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Ismaels fliegende Wale

Ismaels fliegende Wale

Titel: Ismaels fliegende Wale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip José Farmer
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ein und stopfte einen davon in Ismaels Mund. Während dieser Prozedur wurden sie von den Kletterpflanzen völlig ignoriert. Ismael nahm an, daß dies daran lag, daß sie inzwischen Fleisch und Blut erhalten hatten und den Spender deswegen verschonten. Trotzdem betäubte der Trunk sowohl ihn als auch das Mädchen für nahezu fünfzehn Minuten. Wäre in dieser Zeit ein Raubtier auf der Szene erschienen, hätte es sich ohne größere Anstrengung an den beiden Menschen gütlich tun können.
    Nachdem die Lähmung wieder vergangen war, versuchte Ismael ihr mit rollenden Augen und einem Krümmen des Körpers verständlich zu machen, daß sie ihn losbinden solle. Sie runzelte ausnehmend reizend die Stirn und blieb eine Weile sitzen, um den Sinn seines Verhaltens zu ergründen. Dann stand sie auf und durchschnitt lächelnd die aus Grasflechten bestehende Fessel. Ismael stand langsam auf, rieb seine Handgelenke und beugte sich dann vor, um das gleiche mit seinen Fußfesseln zu tun. Sie zog sich zurück und hielt das Messer griffbereit, aber nach einer Minute schien ihr aufzugehen, daß sie ihn würde gewähren lassen müssen. Sie steckte das Messer in eine an ihrem Gurt hängende Lederscheide zurück und wandte ihm den Rücken zu.
    Ismael kletterte auf eine fünfundvierzig Grad vom Boden abstehende Pflanze und warf einen Blick über den Dschungel. So weit er sehen konnte, streckte sich – ausgenommen auf der Spitze scheinbar ziemlich hoher Berge – die Vegetation aus. Der ganze Wald zitterte so, als fürchte er sich. Ismael selbst war der endlosen Vibration und des nur matten, aber spürbaren Gefühls des Unwohlseins und der daraus resultierenden Übelkeit müde. Offenbar störte diese ständige Bewegung das Mädchen nicht, was kein Wunder war, wenn sie es nicht anders kannte.
    Überall – ausgenommen zu seiner Rechten – breitete sich Dschungel aus. Rechterhand lag die tote See, deren Bewegung das einzige Anzeichen von Leben hervorrief.
    Die Lufthaie waren verschwunden. Fern im Westen befand sich ein breites rötliches Gebilde, von dem er annahm, daß es sich dabei um eine der treibenden, aus kleinen Objekten zusammengesetzten Wolken handelte. Mit ihr würden möglicherweise noch weitere dieser monströsen Kreaturen der Luft und vielleicht sogar noch mehr Haie kommen.
    Die große rote Sonne hatte eine Entfernung zwischen sich und den Himmel gebracht, aber immer noch war sie ein Viertel ihrer Gesamtstrecke vom Horizont entfernt. Die Hitze hatte zugenommen, und Ismael fühlte sich schon wieder durstig. Wenn Trinken aber gleichbedeutend mit einer fünfzehnminütigen Lähmung war, wollte er gern darauf verzichten. Außerdem: Wie würden die Nebeneffekte dieser betäubenden Droge sich auswirken? Bis jetzt hatte er allerdings weder Kopfschmerzen noch andere Nachteile verspürt.
    Er sah nach unten, auf das Mädchen. Sie war auf ein gigantisches Blatt geklettert, das wie eine Hängematte zwischen zwei dickpfahligen Pflanzen hing, legte sich hin und bereitete sich offenbar auf ein Schläfchen vor. Er fragte sich, ob sie sich darauf verließ, daß er hier Wache hielt, oder damit rechnete, daß er sich auf irgendein anderes in ihrer Nähe befindliches Blatt zurückzog und es ihr gleichtat. Wenn sie keinen Wert darauf legte, ihn zu informieren, konnte sie auch keine Befürchtungen hegen. Dennoch konnte Ismael eine derartige Sorglosigkeit nicht verstehen. Selbst an diesem Ort gab es genug bekannte Schrecken. Was war mit denen, die er noch gar nicht kannte?
    Bevor er sich niederlegte, um sich die Frage zu stellen, ob er träumen oder nicht träumen sollte, sah er sich noch einmal um. Die absolute Fremdheit des zu dunkelblauen Himmels, die an Gulliver im Land der Riesen erinnernde blutrote Sonne, die salzdicke See, das vibrierende Land, die blutsaugende, lähmende Vegetation und die durch die Luft schwärmenden Tiere und Pflanzen – all dies griff nach seinem Herzen und quetschte es zusammen. Ihm war nach Weinen zumute, und genau das war es, was Ismael tat.
    Später dachte er darüber nach, wohin es ihn verschlagen haben könnte. Die Rahel hatte sich im Jahre 1842 auf der nächtlichen Oberfläche der Südsee befunden, woraufhin sich etwas ereignet hatte, das allen Naturgesetzen widersprach. Und dann, als hätte die See sich ganz plötzlich in nichts aufgelöst, war das Schiff gefallen.
    Als ob die See sich aufgelöst hatte. Was war, wenn sie sich aufgelöst hatte und zwar nicht durch Magie, sondern durch Verdunstung? Durch die

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