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Ist es nicht schoen, gemein zu sein

Ist es nicht schoen, gemein zu sein

Titel: Ist es nicht schoen, gemein zu sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecily von Ziegesar
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sich die eine in den Mund. Die übrigen Gäste schlenderten erst
jetzt nach und nach ins Esszimmer und suchten nach ihren Plätzen. Blair wusste,
wie unhöflich es war, zu essen, bevor alle saßen, aber mit vollem Mund konnte
sie nicht reden, und das kam ihr sehr entgegen.
    »Total blöd, dass ich nicht da war.« Serena
beobachtete, wie Blair die andere Hälfte des Brötchens dick mit französischer,
gesalzener Butter bestrich. »Aber bei mir war letztes Jahr einfach ständig was
los. Ich kann dir sagen, das war echt eine total verrückte Zeit.«
    Blair nickte und kaute bedächtig wie eine
wiederkäuende Kuh auf ihrem Brötchen herum. Serena wartete darauf, dass Blair
sie danach fragte, wie verrückt alles gewesen war, doch Blair kaute bloß
schweigend weiter. Sie wollte nichts von den verrückten Sachen hören, die
Serena erlebt hatte, während sie zu Hause zuschauen musste, wie sich ihre Eltern
um antike Sessel stritten, in denen nie jemand saß, um Teetassen, aus denen nie
jemand trank, und um hässliche, wertvolle Gemälde.
    Serena hätte Blair gern von Charles erzählt, dem
Rasta- Typ aus ihrem Internat, der sie überreden wollte, mit ihm nach Jamaika
abzuhauen. Von dem französischen Studenten Nicholas, der aus Prinzip keine
Unterhosen trug und ihrem Zug in seinem winzigen Fiat von Paris nach Mailand
hinterhergefahren war. Von dem Abend in Amsterdam, an dem sie so viel gekifft
hatte, dass sie mit ein paar betrunkenen Nutten in einem Park übernachten
musste, weil sie den Namen ihres Hotels vergessen hatte. Sie wollte Blair
erzählen, wie hart sie es fand, dass man sie an der Hanover Academy nicht in
die zwölfte Klasse aufnehmen wollte, bloß weil sie ein paar Zusatzwochen an die
Sommerferien drangehängt hatte. Sie wollte ihr sagen, wie viel Panik sie hatte,
morgen wieder auf die Constance-Billard-Schule zu müssen, weil sie im letzten
Jahr nicht gerade viel für die Schule gemacht hatte und fürchtete, den
Anschluss zu verlieren.
    Aber Blair interessierte das alles nicht. Sie nahm
sich noch ein Brötchen und biss gierig hinein.
    »Wein, Miss?«, fragte Esther, die plötzlich mit der
Flasche links neben ihr aufgetaucht war.
    »Ja, bitte.« Serena sah zu, wie der Cöte du Bhone in
ihr Glas plätscherte, und musste wieder an das Rote Meer denken. Vielleicht
hatte Blair doch irgendwie davon erfahren. War es das? Benahm sie sich deshalb
so komisch?
    Serena sah verstohlen zu Nate hinüber, der vier Plätze
rechts von ihr saß und sich angeregt mit ihrem Vater unterhielt. Zweifellos
über Segelboote.
    Sie beschloss, es zu riskieren. »Und du bist immer
noch mit Nate zusammen, was?«, sagte sie mutig zu Blair. »Wetten, ihr heiratet
noch mal.«
    Blair stürzte ihren Wein hinunter. Der schmale Rubinring
klackerte gegen das Glas. Sie griff nach dem Butterteller und klatschte eine
dicke Scheibe auf ihr Brötchen.
    »Hallo? Blair?« Serena stieß ihre Freundin sanft am
Arm an. »Alles okay?«
    »Ja, ja«, nuschelte Blair. Es war weniger eine Antwort
als eine vage, unverbindliche Äußerung, um die Kaupause zu füllen, in der sie
sich mit ihrem Brötchen beschäftigte. »Alles okay.«
    Esther trug die Ente, das Souffle vom Eichelkürbis,
den gedämpften Mangold und die Lingonbeerensoße auf und bald erfüllten das
Klirren von Silberbesteck auf Porzellan und ein mehrstimmig gemurmeltes,
anerkennendes »Ausgezeichnet!« den Raum. Blair häufte sich Essen auf den Teller
und machte sich darüber her, als hätte sie wochenlang gehungert. Und wenn sie
sich voll stopfte, bis ihr alles wieder hochkam, Hauptsache sie musste sich
nicht mit Serena unterhalten.
    »Boah!« Serena sah zu, wie Blair das Essen in sich
hineinstopfte. »Du musst echt Hunger haben.«
    Blair nickte. Sie schaufelte sich eine Gabel Mangold
in den Mund, den sie mit Wein hinunterspülte. »Total.«
    »Serena«, sprach Cyrus sie plötzlich vom Kopfende des
Tischs her an. »Erzähl doch mal von Frankreich. Deine Mutter sagt, du bist
diesen Sommer dort gewesen. Stimmt es wirklich, dass sich die kleinen
Französinnen alle barbusig sonnen?«
    »Doch, das stimmt schon«, sagte Serena. Sie zog kokett
eine Augenbraue in die Höhe: »Aber nicht nur die Französinnen. Ich hab mich
auch immer oben ohne an den Strand gelegt. Wie soll man denn sonst schön braun
werden?«
    Blair, die den Mund voll Souffle hatte, verschluckte
sich und spuckte den Brocken in ihren Wein. Er dümpelte als durchweichtes
Klößchen auf der purpurroten Flüssigkeit, bis Esther ihr das Glas wegzog

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