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Ismaels fliegende Wale

Ismaels fliegende Wale

Titel: Ismaels fliegende Wale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip José Farmer
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können ist weitergehen. Aber in einem bin ich mir sicher: Die Priester des Tempels von Booragangah werden nicht damit rechnen, daß es jemandem gelungen sein könnte, lebend hier herauszukommen. Der Überraschungseffekt ist also ganz auf unserer Seite.“
    „Wenn dieser Weg hier überhaupt in den Tempel führt“, warf Vashgunammi, ein Matrose, ein.
    „Hin und wieder muß irgend jemand die Bestien mit Nahrung versorgen“, sagte Ismael. „Und ich bezweifle, daß man das aus der Richtung tut, aus der wir gekommen sind. Auf jeden Fall müssen wir jetzt weitermachen, bis sich entscheidet, ob wir gewonnen oder verloren haben.“
    Und das, dachte er, während er sich abwandte, spiegelt den Sinn des Lebens wider. Eine wahrnehmende Intelligenz mußte, egal was auch passierte, ihren Weg gehen, bis sie den Gegner unterworfen hatte oder das Gegenteil sich bewahrheitete. Selbst hier, in dieser ständig vibrierenden Welt der roten Sonne und des fallenden Mondes, bewahrheitete sich diese Maxime.
    Bis jetzt hatten sie reines Glück gehabt. Wären die Wächter schlagkräftiger oder mit einer etwas furchterregenderen Natur ausgestattet gewesen – sie hätten die Gruppe der Invasoren vielleicht ausradieren können. In früheren Zeiten hatten sie das sicher auch getan. Aber nun waren Zeitalter vergangen, ohne daß es für sie einen Grund gegeben hätte, ihre Fähigkeiten unter Beweis zu stellen. Sie waren älter und langsamer geworden. Ihre Hüter, die Priester, hatten angefangen, sie zu vernachlässigen und ihnen vielleicht auch zuwenig Nahrung gegeben, um ihre Kräfte zu erhalten. Die Bestien hatten zu lange in der endlosen Finsternis gelebt und von Beute geträumt; jetzt, da sie vorhanden war, benötigten sie zuviel Zeit, um überhaupt wach zu werden. Es war unmöglich, die Nachlässigkeit von Jahrtausenden mit einem Schlag hinwegzufegen.
    Jetzt allerdings, da sie erwacht waren, konnte es sein, daß sie sich als dreimal so gefährlich entpuppten, wenn die Invasoren den Rückweg antraten.
    Es konnte sogar sein …
    Erneut stießen sie auf eine außerordentlich hohe, in das Gestein gemeißelte Treppe. Sie schien in die Unendlichkeit hinaufzuführen und mit jedem Meter steiler zu werden, so daß Ismael hin und wieder mit den Fesseln gegen die Stufen stieß. Schließlich blieb ihm nichts anderes übrig, als auf allen vieren zu gehen, sich mit einer Hand festzuhalten und mit der anderen zu leuchten.
    Seit Ismael das Gewölbe betreten hatte, hatte er nach Anzeichen irgendwelcher Wächter Ausschau gehalten: nach Staub oder Sauberkeit, nach Fußspuren oder deren Abwesenheit an jenen Stellen, wo eigentlich welche hätten sein müssen, nach allem, das darauf hinwies, daß man diese Räumlichkeiten benutzte. Aber es gab nirgendwo Staub – und demgemäß auch keine Fußspuren. Es gab nicht einmal den Hinweis auf irgendwelche Abfälle, aus denen man hätte schließen können, daß die Bestien gefüttert wurden. Offensichtlich kamen die Priester sehr oft hier hinunter, um aufzuräumen. Vielleicht taten sie das aber auch nur in langen Intervallen und waren erst kürzlich hiergewesen. Welcher Regel sie auch immer folgten: Die Kammern mußten noch vor kurzer Zeit gereinigt worden sein.
    Diese Erkenntnis gab Ismael Mut, denn sie bedeutete, daß die Priester vorerst nicht wieder in die Gewölbe hinunterstiegen. Möglicherweise hatte erst kürzlich eine Fütterung der Ungeheuer stattgefunden, und sie waren deshalb nicht sonderlich angriffslustig.
    „Vielleicht bringst du uns Glück, Namalee“, flüsterte Ismael.
    „Was sagst du?“ fragte sie leise.
    „Nichts“, erwiderte er und hob seine freie Hand, um das Zeichen zum Schweigen zu geben. Er glaubte, von oben her ein Geräusch gehört zu haben.
    Die anderen stellten ihre Kletterversuche ein, blieben stehen und lauschten ebenfalls.
    Erneut drang ein fernes Geräusch über die Stufen hinab.
    Es hörte sich wie ein Gesang an.
    „Ich glaube, wir sind dem Tempel jetzt ziemlich nahe“, sagte Namalee.
    „Ich hoffe, daß wir bald einen Ausgang aus diesem Labyrinth finden“, sagte Karkri. „Irgend etwas folgt uns nämlich.“
    Ismael schaute die Treppe hinunter, sah an den Fackeln vorbei und versuchte das Ende der Treppe zu erkennen. Die extreme Helligkeit der Fackeln reichte jedoch kaum aus, aber dennoch war er in der Lage, den Körper zu erkennen, der sich langsam und knirschend aus der Richtung des Korridors dem Fuß der Treppe entgegenbewegte. Obwohl er keine Einzelheiten ausmachen konnte,

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