende Wand prallte und zerfetzt auf den Boden fiel, wo es, bevor der letzte Mann es mit seiner Fackel tötete, eine hellgrüne Flüssigkeit absonderte. Ismael rief den Matrosen mit zwar sanfter, aber drängender Stimme zu sich. Sie durften jetzt keine Zeit mehr vergeuden.



Der nächste Raum offenbarte

Weitere Kostenlose Bücher