Ismaels fliegende Wale
Ismael einen Stengel an sich, wandte sich um und rannte fort, bis er in der See landete und ihm das Wasser zu den Hüften hinaufreichte. Er hob den Stengel über den Kopf und kippte ihn so, daß das Wasser ihm in den Mund lief.
Die Flüssigkeit war kühl und süß, aber es war nicht genug, um seinen Durst zu löschen. Er konnte nichts anderes tun, als in den Dschungel zurückzukehren und sich einen anderen zu holen.
Als er zurückging, sah er, wie ein Schatten an ihm vorbeizuckte, und er wirbelte herum, um nach oben zu sehen.
In der Ferne befand sich eine der großen roten Wolken, die von den gefräßigen Windwalen begleitet wurde.
Aber der Schatten war von einer Stelle gekommen, die weitaus näher lag. Etwa dreißig Fuß vom Boden entfernt war ein Lufthai über ihn hinweggeflogen, dem nun drei weitere folgten.
Die ersten beiden waren über ihn hinweggeflogen, aber die anderen schienen zu dem Entschluß gekommen zu sein, daß es keine Gefahr bedeutete, wenn sie ihn angriffen.
Sie tauchten zu Ismael hinab. Ihre Schwingen-Finnen änderten den Winkel, und ihre großen Mäuler klafften.
Er wartete, bis der erste bis auf sechs Fuß an ihn herangekommen war. Der Hai schwebte nur einen Fuß über dem Wasser und zischte.
Sein Maul erweckte den Eindruck, als gelüste es ihn danach, Ismael den Kopf abzubeißen, und genau das schien der Hai auch vorzuhaben.
Natürlich konnte er ihn nicht in der Luft erwischen, und wenn er landete, bedeutete das Wasser für ihn eine Behinderung. Oder nicht?
Ismael tauchte mit dem ganzen Körper unter, schloß Augen und Mund und stopfte sich zwei Fingerspitzen in die Nasenlöcher. Er zählte bis zehn und tauchte gerade in dem Augenblick wieder auf, als die untere Schwanzfinne des letzten Lufthais an ihm vorbeizischte und auf das Wasser klatschte.
In weniger dichtem Wasser wäre das Hinausklettern einfacher gewesen, und Ismael war zudem stark erschöpft. Er stieß sich, während er nach links schaute, mit den Beinen ab und erreichte schließlich wieder den schmalen Strand, von dem aus er Unterschlupf im Dschungel suchte.
Die Bestien waren bereits wieder aufgestiegen und schwebten hart gegen den Wind, wobei sie einen Winkel schnitten, der sie eine Viertelmeile von ihm entfernt über die See bringen würde. Dann wandten sie sich um und segelten nach Westen, wo sie erneut einen Positionswechsel vornahmen und die Schwingen rotieren ließen.
Ismael riß einen zweiten Stengel aus, bohrte seinen Finger hinein und trank. Die Gefahr und seine Aufregung hatten ihn seine Vorsicht vergessen lassen, und das war – wie er eine Minute später herausfand – sein Verderben.
Als er das erste Mal getrunken hatte, war von der erwarteten Lähmung nichts zu spüren gewesen. Er hatte sich so hingestellt, daß er, wenn die Lähmung doch kommen sollte, mit dem Gesicht auf den Strand fallen würde. Er hatte jedoch nichts gespürt. Aber das konnte daran gelegen haben, weil er weitaus größer war als das doppelnasige Tier; um ihn zu lähmen, bedurfte es einer größeren Wassermenge. Es war auch nicht unmöglich, daß der plötzliche Angriff der Lufthaie ein sanftes Gefühl der Betäubung in ihm unterdrückt hatte.
Aber zwei Schlucke in einem derart kurzen Zeitraum zeigten Wirkung. Er fühlte sich plötzlich matt und konnte sich nicht mehr bewegen. Durch das Zwielicht konnte er sehen und fühlen, wie die Kletterpflanze über seinen Rücken an ihm heraufglitt. Dann fühlte er, als das spitze Ende in seine Schlagader eindrang, einen stechenden Schmerz.
Die Lufthaie schwebten über ihm dahin und hatten durch die schützende Vegetation seinen Kopf als hellen Fleck ausgemacht. Es war ein Fehler gewesen, sich diesen Ort zum Trinken auszusuchen, obwohl es doch genügend dichtere Gewächse in der Umgebung gab.
Die Bestien schienen allerdings ziemlich vorsichtig zu sein. Sie kamen zwar näher, unternahmen jedoch keinen Versuch, ihn anzufallen. Zweifellos versuchten sie die Gefahren abzuschätzen, die ihnen möglicherweise drohten, wenn sie sich, um zuzubeißen, tiefer hinabwagten. Ismael verstand nicht ganz, wie sie funktionierten. Daß die mit Gas gefüllten Blasen dafür verantwortlich waren, daß sie schwebten, war ihm klar. Und weiter hatte er den Eindruck, daß sie, ohne Gas abzulassen, nicht viel tiefer kommen konnten. Möglicherweise war dies auch die Ursache des Zischens gewesen, das der erste Hai ausgestoßen hatte.
Um ihre Höhe zu behalten, würden sie die gleiche Taktik anwenden müssen wie
Weitere Kostenlose Bücher